Mittelbayerische Zeitung: Spanndend, verworren und überraschend
Ein möglicher hauchdünner Erfolg für Schwarz-Gelb wäre noch keine Weichenstellung für den Bund. Von Reinhard Zweigler
Geschrieben am 20-01-2013 |
Regensburg (ots) - Dramatik pur an der Leine. Ein mögliches Patt
zwischen dem schwarz-gelben und dem rot-grünen Lager bei der
Niedersachsen-Wahl oder doch ein hauchdünner Wimpernschlag-Vorsprung
für das christlich-liberale Bündnis? Die totgesagte FDP profitierte
in ungekanntem Maße von Leihstimmen der Union. Und die SPD wiederum
redet sich das Wahlergebnis schön - und hält am Fettnäpfchen-Kandidat
Peer Steinbrück fest. So spannend, so verworren, so überraschend kann
Demokratie sein. Viel war in den Urnengang in Niedersachsen
hineingelegt worden. Eine klare Abrechnung mit Schwarz-Gelb
versprachen sich SPD und Grüne, die in der Tat bis vor wenigen Wochen
die Umfragen mit großem Vorsprung anführten. Doch Wahlen werden nun
mal per Stimmzettel entschieden und nicht in irgendwelchen
Meinungsbefragungen. Zumal immer mehr Wählerinnen und Wähler mit
ihrer Entscheidung bis kurz vor dem Urnengang abwarten. Die letzten
Tage, die letzten Eindrücke aus dem Wahlkampf werden somit immer
wichtiger. Warum Rot und Grün zuletzt derart absackten, muss sicher
gründlich untersucht werden. Es lag nicht nur am ungeschickt bis
äußerst tapsig agierenden Pleiten-Pech- und Peer-Kanzlerkandidaten
der SPD. Nur ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben, wäre viel zu
einfach. Offenbar gab es in Niedersachsen keine wirkliche
Wechselstimmung. Es gab keine wirklich zündenden Themen, mit denen
SPD und Grüne der Union die Wähler hätten abjagen können. Und der
beliebte Landesvater David McAllister lag klar vor dem weithin
unbekannten, ziemlich hölzernen SPD-Kandidaten Stephan Weil.
Außerhalb der Landeshauptstadt hatte es der SPD-Mann jedenfalls
deutlich schwerer. Parallelen zum Wahlkampf in Bayern drängen sich an
dieser Stelle geradezu auf. Zumindest, was die personelle
Konstellation zwischen Landesvater Horst Seehofer und seinem
SPD-Herausforderer Christian Ude betrifft. Aber freilich wachsen auch
im so genannten bürgerlichen Lager die Bäume nicht in den Himmel.
Allen Beteuerungen zum Trotz, der FDP keine "Leihstimmen" zu
organisieren, war die Blutzufuhr für die siechende Rösler-Partei der
Schlüssel zum möglichen knappen Erfolg. Viele Unions-Wähler gaben
ihre Erststimme dem eigenen Kandidaten, die Zweitstimme jedoch
wanderte zur FDP. Das ist ein bemerkenswertes taktisches Verhalten,
dass in diesem Ausmaß unbekannt war. Auch die Bayern-FDP wäre über
eine Blutzufuhr aus christsozialen Adern nicht unzufrieden. Doch
abseits der Taktik hatten auch CDU und FDP keine wirklich packenden
Themen zu bieten. In Niedersachsen intonierten die Christdemokraten
das "Weiter-so-mit-Merkel" als "Weiter-so-mit-McAllister". Der
Kanzlerinnen-Getreue, dem bereits Posten in Berlin angedichtet
wurden, wenn er in Hannover scheitern sollte, kann von seinem
Amtsbonus zehren. Vielleicht war auch das bei der knappen Wahl ein
Schärflein, dass die Waage zugunsten von Schwarz-Gelb kippte. Nicht
unerwartet hingegen flog die Linke im hohen Bogen aus dem
niedersächsischen Landtag. Die Erfolglosigkeit im Westen setzte sich
fort. Und die noch vor einem Jahr euphorisch gefeierten Piraten
dürfen erst gar nicht in den Landtag einziehen. Sie haben ihren Zenit
offenbar bereits wieder überschritten. Flaute statt frischer Brise.
Die Wähler beider Parteien sind freilich für Rot und Grün
hochinteressant.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
442154
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Mali Bielefeld (ots) - Wie fest steht Deutschland an Frankreichs Seite?
Ein entschlossener Kampf gegen den Terrorismus sieht auf jeden Fall
anders aus. Zwei Transportmaschinen hat die Bundesregierung nach Mali
geschickt. Das geht über ein Daumendrücken für unseren Nachbarn im
Westen nicht hinaus. Andererseits verwundert es, dass Terroristen in
Nordafrika besser auf einen Militäreinsatz der Franzosen vorbereitet
waren als beispielsweise die Briten oder Deutschen. Denn die
Geiselnahme in der algerischen Wüste war keine spontane Reaktion auf mehr...
- Schwäbische Zeitung: Schavan muss durchhalten - Kommentar Leutkirch (ots) - Es ist ein quälendes Verfahren. Seit April
verteidigt sich Bildungsministerin Annette Schavan gegen
Plagiatsvorwürfe bei ihrer vor 32 Jahren eingereichten Doktorarbeit.
Dass es vielleicht Unkorrektheiten bei Zitaten gab, schließt Schavan
selbst nicht aus. Aber die meisten, die promoviert haben, glauben an
ihre Unschuld. Denn ihre Promotion ist keine Collage von
abgeschriebenen Zitaten, sondern eine ernst zu nehmende Arbeit, ihr
früherer Doktorvater spricht von einer "sehr beachtlichen" Leistung.
Von der einst unterstellten mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Niedersachsen-Wahl Bielefeld (ots) - Gilt das jetzt noch als Landtagswahl oder schon
als Glücksspiel? Die Grünen fahren in Niedersachsen ein
Rekordergebnis ein, doch die Sensation des Abends ist die FDP.
Vorgestern noch auf dem politischen Sterbebett, bejubelt die liberale
Seele heute ein Ergebnis dicht an der Zweistelligkeit. Die Lager
Schwarz-Gelb und Rot-Grün liegen bis zum Schluss nahezu gleichauf:
David McAllister könnte für die CDU am Ende hauchdünn das Amt des
Ministerpräsidenten retten. Doch die Republik rätselt, was man mit
diesem kuriosen mehr...
- Weil (SPD): Steinbrück hat SPD nicht gebremst Bonn/ Hannover (ots) - Bonn/Hannover, 20. Januar 2013 - Der
niedersächsische SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil hat sich im
PHOENIX-Interview mit dem Ausgang der Landtagswahl hoch zufrieden
gezeigt: "So oder so sehen Sie einen ziemlich zufriedenen Kandidaten
vor sich." Einen negativen Einfluss Peer Steinbrücks auf das
Wahlergebnis sieht Weil nicht: "Ich kann in unserem Ergebnis keine
Bremsspuren erkennen." Für den Fall, dass in Hannover SPD und Grüne
die neue Regierung bildeten, kündigte Weil die Abschaffung der
Studiengebühren an. mehr...
- Birkner (FDP): Rösler hat großen Anteil am Wahlergebnis Bonn/ Hannover (ots) - Bonn/Hannover, 20. Januar 2013 - Der
Niedersächsische Umweltminister und FDP-Spitzenkandidat Stefan
Birkner sagte im PHOENIX-Interview: "Die FDP konnte nun in drei
Landtagswahlen Erfolge feiern, die man uns nicht zugetraut hat.
Philipp Rösler hat einen großen Anteil an diesem Wahlergebnis".
Pressekontakt:
PHOENIX-Kommunikation
Pressestelle
Telefon: 0228 / 9584 190
Fax: 0228 / 9584 198
pressestelle@phoenix.de mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|