Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur EU-Mitgliedschaft
Geschrieben am 23-01-2013 |
Bielefeld (ots) - Premierminister David Cameron will einen
»besseren Deal« für Großbritannien. Damit begründet er sein Vorhaben,
die Briten Ende 2017 über die EU-Mitgliedschaft abstimmen zu lassen.
Wer Europa nur als Deal im Sinne eines besonders vorteilhaften
Geschäfts versteht - im Umkehrschluss zulasten des Partners also -
betrachtet, offenbahrt pure Unkenntnis der europäischen Idee. Wenn
Großbritannien überhaupt eines Deals bedarf, dann schon eher jenes
»New Deals«, mit dem Präsident Franklin D. Roosevelt die USA mit
Wirtschafts- und Sozialreformen aus der Weltwirtschaftskrise von 1929
bis 1933 herausführte. Camerons Vorstoß ist vor allem ein
gefährliches Spiel. Er selbst will in der EU bleiben, aber die ihn
hart bedrängenden EU-Gegner im eigenen Lager zum Schwur zwingen.
Philipp Rösler hat mit einem ähnlichen Coup seine ziemlich besten
Parteifreunde genial ausgetrickst. Ob das Spiel über Bande und
Camerons aktuelle Wahlperiode hinaus auch gelingt, ist eher
zweifelhaft. Kurzum: Cameron spielt Vabanque. Der Premier gibt vor,
die EU reformieren und zukunfstfest machen zu wollen, aber setzt
dabei das Wohlergeben seiner schwer angeschlagenen britischen
Volkswirtschaft ausf Spiel. Das schuldengeplagte Großbritannien
sollte besser darum kämpfen, sein AAA-Rating zu retten. Niemand weiß,
wie die Briten in einem Referendum in fünf Jahren auf die Frage
»Bleiben oder austreten?« letztlich abstimmen. Die typisch britisch
verkürzte Diskussion über »pros and cons« - das rein
volkswirtschaftliche Pro und Contra - muss einige erhebliche
Gegenargumente wägen.
Erstens: Im Falle eines EU-Austritts benötigte Großbritannien eine
Reihe von bevorzugten Handelsabkommen, so wie sie heute mit der
Schweiz bestehen. Aber warum sollte die EU Reisende aufhalten? Beim
Austausch von Gütern und Dienstleistungen ist das Vereinigte
Königreich sechsmal stärker auf die EU angewiesen als die
Gemeinschaft auf Großbritannien.
Zweitens: Schon heute beruht das britische Bruttoinlandsprodukt zu
50 Prozent auf Investitionen aus dem Ausland. Jede Unsicherheit über
die Zukunft des Landes, würde den Standort unattraktiv machen.
Kontinentaleuropa böte anlagewilligen Öl- und Asienmilliarden
automatisch den sichereren Hafen.
Drittens: Die Briten müssten sich auf einen deutlich niedrigeren
Lebensstandard einstellen und versuchen, die Schwäche ihres Pfundes
auf Drittmärkten wieder zu stabilisieren. Dort sind allerdings einige
Euro-Länder trotz der auf der Insel lauthals beklagten EU-Fesseln
heute schon erfolgreicher.
Vieles spricht dafür, dass Camerons Strategie darauf beruht, nicht
seinem Volk, sondern den unsicheren Kantonisten innerhalb der
Konservativen die Folterwerkzeuge zu zeigen. Außerdem müssen diese
ihm erst einmal die Wiederwahl sichern, ob sie wollen oder nicht.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
442834
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Auf dem Weg in die Goslarer Republik
= Von Sven Gösmann Düsseldorf (ots) - Die mächtigste Politikerin Deutschlands mag im
Kanzleramt sitzen. Der seit Sonntag mächtigste Politiker Deutschlands
aber sitzt, wenn er nicht in Berlin weilt, in einem unscheinbaren
ehemaligen Bergarbeiterhäuschen in Goslar: SPD-Chef Sigmar Gabriel.
Seit dem rot-grünen Wahlerfolg in Gabriels Heimatland Niedersachsen
kommen die SPD-regierten Staatskanzleien gar nicht mehr mit dem
Zählen der Initiativen nach, die ihr Parteichef anstößt. Ob
Abschaffung des Betreuungsgelds, volle Rechte für
gleichgeschlechtliche Partnerschaften mehr...
- WAZ: Von Katholiken, Grünen und Pillen
- Kommentar von Ulrich Reitz Essen (ots) - Der Kölner Kardinal Meisner hat sich beschämt
gezeigt über die Zurückweisung einer offenbar vergewaltigten Frau
durch zwei katholische Kliniken. Gleichzeitig lehnt er aus
grundsätzlichen, glaubensdogmatischen Gründen die Pille danach weiter
ab. Wie geht das zusammen? Eine Anweisung, vergewaltigte Frauen in
katholischen Kliniken nicht zu behandeln, weil am Ende die Pille
danach stehen könnte, gibt es offenbar nicht. Die Ärzte, die das
katholische Dogma über ihre Verpflichtung zum Helfen stellten,
dachten aber, sie handelten mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Israel Halle (ots) - Für Israels Regierungschef ist dieser Wahlausgang
eine Blamage. Sein Tunnelblick war im Wahlkampf allein auf die
Siedlerlobby fixiert. Als wenn in Israel eine politische Mitte gar
nicht mehr existiere und man getrost die Proteste gegen zu hohe
Lebenskosten und ungleiche Lastenverteilung beim Wehrdienst vergessen
könne. Das hat ihn eine Menge Stimmen gekostet. Die
nationalreligiösen Eiferer vermochte Netanjahu nicht einzufangen. Die
bevorzugten die Ultrarechten um Naftali Bennett, der ohne Wenn und
Aber einen Palästinenser-Staat mehr...
- RNZ: Unis sollten einheitlich prüfen Heidelberg (ots) - Jede Hochschule prüft nach eigenem Gutdünken.
So auch die Universität Düsseldorf im Fall von Bildungsministerin
Annette Schavan. Das ist ärgerlich, weil durch die provinzielle
Vielfalt Misstrauen geschürt werde kann: Dürfen die das überhaupt?
Kann ein Philologe die Arbeit eines Erziehungswissenschaftlers
bewerten? Gibt es einheitliche Standards? Es wäre sinnvoll, wenn die
deutschen Universitäten nicht nur ihre Bachelor- und
Masterstudiengänge harmonisierten, sondern auch ihre
Promotionsordnungen. Alles wäre dann mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Straßenbau in Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Aber wer nachhaltig sparen will, muss manchmal auch
Geld ausgeben. Die Straßen und Brücken sind das beste Beispiel: Wenn
man nichts macht, werden da aus kleinen Schäden irgendwann große -
und eine Reparatur wird immer teurer. Die Infrastruktur ist ein
Pluspunkt Sachsen-Anhalts, den darf man nicht verspielen. Man kann
sich auch kaputt sparen.
Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200 mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|