Westdeutsche Zeitung: Die Briten sollen über den Verbleib in der EU abstimmen =
von Peter Lausmann
Geschrieben am 23-01-2013 |
Düsseldorf (ots) - Es wirkt wie die Trotzreaktion eines verwöhnten
Kindes: Der britische Premierminister David Cameron droht indirekt
mit einem EU-Austritt, wenn sich Brüssel nicht nach den Wünschen der
Briten verändert. Das klingt grotesk, da sich die Briten bislang in
der Rolle des Außenseiters stilisierten und wie kein anderes Mitglied
Vergünstigungen einstrichen. Dennoch sind die Briten EU-skeptisch wie
kaum ein anderes europäisches Land. Das hat einen Grund: Traditionell
nutzen britische Politiker die anti-europäische Stimmung für
innenpolitische Zwecke. So nun auch Cameron, der sich durch die
Ankündigung eines Referendums über die EU-Mitgliedschaft offenbar
seine Wiederwahl 2015 sichern will. Das ist schäbig, denn die
europäische Idee ist zu schade für innenpolitisches Vabanque-Spiel
und außenpolitische Erpressung.
Ein populistisches Referendum ersetzt keine politische Strategie.
Doch genau die hätte Cameron dringend nötig, um den Briten die
Bedeutung der EU klarzumachen. Denn wenn diese von der EU sprechen,
meinen sie allein den gemeinsamen Markt, denn sie sind mental in den
90ern stehengeblieben. Im britischen Denken geht es nur um Geld und
Macht und nochmals Geld. Der Friedensgedanke, der kulturelle
Austausch und enge Kooperation spielen auf der Insel nur eine
nachgeordnete Rolle. Das bestätigt Camerons Argumentation, die allein
auf Bürokratie und Wirtschaft abzielt, anstatt dem die historische
Dimension entgegen zu halten.
Die Gemeinschaft lebt vom konstruktiven Kompromiss. Doch London
bevorzugt seit Jahrzehnten Alleingänge und klammert sich dabei an
seinen längst verlorenen Status als Großmacht. Anstatt von innen zu
gestalten, treiben die Briten aus dem Schmollwinkel quer. Die von
ihnen kritisierten Probleme der EU sind so auch das Produkt ihrer
eigenen Politik.
Dennoch wäre ein Austritt der Briten fatal für alle Beteiligten.
Neben wirtschaftlichen Aspekten ist vor allem die EU-Dynamik in
Gefahr. Bislang wuchs Europa zusammen - für mehr Frieden, Stabilität
und Wohlstand. Die Euro-Krise bremste die Entwicklung zwar, kehrte
sie aber nicht um. Der Austritt der drittgrößten Wirtschaftsnation
könnte hingegen eine Schubumkehr mit unabsehbaren Folgen sein.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
442844
weitere Artikel:
- Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Camerons Rede Rostock (ots) - Auf der Insel frohlocken vor allem jene, die sich
die Ära der "splendid isolation" - der "wunderbaren Isolation" vom
Ende des 19. Jahrhunderts - zurücksehnen. Doch damals war Britannien
Weltreich. Heute könnte es rasch einsam auf dem sich abnabelnden
Eiland werden. Denn die britische Industrie verkauft derzeit mehr
Waren nach Nordrhein-Westfalen als nach Indien. Nicht mal mehr als
Tor für US-Investments in die EU würde Großbritannien taugen. Europa
wäre ohne die Briten ärmer, aber nicht handlungsunfähiger. Ganz im mehr...
- Lausitzer Rundschau: Kein Königsweg
Ramsauer und die Reform des Flensburger Punktekatalogs Cottbus (ots) - Rückschlag für Verkehrsminister Ramsauer: Seine
groß angelegte Punktereform droht im Bundesrat zu floppen. Der Streit
belegt, dass es bei den Flensburg-Neuerungen keinen Königsweg gibt.
Irgendjemand ist immer unzufrieden. Und sei es der Autofahrer.
Allerdings hat die Kritik der Länder ein anderes Gewicht - will
Ramsauer sein Vorhaben jetzt noch retten, muss er auf sie zugehen.
Dass er damit kein Problem hat, belegt der Prozess, in dem die Reform
entstanden ist. Erst hat der Minister einen Vorschlag gemacht, dann
durften mehr...
- Lausitzer Rundschau: Spiel mit dem Feuer
Großbritanniens Premier kündigt Referendum über EU-Mitgliedschaft an Cottbus (ots) - Wenigstens hat David Cameron seine Rede nicht am
22. Januar gehalten. Dieser Termin war nach mehreren Verschiebungen
tatsächlich eine Zeitlang ins Auge gefasst worden - aber ausgerechnet
an dem Tage, an dem Deutschland und Frankreich 50Jahre
Élysée-Vertrag feierten, wollte der britische Premier dann wohl doch
nicht einen Prozess in Gang setzen, der in einem Abschied seines
Landes von der Europäischen Union enden könnte. Also tat er es
einfach einen Tag später. Cameron spielt mit dem Feuer. Dabei ist es
ja mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Fachkräfte Osnabrück (ots) - Gefahr noch nicht gebannt
Es ist eine der ganz großen Herausforderungen für Wirtschaft und
Regierung: Wenn sich an den aktuellen Bedingungen nichts ändert,
werden im Jahr 2025 sechs Millionen Erwerbstätige weniger zur
Verfügung stehen als heute. Das wäre Gift für eine florierende
Wirtschaft. Schon jetzt beklagt jedes fünfte Unternehmen der
Informationstechnik, wegen fehlender Mitarbeiter Aufträge ablehnen zu
müssen. Solche Alarmzeichen müssen ernst genommen werden.
Das Problem ist seit Jahren bekannt, die mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Großbritannien/EU Osnabrück (ots) - Hoher Einsatz
Deutschland und Frankreich müssen zeigen, wohin der europäische
Weg geht: Mit dieser Ankündigung hat François Hollande erst am
Dienstag das Bekenntnis der beiden Länder zur EU zelebriert. Nur
einen Tag später winkt der britische Premier David Cameron ab: Nein
danke, wir brauchen euch nicht. Wir fragen unser Volk nach dem Weg,
und wenn der nach draußen führt, verabschieden wir uns eben.
Die Briten haben als Skeptiker der ersten Stunde sowieso schon
eine Sonderrolle - unter anderem halten sie mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|