Methode des Vereinigten Königreichs zur Bewertung von Behandlungen laut Forschern mangelhaft, von Anwendung in Europa wird abgeraten
Geschrieben am 25-01-2013 |
Brüssel (ots/PRNewswire) -
Der Ansatz des qualitätskorrigierten Lebensjahrs (engl. Quality
Adjusted Life Years; QALY) zur Bewertung dafür, welche
Behandlungsformen in die Gesundheitsangebote eingeschlossen sind, und
der im Vereinigten Königreich verwendet wird und in ganz Europa auf
grosses Interesse stösst, ist gefährlich fehlerhaft und sollte
abgeschafft werden. Das ergibt ein von der europäischen Kommission
gefördertes Forschungsprojekt.
Die Ergebnisse des Projekts wurden am 25. Januar auf einer
Konferenz in Brüssel zu Erkenntnissen im Gesundheitsbereich
bekanntgegeben. Gleichzeitig wurde dort auf die weitreichenden Mängel
bei der Vorgehensweise mancher Agenturen für
Medizintechnik-Folgenabschätzung hingewiesen, insbesondere im Falle
des National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) des
Vereinigten Königreichs, die bewerten, welche Behandlungen in
medizinischen Leistungen inbegriffen sind. Es wurde davor gewarnt,
dieses System in ganz Europa zu übernehmen.
Agenturen für Medizintechnik-Folgenabschätzung beurteilen, ob neue
Behandlungsmethoden von den gesetzlichen Gesundheitssystemen bezahlt
werden sollen. Das NICE verwendet dafür den Ansatz des
qualitätskorrigierten Lebensjahrs (QALY), eine gesundheitsökonomische
Theorie, die die Anzahl der Lebensjahre mathematisch in Relation zur
Lebensqualität aufgrund unterschiedlicher Behandlungsmethoden stellt.
Auf der Grundlage dieser Berechnung wird entschieden, ob Behandlungen
von den gesetzlichen Gesundheitssystemen übernommen werden oder
nicht. Wenn die Kosten im Vereinigten Königreich für ein QALY (d.h.
die Kosten für ein Jahr in voller Gesundheit) unter 30.000 GBP
liegen, wird die Behandlung normalerweise übernommen. Viele
europäische Länder denken derzeit darüber nach, das NICE-Modell zu
übernehmen.
Die QALY-Methode basiert auf vier zentralen Annahmen dazu, wie die
Patienten hinsichtlich zusätzlicher Lebensjahre und verschiedener
gesundheitlicher Zustände abschneiden. ECHOUTCOME, ein Projekt, das
von sechs Universitäten und Unternehmen über drei Jahre mit Kosten in
Höhe von 1 Million Euro durchgeführt wurde, um diese Annahmen zu
untersuchen, ergab, dass diese unzutreffend sind.
Im Rahmen der Untersuchung wurden 1.300 Teilnehmer in Belgien,
Frankreich, Italien und im Vereinigten Königreich befragt. Sie ist
damit die grösste Untersuchung zum qualitätskorrigierten Lebensjahr,
die bislang durchgeführt wurde.
Die Antworten zeigten, dass die Art, wie Menschen verschiedene
medizinische Ergebnisse bewerten, nicht in einer einzigen Formel
zusammengefasst werden können. Das Projekt kommt zu dem Schluss, dass
die Methode des qualitätskorrigierten Lebensjahrs ungeeignet ist, um
medizinische Entscheidungen zu treffen und dass sie von einem
flexibleren Ansatz ersetzt werden müsste.
Gerard Duru, emeritierter Forschungsleiter für Mathematik am
französischen Centre national de la recherche scientifique (CNRS),
erklärte: "Die zugrunde liegenden Annahmen des qualitätskorrigierten
Lebensjahrs sind in der realen Bevölkerung nicht überprüft worden.
Der QALY-Indikator ist keine gültige wissenschaftliche Methode. Wir
können gar nicht wissen, was wir da messen."
Ariel Beresniak, CEO von Data Mining International und
Projektleiter, sagte: "Agenturen wie das NICE sollten den QALY-Ansatz
zugunsten anderer Methoden abschaffen. Europäische Agenturen für
Medizintechnik-Folgenabschätzung, die derzeit die Übernahme des
NICE-Modells in Betracht ziehen, sollten das dringend überdenken."
Die vollständige Veröffentlichung mit Details zu Ergebnissen,
Methoden und Hintergrundinformationen zum qualitätskorrigierten
Lebensjahr ist hier verfügbar: http://www.echoutcome.eu/images/storie
s/ECHOUTCOME_Press_release_Europe.pdf
David Lewis
Telefon: +44-(0)8456-801-865
E-Mail: david@proofcommunication.com
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