Allgemeine Zeitung Mainz: Schmaler Grat / Kommentar zur Dallas-Neuauflage
Geschrieben am 28-01-2013 |
Mainz (ots) - Die Prognose ist nicht zu gewagt: Es könnte ein Fest
werden für die Generation 40plus. "Dallas" kehrt zurück, die Mutter
aller Seifenopern. Die Dialoge werden genauso hanebüchen sein wie vor
30 Jahren, es wird wieder gelogen, betrogen und bestochen werden,
dass sich die Balken biegen. Aber das ist egal, denn mit der Rückkehr
der Serie werden viele Menschen noch einmal an etwas erinnert werden,
was es eigentlich heute gar nicht mehr gibt: ein gemeinschaftliches
Bildschirmerlebnis, von dem so gut wie alle am nächsten Morgen
erzählen. Eine Form des Medienkonsums, wie sie in Zeiten von
Facebook, YouTube und gefühlten 275 Digitalkanälen vor allem für
Jüngere unvorstellbar ist. Den Wert vonSerien und dem Ritual, sie auf
Bildschirmen anzuschauen, haben Psychologen und Kulturwissenschaftler
hinlänglich beschrieben. Deswegen ist es müßig, sich über
vermeintlich oder tatsächlich triviale Inhalte erheben zu wollen.
Serien oder Reihen sind sozialer Klebstoff, und genau deswegen werden
sie nicht aussterben. Auch aktuellen Formaten wie dem "Tatort" oder
dem "Dschungelcamp" gelingt es - mit jeweils anderem Anspruch -
durchaus noch, zumindest für regelmäßig wiederkehrende
Gesprächsthemen zu sorgen, auch wenn die Quoten und damit die Wucht
eine andere ist als seinerzeit beim ersten Ausflug auf die Southfork
Ranch. Eine Wiederbelebung alter Serien ist also aus Sicht der
Programmmacher nur konsequent. Ob der Sprung in die Gegenwart
gelingt, entscheiden die Zuschauer. Der Grat zwischen Zeitgeist und
Zahn der Zeit und damit zwischen Erfolg und Misserfolg ist sehr
schmal: Einen weichgespülten J.R. will niemand sehen. Auf der anderen
Seite mag man sich gar nicht vorstellen, was der grinsende Ölbaron
der 80er etwa zur aktuellen Sexismus-Debatte beigetragen hätte ...
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de
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