Mittelbayerische Zeitung: Beruhigungspille im Wahljahr - Das Konzept zur Dämpfung der
Energiepreise ist noch ziemlich unausgegoren. Von Reinhard Zweigler
Geschrieben am 14-02-2013 |
Regensburg (ots) - Mancher Fahranfänger hat es vielleicht schon
einmal erlebt. Bremsen und Gas geben zugleich, das geht nicht. Es
sorgt höchstens für einen kapitalen Getriebeschaden. Dennoch
verfahren die beiden Energiewende-Minister Peter Altmaier und Philipp
Rösler im Grunde nach diesem fragwürdigen Motto. Der kräftige Anstieg
der erneuerbaren Energien soll abgebremst werden, weil er als
Haupttreiber die Strompreise zum Galoppieren bringt. Gleichzeitig
aber sollen klimafreundliche Stromquellen ordentlich zur Versorgung
beitragen und nach und nach Atom- sowie Kohle-Strom ablösen. Die
Strompreisbremse der Regierung, auf die sich die zerstrittenen
Minister erst in der Nacht zum Donnerstag verständigt hatten, ist
leider noch ziemlich unausgegoren. Würde ein Auto so schludrig
konstruiert und gebaut, es dürfte nicht auf deutschen Straßen fahren.
Das gestrige Sondertreffen von Rösler und Altmaier mit den
zuständigen Länderministern jedenfalls hat in Sachen wirksamer
Energie-Preisdämpfung noch keinen Durchbruch gebracht. Wie auch?
Union und FDP sind sich ja selbst nicht wirklich einig. Sie haben
sich bestenfalls auf einen Minimalkonsens verständigt, mit dem beide
Minister jeweils das Gesicht wahren können. Die Länder sind von den
Rösler-Altmaier-Vorschlägen erst recht nicht begeistert. Sie haben in
Sachen Öko-Energie durchaus unterschiedliche Interessen. Die einen,
etwa Bayern, träumen von der Selbstversorgung, setzen auf Solar-
und/oder einheimische Windkraft sowie Gaskraftwerke. Andere Länder,
vor allem die in den windreichen Küstenländern, sehen sich bereits
als große Windstrom-Exporteure für den Süden. Diese
Interessen-Gegensätze müssen ebenfalls ausgeglichen werden. Nur wie?
Die Politik agiert jetzt vor allem deshalb so geschäftig, weil die
Angst vor weiteren satten Preisanstiegen die Wähler und Wählerinnen
umtreibt. Strom könnte zum Luxusgut werden. Bereits heute wird jedes
Jahr einigen Hunderttausend sozial schwachen Haushalten der Strom
abgedreht. Altmaier ist schon vor wenigen Wochen mit Vorschlägen
vorgeprescht, die wohl auch als Beruhigungspille gedacht sind. Er
will alle ein wenig schröpfen. Die großen Stromfresser in der
Industrie, die bislang weitgehend geschont werden, sollen ebenso
etwas bluten wie die Betreiber von Öko-Stromanlagen und die
Investoren von Neu-Anlagen. Das große Ziel ist erst einmal die
Begrenzung der Öko-Stromumlage auf etwas mehr als fünf Cent. Nachdem
sie dieses Jahr kräftig nach oben schnellte. Altmaier hat gleich so
viele Vorschläge unterbreitet, dass die politische Konkurrenz
unmöglich alle in Bausch und Bogen ablehnen kann. Rösler, der
eigentlich das ganze Ökostrom-Umlagesystem kippen will, auch nicht.
Er würde sonst, wie die Opposition, als Verhinderer gebrandmarkt. Die
Botschaft des CDU-Ministers lautet: etwas mehr Gerechtigkeit beim
Tragen der Strompreisbürde. Dennoch fehlt noch vieles an Altmaiers
beziehungsweise Röslers Strompreisbremse. Warum zum Beispiel werden
die Stromversorger nicht gezwungen, die auch wegen der wachsenden
Anteile des Öko-Stroms sinkenden Strom-Börsenpreise an die Kunden
weiterzugeben? Warum profitiert der Staat infolge der auf die
Öko-Strom-Umlage aufgeschlagenen Mehrwertsteuer ungeniert am
Preisauftrieb? Oder warum wird die Öko-Stromvergütung nicht abhängig
von den Erzeugungskosten gemacht? Die Strompreisbremse ist längst
noch nicht durchkonstruiert.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
447030
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: Terrorismus
Buback-Sohn Michael sieht Parallelen bei den Ermittlungen zu RAF und NSU Halle (ots) - Der Sohn des von der RAF ermordeten
Generalbundesanwalts Siegfried Buback, Michael Buback, sieht
Parallelen zwischen den gescheiterten Ermittlungen gegen die
RAF-Terroristin Verena Becker und den Nationalsozialistischen
Untergrund (NSU). "Im Verfahren gegen Verena Becker sind Parallelen
zu den aktuellen NSU-Ermittlungen zu erkennen", sagte er der in Halle
erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe) "Es gab
Kontakte zum Verfassungsschutz. Akten sind verschwunden oder sind
vernichtet worden. Und man gewinnt mehr...
- Saarbrücker Zeitung: Aigner ruft Behörden zur Wachsamkeit auf Saarbrücken (ots) - Angesichts des sich ausweitenden
Pferdefleisch-Skandals hat Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner
(CSU) die Kontrollbehörden der Bundesländer zur Wachsamkeit
aufgerufen. Aigner sagte der "Saarbrücker Zeitung" (Freitag):
"Wichtig ist, dass alle falsch gekennzeichneten Produkte schnell vom
Markt genommen und Proben in den Labors gründlich untersucht werden,
auch auf Arzneimittelrückstände."
Aigner betonte weiter, bisher gebe es für Deutschland keine
Hinweise auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung, "doch mehr...
- LVZ: Niebel will erneut FDP-Präsidiumsmitglied werden / Kubicki will bei der Wahlkampfplanung mitbestimmen Leipzig (ots) - FDP-Präsidiumsmitglied Dirk Niebel will sich,
trotz heftiger innerparteilicher Kritik an ihm im Zusammenhang mit
der Krise von Parteichef Philipp Rösler, erneut um einen Platz im
Spitzengremium der Partei bewerben. "Wenn mein Landesverband mich
wieder nominiert, werde ich antreten", sagte Niebel der "Leipziger
Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe). Niebel verwies darauf, dass das
baden-württembergische FDP-Präsidium davon ausgehe, "dass der
Landesverband mich nominiert".
Der Südwest-Verband der Liberalen will an diesem mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Schulen in Sachsen-Anhalt: Gewerkschaft GEW kündigt ganztägige Warnstreiks an Halle (ots) - In Sachsen-Anhalts Schulen droht ab kommenden
Dienstag aufgrund von Streiks der Lehrerschaft Unterrichtsausfall.
Nach einem Bericht der Mitteldeutschen Zeitung (Online-Ausgabe) plant
die Bildungsgewerkschaft GEW "ganztätige Warnstreiks", vor allem in
Halle und Magdeburg, "punktuell aber auch in kleineren Städte", sagte
GEW-Sprecher Hans-Dieter Klein der Zeitung. Grund seien die in der
Nacht zum Freitag abgebrochenen Tarifverhandlungen für den
Öffentlichen Dienst. Die Arbeitgeberseite unter
Verhandlungsführerschaft von mehr...
- Remmel (Grüne): Keine Entwarnung beim Pferdefleisch Bonn (ots) - Bonn/Düsseldorf, 15. Februar 2013 -
NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) hat im
PHOENIX-Interview keine Entwarnung für den Verzehr von möglicherweise
mit belastetem Pferdefleisch hergestellten Lebensmitteln gegeben:
"Ich kann an der Front der möglichen Gesundheitsgefährdung noch keine
Entwarnung geben. Man fragt sich, warum man die Produkte miteinander
vermischt hat." Das betreffende Fleisch werde außerdem auch
Schadstoffe untersucht, und man könne "nicht ausschließen, dass wir
auch hier fündig werden", mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|