Schwäbische Zeitung: Klamauk ist nicht alles - Leitartikel
Geschrieben am 15-02-2013 |
Leutkirch (ots) - Armer Peer Steinbrück! Erst hat er abgelehnt,
jetzt muss er es sich doch gefallen lassen, von Stefan Raab bei einem
Fernsehduell befragt zu werden. Wer glaubt, bei einem Duell dieser
Größenordnung wäre ein Moderator Stefan Raab für Angela Merkel und
Peer Steinbrück keine Zumutung, der muss sich folgendes vorstellen:
Wie amüsiert wäre Bundestrainer Jogi Löw, würde er vom
Fernsehmeteorologen Ben Wettervogel zu einem Sturm über dem
italienischen Strafraum befragt? Und doch, die Sender bestimmen, wer
beim Kanzlerduell fragt, das ist die Haltung Merkels - und jetzt auch
Steinbrücks. Dabei geht es eigentlich um die tiefer reichende Frage:
Wie viel Entertainment verträgt Politik? Wer die allabendlichen
Talk-Runden im Fernsehen verfolgt, trifft nur noch alte Bekannte.
Arbeitgeber-Präsident Hundt erklärt, warum Unternehmer Gewinne
brauchen und warum das allen zugute kommt, die Vorzeige-Linke
Wagenknecht sorgt sich um die Spaltung der Gesellschaft. Beide haben
Recht, und dann? Dann geht es selten über Gemeinplätze hinaus, weil
die Zeit fehlt. Ein Beispiel: Der Spruch, dass der deutsche
Steuerzahler doch nicht im Ernst die Gelder der russischen Mafia auf
Zypern retten kann, ist richtig. Richtig ist aber leider auch, dass,
wenn er es nicht tut, und Zypern aus dem Euroraum ausgeschlossen
wird, er vielleicht am Ende mehr Geld ausgeben muss, weil die Zinsen
anderer Problemländer wie Spanien und Griechenland steigen könnten.
Politik ist zu komplex für einfache Antworten geworden. Deshalb wird
ein Zuschauer, ein Zuhörer, ein Leser, der sich einmal eine Stunde
Zeit für Wolfgang Schäuble - oder auch Peer Steinbrück - nimmt, am
Ende schlauer sein, als er es nach hundert Talk-Shows am Abend ist -
gleich ob Maybritt Illner oder Stefan Raab fragt. Um Politik zu
erklären, braucht man einfache Fragen und die Zeit, sich auch
komplizierte Antworten anzuhören. Das würde den gestanzten Polit-Talk
mehr verändern als lustige Fragen über zu ernste Themen.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
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