(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Billiger Trick Zur Kehrtwende Brandenburgs beim BER-Nachtflugverbot

Geschrieben am 20-02-2013

Cottbus (ots) - Es war eine Aktion mit Überraschungseffekt: SPD
und Linkspartei in Brandenburg kündigten am Dienstag an, das
Volksbegehren gegen den Fluglärm anzunehmen. Doch wer in Schönefeld,
Kleinmachnow oder Blankenfelde nun über mehr Nachtruhe jubelte,
dürfte sich am Ende wohl zu früh gefreut haben. Denn der Beschluss,
den die rot-rote Regierungskoalition nun im Brandenburger Landtag
erzielen will, hat mit dem Originaltext des Volksbegehrens nicht mehr
viel zu tun. Streng genommen fordert sich Rot-Rot nur selber auf, mit
dem Land Berlin Verhandlungen über eine Ausweitung der Nachtruhe in
Schönefeld aufzunehmen. Von der von den Nachtfluggegnern geforderten
Ruhezeit von 22 bis 6 Uhr ist nicht mehr die Rede, und natürlich kann
jede Verhandlung am Ende auch scheitern. Viel spricht dafür, dass das
passieren wird. Denn Rot-Rot hat zum billigsten aller politischen
Tricks gegriffen: Das Volksbegehren wird bis zur Unkenntlichkeit
verändert. So lange, bis es zur eigenen Politik passt. Dann kann es
auch angenommen werden - und die Volksabstimmung ist vom Tisch. Was
Matthias Platzeck neue Luft verschafft. Schließlich ist der
Pannenflughafen längst zu einem beispiellosen Debakel der
Landespolitik geworden, über das ganz Deutschland lacht. Eine
erfolgreiche Volksabstimmung wäre da der Todesstoß: für die
Wirtschaftlichkeit des BER und für die politische Karriere von
Matthias Platzeck, der sein Schicksal bekanntlich mit dem Flughafen
verbunden hat. Schon deswegen wäre jeder Urnengang zum Nachtflug auch
eine Entscheidung über den Ministerpräsidenten. Schon deswegen ist es
der simple Wunsch nach Machterhalt, der Matthias Platzeck zum
Kurswechsel bringt. So wie er auch aus der Tagesordnung des Landtags
am kommenden Mittwoch spricht: Während sich die Parlamentarischen
Geschäftsführer der Fraktionen bei anderen Themen schon einmal darauf
einigen konnten, dass jede Fraktion zehn Minuten Redezeit hat, kommt
bei der Fluglärmdebatte die Opposition zusammengerechnet auf gerade
einmal 16 Minuten. Kabinett und Regierungsfraktionen dagegen dürfen
stolze 41 Minuten reden. Wollte der Ministerpräsident einfach nur
mehr Nachtruhe, könnte er es einfacher haben: Das Land Brandenburg
und sein Infrastrukturministerium haben die Kompetenz festzulegen,
wann am BER geflogen wird. Ein Planergänzungsbeschluss würde genügen.
Welche Mehrheiten es im Aufsichtsrat eines Unternehmens zu dieser
Frage gibt, hat die Politik im Prinzip nicht zu interessieren -
selbst dann nicht, wenn das Land zugleich einer der Anteilseigner
ist. Doch im Fall des Großflughafens BER sind die
Interessenkollisionen mittlerweile so groß, dass das Land gar keine
andere Wahl mehr hat, als Rücksicht zu nehmen. Rücksicht auf die zu
erwartenden Schadenersatzforderungen der Flughafengesellschaft ebenso
wie Rücksicht auf die wirtschaftlichen Folgen eines Nachtflugverbots.
Nur für die nötige Rücksicht auf die Fluglärmgegner muss Platzeck
tief in den dreckigen Boden der politischen Trickkiste greifen.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

448122

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Wechsel Dr. Otto Bertermanns: Kluger Streich von Christine Schröpf Regensburg (ots) - Für die FDP - in Umfragen im Dauertief - ist es ein neuer Schlag ins Kontor: Mitten im Koalitionsstreit um die Studiengebühren, in denen die Liberalen gegenüber der CSU gerade zähneknirschend Positionen räumen müssen, platzt die Nachricht vom Überlaufen Otto Bertermanns. Der Münchner Abgeordnete ist nicht irgendwer: Er war Fraktionsvize und Gesundheitsexperte der Liberalen im Landtag. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger aber gelingt ein Coup - eingefädelt offenbar vom Abgeordneten Bernhard Pohl am Rande des Neujahrsempfangs mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Arznei-Tests an Menschen: Hohe Messlatte von Hanna Vauchelle Regensburg (ots) - Es ist jedes Mal dasselbe: Ob im Umwelt-, Verbraucher- oder Gesundheitsbereich - kaum wagt sich die EU-Kommission mit einem neuen Gesetzesvorschlag an die Öffentlichkeit, fürchtet Deutschland eine Aufweichung seines Schutzstandards. In vielen Fällen sind diese Sorgen unberechtigt und basieren lediglich darauf, dass manche Lobbygruppen geschickt ihre Interessen zu vertreten wissen. Doch wenn es um ein so heikles Dossier wie Arzneimittel-Tests an Menschen geht, kann gar nicht genau genug hingeschaut werden. Pharmahersteller mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur Wahl in Italien: Tabubruch auf Italienisch von Julius Müller-Meiningen Regensburg (ots) - Berlusconi zieht im Kampf um die Macht wieder alle Register. Seine kruden Thesen fallen auf fruchtbaren Boden. Italien ist politisch ein gespaltenes Land, der demokratische Grundkonsens, wie man ihn etwa aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz kennt, ist seit Jahren verloren gegangen. Der Grund dafür sind Silvio Berlusconi sowie die Schwäche der Institutionen und ihrer Vertreter. Viermal war der 76 Jahre alte Unternehmer aus Mailand in den vergangenen 20 Jahren Ministerpräsident, acht Jahre lang hat er mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Informationsverweigerung Karlsruhe (ots) - Brisante Informationen gibt niemand gerne preis - und freiwillig schon gar nicht. Journalisten, die einem Skandal auf der Spur sind oder auch nur einem Skandälchen, kennen das: Tagelang erreichen sie die zuständigen Ansprechpartner in Ministerien, Ämtern und Behörden nicht, und wenn doch, dann beantworten die auch die präzisesten Fragen noch mit freundlichen Allgemeinsätzen. So wird aus der gesetzlich garantierten Informationspflicht eine subtile Form der Informationsverweigerung. Die Bundesministerien, das Kanzleramt, mehr...

  • Rheinische Post: Union erwägt steuerliche Besserstellung gleichgeschlechtlicher Paare Düsseldorf (ots) - Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Adoptionsrecht homosexueller Partner hält die Unions-Bundestagsfraktion nun auch eine steuerliche Besserstellung der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften für möglich. "Ich gehe davon aus, dass sich die Stimmen mehren, die dieses Thema mit einer steuerlichen Besserstellung der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften verknüpfen wollen", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Günther Krings (CDU), der in Düsseldorf erscheinenden mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht