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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Oscar-Verleihung

Geschrieben am 25-02-2013

Bielefeld (ots) - Wer sich zu lange für seinen schönen goldenen
Preis bedankte, der wurde mit Filmmusik von der Bühne gescheucht:
»Der weiße Hai«. Eine Idee mit Biss. Die USA fletschten später noch
einmal die Zähne, aber da rieb sich der Zuschauer längst verwundert
die Augen: Was sollte diese »Oscar«-Verleihung sein? Festliche Gala?
Filmkunstfeier? Ein Konzert? Außenpolitik womöglich? Oder
Witzischkeit kennt keine Grenzen, Witzischkeit kennt kein Pardon auf
Amerikanisch? Als noch der selige Bob Hope die Show moderierte,
wusste man, jetzt kommen ein paar Mätzchen, über die schon die
Pilgrim Fathers gekichert haben. Diesmal sangen schwule Männer
zusammen mit dem Moderator Seth MacFarlane »We saw your Boobs«, wir
haben eure Brüste gesehen, und ins Dolby Theatre von Hollywood
marschierte der Herrenwitz ein. Es wurde überhaupt viel gesungen,
zeitweise gewann man den Eindruck, man säße beim »Echo« oder beim
»Grammy«. Als dann noch William Shatner alias Käpt'n Kirk erschien,
der bei jüngeren Fernsehauftritten bereits den Eindruck machte, er
fände heute mit der »Enterprise« kaum mehr die Abzweigung aus dem
Andromeda-Nebel zurück in die Milchstraße, war klar: Es musste etwas
passieren da vorne. Der Scoop ließ nicht lange auf sich warten:
Amerikas First Lady, live zugeschaltet aus dem Weißen Haus, durfte
einen der Sieger verkünden. »And the winner ist: 'Argo'!« Bester Film
also: ein Drama um die Befreiung amerikanischer Geiseln aus dem
»Gefängnis Iran«. Was aber, um Himmels willen, hatte die
Präsidentengattin dabei verloren? Die Gemeinde der Filmschaffenden,
sonst so stolz auf ihre Unabhängigkeit vom Staat, diente sich der
Politik an. Prompt schäumten die iranischen Medien, prompt
protestierte Teherans Kultusminister. Washingtons Gegenspieler in
Nahost fuhr die Krallen aus. Provokation gelungen. Mission
accomplished. Man stelle sich vor, das Sklaven-Epos »Django
Unchained« hätte gewonnen. Dann hätte die Welt Michelle Obama als
Anklägerin des amerikanischen Rassismus wahrgenommen. Welch ein
Signal - und ein grundfalsches dazu, denn die Ethnien in den USA
auszubalancieren, ist immer noch nicht gelungen, das bleibt auch für
Barack Obama eine delikate innenpolitische Aufgabe. Überhaupt: Sollen
wir jetzt noch daran glauben, dass die Stimmabgabe für die
»Oscar«-Kandidaten bis zur Öffnung der Kuverts geheim ist? Kaum. Die
Obamas kannten den Siegerfilm vorab. Dass sich Amerikas politische
Spitze blind in ein womöglich den Staatsinteressen zuwiderlaufendes
Statement lotsen lässt, ist schlicht undenkbar. Nein, diese
Provokation war kühl vorbereitet. Hollywood hat sich vor Washingtons
Karren spannen lassen. Insider, die den Niedergang der
US-Filmwirtschaft seit längerem alarmiert beäugen, haben es
vorhergesehen: Der einstige Nabel der Filmwelt ist bloß noch Kulisse.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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