Schwäbische Zeitung: Italiens Klamauk schadet Europa - Leitartikel
Geschrieben am 26-02-2013 |
Ravensburg (ots) - Wie kann es angehen, dass ein südeuropäisches
Land, das die Welt mit Michelangelo, Nabucco und Montepulciano
beglückt, sich wider besseres Wissen politisch zerlegt? Wie können
Bürger, die elegante Autos und vorzügliche Ledermäntel designen, die
obendrein ganz ordentlich Fußball spielen und wunderbar kochen
können, so offensichtlichen Marktschreiern auf der linken wie auf der
rechten Seite folgen und damit ihren Staat demontieren?
Vielleicht, weil der Staat eben nichts mehr gilt in Italien, weil
der Staat als Schmarotzer empfunden wird und eben nicht, wie in
anderen europäischen Ländern, als Bewahrer von Normen, die ein
einvernehmliches Miteinander ermöglichen.
Man schaue sich nur das italienische Wahlsystem an, das mindestens
so kompliziert wirkt wie der Straßenverkehr in Rom oder die
Müllbeseitigung in Neapel: Beide Kammern des italienischen
Parlaments, der Senat und die Abgeordnetenkammer, haben die gleichen
Befugnisse, es gibt komplizierte 8-Prozent- und 20-Prozent-Hürden, da
wird gerechnet und geschachert und am Ende blickt kaum noch einer
durch. Vor allem aber wird dem Bürger klar, dass er eigentlich
ziemlich alleine dasteht.
Italien erwartet nichts mehr von der Politik und schon gar nicht
von Europa. Darum sind die Silvio Berlusconis und die Beppe Grillos
so erfolgreich, obwohl die doch dem frustrierten Wähler das Blaue vom
Himmel versprechen. Umsichtige Sparer, wie Mario Monti und kluge
Mahner, wie Staatschef Giorgio Napolitano, werden in Italien
vielleicht geschätzt, ernst genommen werden sie nicht.
Tragisch ist nicht nur, dass Italien als ernstzunehmender Partner
aus Europa verschwinden könnte. Bedauerlich ist vor allem, dass der
gewaltige und mächtige Rest Europas, der es ernst meint mit Reformen
und einer Stabilisierung des Euro, durch diesen italienischen Klamauk
in Mitleidenschaft gezogen wird.
Die griechische Krise könnte irgendwann einmal wie ein Husten
erscheinen im Vergleich zur Embolie, die uns Italien, die drittgrößte
Wirtschaft der EU, zufügen kann.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
449205
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Besuch von US-Außenminister John Kerry: Neue, alte Freundschaft von Reinhard Zweigler Regensburg (ots) - Der gestrige Deutschlandbesuch des neuen
US-Außenministers John Kerry war mehr als eine diplomatische
Höflichkeitsgeste. Und das Lob, das er seinen deutschen Partnern in
Berlin spendete, war ebenfalls mehr als eine Floskel. Das zuletzt
leicht unterkühlte Verhältnis zwischen Washington und Berlin,
zwischen Obama und Merkel, könnte durch den erfrischend herzlichen
Kerry einen neuen Impuls bekommen. Für Kerry, der als Jugendlicher in
Berlin lebte, sind und bleiben die Europäer, vor allem die Deutschen,
wirkliche Partner. mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur Wahl in Italien: Von wegen naiv von Sebastian Heinrich Regensburg (ots) - Das Wahlergebnis in Italien hat Deutschland
erschreckt. Dabei ist es ein klares Signal an Europa.
Wer Klischees über Italien mag, der kommt seit Montagnachmittag
voll auf seine Kosten. Nach der Parlamentswahl herrschten
"italienische Verhältnisse", ist in einer Berliner Zeitung zu lesen.
Über die "Grande Confusione" auf dem Stiefel spöttelt ein
Boulevard-Blatt. Es wirkt überheblich, wenn festgehalten wird,
Millionen Italiener seien trotz der schwierigen Lage ihres Landes so
naiv, dass sie den "Populisten" mehr...
- Lausitzer Rundschau: Ohne Weitsicht
Friedrich und das NPD-Verbot Cottbus (ots) - Das ist alles andere als eine überzeugende
Vorstellung, die Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich in Sachen
NPD-Verbotsantrag bietet. Der Minister fährt in dieser Angelegenheit
seit Monaten zickzack. Und auch jetzt hat er sich wieder zu einer
Haltung entschieden, die nicht eindeutig ist. Schon gar nicht hat er
sich innerhalb der Regierung abgestimmt. Kein Wunder, dass die FDP
sich überfahren fühlt. Friedrich will die Länder auf ihrem Weg nach
Karlsruhe unterstützen, weiß aber noch nicht genau, wie. Das ist für mehr...
- Südwest Presse: Kommentar Aussenpolitik / USA Ulm (ots) - Ein deutlicheres Vertrauensvotum ist kaum denkbar:
Seit Anfang des Monats ist der neue amerikanische Außenminister John
Kerry im Amt, schon reist er nach Berlin, um die Beziehungen zu dem
aus US-Sicht wichtigsten europäischen Partner zu unterstreichen. Mit
dem Kompliment, das Präsident Barack Obamas neuer Chefdiplomat an die
Adresse der Kanzlerin Angela Merkel richtete, signalisiert er
zugleich Kontinuität. Gewiss hatte Obama schon nach seinem ersten
Wahlsieg einen Kurswechsel eingeläutet. Nachdem dessen Vorgänger
George mehr...
- Rheinische Post: Kirche in der Defensive
= Von Reinhold Michels Düsseldorf (ots) - In der Zeitung des Erzbistums Köln wurde ein
17-jähriger Katholik mit der altersgemäß saloppen Bemerkung zitiert,
hoffentlich wüssten die Verantwortlichen der Kirche, dass "die Hütte
brennt". Um im Brand-Bild zu bleiben: Wer es gut meint mit der
selbstverschuldet in die Defensive geratenen Weltkirche, wird ihr
jetzt einen starken Löschzugführer als Papst wünschen. Die
Konzils-Konstitution "Lumen gentium" spricht von der zugleich
heiligen und stets der Reinigung bedürftigen Kirche. Der scheidende
Feingeist Benedikt mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|