Dringend gesucht: Schwestern des Ikarus (BILD)
Geschrieben am 05-03-2013 |
Stuttgart (ots) -
*Mehr denn je setzt die Luftfahrtbranche auf Interesse und
Kompetenz der Mädchen und Frauen. Nicht zuletzt aus Gründen des
demographischen Wandels und des bevorstehenden Fachkräftemangels.
Frauen haben schon in den Geburtsjahren der Luftfahrt eine
wichtige Pionierrolle gespielt. Warum heute nicht wieder? Zumal
sich in einer Branche mit besten Wachstumsaussichten sichere
Arbeitsplätze und ausgezeichnete Verdienstmöglichkeiten
eröffnen.*
Die erste Frau weltweit, die nun ausgerechnet am 8. März des
Jahres 1910 ihren Pilotenschein Nr. 36 erwarb, war die Französin
Raymonde de Laroche. Es war das Jahr, als deutsche Sozialistinnen und
amerikanische Frauenrechtlerinnen auf einer Konferenz in Kopenhagen
beschlossen, einen Internationalen Frauentag ins Leben zu rufen. Der
wurde zwar erst 1921 fortan auf den 8. März festgelegt, doch Raymonde
de Laroche steht für eine wissbegierige, emanzipationswillige,
technikfaszinierte und ziemlich unangepasste frühe Frauengeneration,
die sich auch ins männlich dominierte Luftfahrtmetier unerschrocken
einzumischen gedachte. Nur wenige Jahre nach 1910 traten die
namhaften deutschen Luftfahrtpionierinnen auf den Plan: Melli Beese
als erste deutsche Lizenzinhaberin (Flugschein Nr. 116 im Jahr 1911),
Thea Rasche, Liesel Bach, Marga von Etzdorf zum Beispiel, aber auch
Melitta Schiller, spätere von Stauffenberg, Elly Beinhorn, Hanna
Reitsch und Beate Uhse. Frauen spielten stets eine wichtige Rolle in
den Anfangsjahren der Luftfahrt und haben eine ganze Menge
Pionierarbeit geleistet, am Steuerhorn wie am Reißbrett. Die
Schwestern des Ikarus mussten übrigens nicht nur fliegen können,
sondern ihre Maschinen auch technisch beherrschen, notfalls die
Motoren auseinanderbauen und sonstige Reparaturarbeiten ausführen
können.
Dass fliegende Frauen sozusagen auch ihre eigenen
Flugzeugmechanikerinnen sind, ist bei den modernen Maschinen heute
zwar nicht mehr zwingend nötig. Aber als zwingend nötig erachtet es
die wachstumsträchtige deutsche Luftfahrtindustrie, mehr Frauen zum
Beispiel als Fluggerätemechanikerinnen, Elektronikerinnen für
luftfahrttechnische Systeme auszubilden oder studierte
Luftfahrtingenieurinnen für eine Branchenkarriere zu begeistern. Kein
leichtes Unterfangen in der nach wie vor männerdominierten Bastion
Luftfahrt. Gerade einmal vier Prozent aller Beschäftigten dieser
Industrie sind Frauen. Beim Luftfahrtbundesamt sind von 10.400
Verkehrsflugzeugführern gerade mal 450 Frauen mit der
Berufspilotenlizenz ATPL (Air Transport Pilot License) registriert:
ebenfalls vier Prozent. Auch in den stets als fortschrittlicher
geltenden USA sieht es nicht viel besser aus: sechs Prozent der
600.000 Linien- und Privatpiloten sind Frauen, und ebenfalls nur vier
Prozent der 500.000 Luftfahrtindustriebeschäftigten sind weiblich. So
jedenfalls die erst 2012 gegründete Initiative "Frauen in die
Luftfahrt - Deutschland", die sich zum Ziel gesetzt hat, diese
Prozentziffern in den zweistelligen Bereich zu hieven.
Wie auch die deutsche Luftfahrtindustrie, die wie andere Branchen
darauf setzt, nicht nur, aber auch wegen des bevorstehenden
Fachkräftemangels, Frauen für eine Karriere in der Branche zu
gewinnen. So will Airbus bei seinen für 2013 geplanten 3.000
Neueinstellungen weltweit 25 Prozent Frauen rekrutieren. Derzeit
beschäftigt Airbus rund 15 Prozent Frauen und liegt damit weit über
dem Branchendurchschnitt. Auch Senior-Managerin Sandra Blunck, 35,
verantwortlich für die Qualität von Standardbauteilen (siehe
untenstehendes Interview) liebt es, sich in einer männerdominierten
Technikwelt zu beweisen. Nicht nur aus der Perspektive dieser
Spitzenfrauen betrachtet erweist sich die Luftfahrtindustrie als eine
Karrierebasis, die kontinuierlich hochwertige und damit gutbezahlte
Arbeitsplätze in Deutschland schafft und Frauen damit weit bessere
Verdienstchancen bietet als die von weiblichen Berufsaspiranten oft
bevorzugten, aber schlecht bezahlten Dienstleistungsbranchen.
Bei aller Pionierleistung von Frauen in der Luftfahrt zu Beginn
des 20. Jahrhunderts: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie, zumal in
Deutschland, das bis 1955 keine eigene Luftfahrtindustrie (außer
Segelflug) unterhalten durfte, wieder an Heim und Herd verbannt.
Pilotinnen, gar Berufspilotinnen, traten erst viel später wieder auf
den Plan. Man schrieb sage und schreibe schon das Jahr 1980, als die
Lufthansa die ersten Frauen fürs Cockpit ihrer Verkehrsmaschinen
ausbildete, die Air France hatte das schon 1973 zugelassen. Obwohl
vor dem Krieg bereits eine Frau, Marga von Etzdorf, 1928 für die
damalige Luft Hansa fliegen durfte. "Eher wird eine Frau
Boxweltmeister im Schwergewicht als Kapitän bei der Deutschen
Lufthansa" - dieses Zitat von Flugkapitän Alfred Vermaaten,
ehemaliger Leiter der Bremer Verkehrsfliegerschule, galt bis in die
Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Heute beschäftigt die
Lufthansa knapp 300 Frauen unter ihren 3.200 Piloten. Zum Beispiel
auch Kerstin Felser, 39, die erste Pilotin, die seit zweieinhalb
Jahren den neuen, rund 400 Millionen Dollar teuren Airbus A380
mitsamt seiner mehr als 500 Passagiere an Bord als "Erster Offizier"
steuert. "Den A380 zu fliegen ist eine Wonne", sagt die
Berufspilotin, die vor mehr als 20 Jahren ihre fliegerische Karriere
mit der Privatpilotenlizenz begann.
Fliegen ist das Eine, konstruieren, schrauben, installieren,
managen das Andere. Flugzeuge und die dazugehörigen Triebwerke zu
entwickeln, sie nach allen Zertifizierungsvorschriften der
Überwachungsbehörden lufttüchtig zu machen, die Innenausstattung
kundengerecht zu perfektionieren, das sind Aufgaben, die in den
Unternehmen der Luftfahrtindustrie bewältigt werden müssen. So
verzeichnet zum Beispiel der Münchner Triebwerkshersteller MTU Aero
Engines mittlerweile einen Frauenanteil von 13,8 Prozent. 8,4 Prozent
der Führungspositionen des Unternehmens mit 8.200 Beschäftigten sind
inzwischen von Frauen besetzt.
Ob der seit Jahren bewährte "Girl's Day", an dem Mädchen zwischen
10 und 14 mit Aerodynamikerinnen, Logistikerinnen oder
Entwicklungsleiterinnen ins Gespräch kommen, ob Technikprojekte an
Grundschulen und Gymnasien, ob Studienstiftungen, ob Wettbewerbe an
Hochschulen: Die Unternehmen der deutschen Luftfahrtindustrie setzen
alle möglichen Instrumente ein, um auch und vor allem Mädchen und
Frauen auf eine Karriereschiene zu locken, die himmelwärts führt.
"Noch immer steht für einen Großteil der Männer der Beruf im
Mittelpunkt ihrer Lebensgestaltung, während Frauen versuchen, einen
Mittelweg zwischen Familie und Beruf zu finden", so eine
MTU-Sprecherin. "Diese Unterschiede kann auch die MTU nicht auflösen.
Als Arbeitgeber setzt sie alles daran, alle Mitarbeiter in der
Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu unterstützen. Die MTU bietet
deshalb bereits bedarfsgerechte Arbeitsformen, Arbeitszeitmodelle und
Unterstützungsleistungen an."
Das gilt auch für den anderen großen Triebwerkshersteller Rolls
Royce, der mehr als 3.000 Mitarbeiter an den beiden
Deutschland-Standorten Dahlewitz bei Berlin und Oberursel bei
Frankfurt beschäftigt. Auch im Brandenburgischen und im Hessischen
befinden sich Frauen kontinuierlich auf dem Vormarsch. Der Girl's Day
am 25. April 2013 in Dahlewitz ist bezeichnenderweise schon
ausgebucht. Aber dabei lässt es Rolls Royce längst nicht bewenden.
Vor mehr als drei Jahren wurde das Rolls-Royce Germany Wo Men's
Network (RRGWN) ins Leben gerufen, um das Potenzial für den Einsatz
hochqualifizierter weiblicher Mitarbeiter noch besser auszuschöpfen.
Wie im Namen schon angedeutet, tummeln sich auch Männer - 30 Prozent
- im Netzwerk, weil die Rolls-Royce-Frauen das Stichwort "Diversity"
so verstehen, dass man und frau nur durch Netzwerke, die für alle
zugänglich sind, gemeinsame Ziele erreichen kann. So gehören auch
Augenöffner-Vorträge zu den Themen wie "Arbeiten in einem
männerdominierten Umfeld" und "Die gläserne Decke" zum
Netzwerk-Programm. Es soll bei Rolls Royce Deutschland weitere
Karrieren wie die der gelernten KfZ-Meisterin und Diplomingenieurin
Barbara Blume, 49, befördern. Die dreifache Mutter arbeitet seit 1999
bei Rolls-Royce und leitet die Verdichter- und Fanentwicklung beim
Triebwerkshersteller, trägt also die Verantwortung für die
Entwicklung wichtiger Komponenten vielfach eingesetzter
Flugzeugtriebwerke. Ihren Führungsjob kommentiert sie ganz trocken
so: "Wer mit drei widerspenstigen Kindern klar kommt, kann auch ein
Team führen und sich in Besprechungen durchsetzen."
Solche Frauen zu ergattern ist auch beim Hersteller von
Hubschraubern und Flugzeugteilen Eurocopter Gebot der Stunde.
Inzwischen sind mehr als ein Viertel der neuen Auszubildenden
weiblichen Geschlechts, Mentoring-Programme für Studentinnen der TU
München gehören ebenso zum Rekrutierungs-Standard wie "Eurocopter
WoMen in Business Network", ein Netzwerk zur Förderung von Frauen für
Führungspositionen. Und die gibt es auch längst beim
Hubschrauber-Spezialisten mit 15.600 Mitarbeitern: Gerlinde Honold
verantwortet seit Juli 2012 das Finanzressort im Vorstand der
Eurocopter-Gruppe. Andrea Bugar leitet als Vice President das
Programm des Militärhubschraubers Tiger, und Christine-Anne Chevry
ist Senior- Managerin für Forschung & Entwicklung bei der
EADS-Tochter Eurocopter.
Nachwuchs-, insbesondere Frauenförderung erklärt folgerichtig der
Branchenverband BDLI (Bundesverband der Deutschen Luft- und
Raumfahrtindustrie) zu einem seiner Kernanliegen. Technikinteresse,
ob bei Mädchen oder Jungens, muss schon früh, am besten in der
Grundschule geweckt werden. So hat der BDLI in Zusammenarbeit mit
Pädagoginnen und Pädagoginnen vor kurzem das Wissensmagazin "juri"
für Schülerinnen und Schüler der 3. Und 4. Grundschulklassen ins
Leben gerufen (mit Titeln wie: "Überflieger. Rosi sucht die Luft, die
Flugzeuge abheben lässt. Sucht mit!") Wie kaum ein anderer
Industriezweig benötigt die Luft- und Raumfahrtbranche eine wachsende
Zahl qualifizierter Facharbeiter und Ingenieure, um aktuelle und
zukünftige, multinationale und komplexe Programme schultern zu
können. Viele Tausende - und vor allem und gerne Frauen. Was an
Grundschulen beginnen soll, setzen der BDLI und seine
Mitgliedsunternehmen an Universitäten und mit studentischen
Initiativen wie BONDING und EUROAVIA fort, die Studierenden ein
aktives Netzwerken innerhalb des Luft- und Raumfahrt-Branchenumfelds
bieten. Aber auch durch enge Verzahnung wissenschaftlicher Lehre,
angewandter Forschung und Industrie stellen Bildungsträger und
Industrie gemeinsam sicher, dass der Branchennachwuchs beizeiten
begeistert und zügig ausgebildet werden kann. Vorzugsweise die
"Rosis", die nicht nur nach der Luft, sondern auch nach einem
lukrativen Job in der Luftfahrtbranche suchen.
Kurz: Vor 100 Jahren war es für luftfahrtbegeisterte Frauen noch
sehr mühevoll, die Zweifel an ihren Fähigkeiten aufgrund der ihnen
damals gesellschaftlich zugedachten Rollen und Lebensentwürfe zu
zerstreuen. So suchte die erste deutsche Pilotenscheininhaberin Melli
Beese zunächst verzweifelt nach einem Fluglehrer. Als sie dann 1911
endlich einen gefunden hatte und zu ihrem ersten Alleinflug startete,
schrieb sie ihre Erfahrung in einer autobiographischen Notiz so
nieder: "Von diesem Morgen an hielten die Männer noch mehr zusammen.
Sie witterten Gefahr für den Glorienschein, den die Welt um sie wob,
und beschlossen, der fliegenden Frau in ihren Reihen das Leben ein
wenig schwerer zu machen."
Was für ein Wandel seither! Heute rollen die Luftfahrtunternehmen
Frauen sozusagen den roten Teppich aus, um sie für sich zu gewinnen.
Oder anders: Den Glorienschein erwirbt sich heute das Unternehmen,
das die meisten Frauen für sich begeistern kann.
*Interview mit Sandra Blunck, Airbus*
Sandra Blunck, 35, arbeitet seit zehn Jahren bei Airbus in Hamburg
und stieg im Oktober 2012 zum Senior Manager auf. Sie leitet 30
interne Mitarbeiter und 70 externe Ingenieursdienstleister an
Standorten in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Die Mutter
eines einjährigen Sohnes ist verantwortlich für die Qualität von
sogenannten Standardbauteilen in Airbus-Flugzeugen. Dazu zählen alle
nicht flugzeugspezifischen Bauteile innerhalb der Airbus Systeme wie
Kabel, Kabelbäume und -binder, Schläuche und andere, den Augen der
Passagiere verborgene mechanische, elektrische und optische Bauteile.
Wie kam es, dass Sie sich für die Luftfahrtindustrie entschieden
haben? Waren Sie familiär bzw. väterlich "vorbelastet"?
Sandra Blunck: Ganz und gar nicht. Ich stamme aus einer
Künstlerfamilie, habe mich aber schon früh für Technik interessiert.
Warum fliegen Flugzeuge, warum schwimmen Schiffe? Das waren so
Fragen, für die ich mich begeistern konnte. Daher habe ein
Mathematikstudium begonnen, das mir dann aber ein wenig trocken und
theoretisch erschien. Also bin ich auf Luft- und Raumfahrttechnik
umgestiegen. Zu Beginn waren wir vier Frauen unter 120 Männern; den
Ingenieursabschluss haben dann 23 Männer gemacht und ich als einzige
Frau in meinem Examensjahr.
Haben es Frauen - wie wohl von vielen befürchtet - schwerer in
dieser nach wie vor männerdominierten Branche Luftfahrt?
Sandra Blunck: Das kann ich so nicht bestätigen. Eher im
Gegenteil, ich bevorzuge vielmehr eine männerdominierte Arbeitswelt.
Ziemlich sicher bin ich, dass ich mich in den typischen, weiblich
dominierten Berufen nicht besonders wohlfühlen würde.
Mit welchen Argumenten würden Sie andere Frauen davon überzeugen,
sich für eine Karriere in der Luftfahrtindustrie zu entscheiden?
Sandra Blunck: Ganz klar, wegen der einzigartigen Faszination des
Produkts Flugzeug. Sicher, auch Waschmaschinen oder Autos zu
entwickeln und herzustellen ist eine tolle Aufgabe. Aber so eine
große, komplexe Maschine wie ein Flugzeug eröffnet natürlich noch
ganz andere Dimensionen. Dabei muss sich kein Berufsanfänger von
dieser Komplexität gleich erschlagen lassen. Man fängt ja erst einmal
in überschaubaren Spezialbereichen an - etwa bei der Konstruktion von
Flugzeugtüren oder bei der Verkabelung. Und tastet sich dann Schritt
für Schritt vom Kleinen zum Größeren vor. Oder man bleibt ein
Berufsleben lang mit Leidenschaft in seiner Spezialnische. Auch das
ist natürlich möglich.
Es wird ja häufig betont, dass es generell in
technisch-naturwissenschaftlichen Berufen an weiblichen
Rollenvorbildern mangele. Sehen Sie das auch so? Möchten Sie Vorbild
sein für andere Frauen?
Sandra Blunck (lacht): Ob ich Vorbild sein kann, müssen Sie andere
fragen. Ich kann nur sagen, dass wir hier bei Airbus zwar immer noch
wenig Frauen in luftfahrttechnischen Berufen haben, aber darunter
sind viele ganz tolle Team- und Abteilungsleiterinnen, die ich
vorbildlich nennen würde. Klar gibt es auch einige darunter, die die
besseren Männer sein wollen. Ich denke aber nicht, dass das eine
erfolgreichere Strategie für Frauen ist. Nicht zu vergessen, ich habe
auch allerlei Männer erlebt, die mir in ihrer Herangehensweise an den
Job als nicht dezidiert vorbildlich erschienen.
Gehen Ihrer Erfahrung oder Beobachtung nach Frauen anders an
technische Aufgabenstellungen heran?
Sandra Blunck: Wenn es um Themen im zwischenmenschlichen Bereich
geht, würde ich sagen: ja, durchaus. Etwa bei der Organisation und
Führung eines Teams. Aber was die klassischen technischen Aufgaben
anbetrifft, so gibt es eigentlich nur wenige, von
naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten begrenzte Wege zur
Problemlösung und zum Ziel. Aber wie ich vorhin schon sagte, allein
die Faszination Flugzeugtechnik sorgt für gehörige Motivation -
jedenfalls bei mir. Ich wünschte mir, dass sich künftig noch viel
mehr Frauen für das Faszinosum Flugzeug beruflich begeistern können.
Ein großes - nicht nur - Frauenthema ist ja die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf. Für Sie auch? Und kommt Ihnen Ihr Arbeitgeber da
entgegen?
Sandra Blunck: Airbus unterstützt Mitarbeiter mit einer ganzen
Palette von Möglichkeiten, die von eigenen oder angemieteten
Kita-Plätzen über häusliche Telearbeit bis zu Teilzeitmodellen
reichen. Ich arbeite weiter in Vollzeit, na ja, jetzt sozusagen in
zwei Vollzeitjobs, nachdem ich im vergangenen Jahr sieben Monate
Babypause gemacht habe. Seit September geht mein Sohn in eine
Hamburger Kindertagesstätte und ist glücklich, weil auch ich
glücklich bin. Ich habe ihm damals gesagt: Schau mal, Mama darf jetzt
wieder arbeiten und ist glücklich darüber. Und du darfst jetzt jeden
Tag in der Kita mit anderen Kindern spielen. Er ist tatsächlich auch
glücklich. Ich sage: Es soll jeder und jede tun, was er oder sie
möchte. Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen ist auch eine
große Managementaufgabe. Aber auch eine Frage der Haltung und des
Wollens.
Noch etwas Bemerkenswertes am Rande, das solch unterschiedliche
Haltungen verdeutlicht. Als ich meine sieben Monate Babypause nahm,
wurde das bei meinen französischen Mitarbeitern etwas ungläubig
hingenommen nach dem Motto: jetzt gönnt sie sich offensichtlich einen
schönen, verlängerten Urlaub. In Frankreich sind drei Monate
Babypause gang und gäbe. Hier in Deutschland hieß es indessen: Was,
Sie wollen "schon" nach sieben Monaten wieder arbeiten?
Wo sehen Sie sich in zehn, in 20 Jahren? Welche beruflichen
Aufstiegsmöglichkeiten eröffnen sich Ihnen in der Luftfahrtbranche
noch?
Sandra Blunck: Airbus ist ja Teil des global agierenden
EADS-Konzerns. Ich könnte mir gut vorstellen, mich in anderen
Unternehmensbereichen, wo auch immer auf der Welt, beruflich
fortzuentwickeln. Ich habe ja nicht von ungefähr vor sechs Jahren
eine Managementfunktion bei Airbus übernommen. Da ist es sinnvoll,
auch Aufgaben im Ausland zu übernehmen, wenn sich mir eine solche
Möglichkeit eröffnen sollte.
Pressekontakt:
Wolfgang Scheunemann, dokeo
Telefon: 0711-633 969 80
E-Mail: info@luftfahrt-industrie.de
www.luftfahrt-industrie.de
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