DER STANDARD-Kommentar: "Ideologische Leitplanken" von Michael Völker
Geschrieben am 05-03-2013 |
"Die großen und die kleinen Linien: Worüber Norbert Darabos
künftig wachen wird"; Ausgabe vom 6.3.2013
Wien (ots) - Es gibt nicht viele Personen in seinem beruflichen
Umfeld, denen SPÖ-Chef und Bundeskanzler Werner Faymann wirklich
vertraut. Laura Rudas gehört dazu. Die 32-Jährige managt die
Parteizentrale in der Löwelstraße und soll Faymann parteiintern den
Rücken frei halten. Offenbar tut sie das zu seiner Zufriedenheit. Sie
darf bleiben.
Günther Kräuter gehört nicht zu jenem auserwählten Kreis an
Vertrauensleuten. Er wird jetzt aus der SPÖ-Zentrale entfernt und
darf Volksanwalt werden. Kräuter war zu sehr Einzelkämpfer. Was
Faymann vermisst hat, war die langfristige, strategische Planung, die
taktische Ausrichtung. Dass die SPÖ die Volksbefragung zur
Wehrpflicht dermaßen in den Sand gesetzt hat, daran sei auch die
missglückte Kampagne schuld, für die Kräuter verantwortlich war -
oder von Faymann verantwortlich gemacht wird.
Jetzt soll Norbert Darabos ran. Es steht viel für Faymann und die SPÖ
auf dem Spiel: Platz eins bei der Nationalratswahl, die für den
September terminisiert ist. Ein Abstand zum Zweitplatzierten ist zu
halten. Im Grunde genommen ist der Fahrplan klar: Fortsetzung der
großen Koalition nach der Wahl, ein bisschen Plusminus ist noch
drinnen, eine Mandatsmehrheit muss sich halt ausgehen. Weder SPÖ noch
ÖVP wollen sich mit den Grünen einen zusätzlichen Störfaktor in der
Regierung holen, ist das Leben zu zweit schon schwer genug.
Offenbar vertraut Faymann auch Norbert Darabos. Der soll als
Parteistratege in der Löwelstraße die Wahlvorgaben umsetzen. Darabos
ist jedenfalls loyal, das hat er hinlänglich bewiesen. Er macht, was
die Partei will. Er macht sich selbst auch zum Politclown, wenn der
Parteichef das will. Darabos hatte als Minister so oft seine Meinung
wechseln müssen, dass er am Ende komplett die Glaubwürdigkeit
eingebüßt hatte. Seine Vertrauenswerte waren im Keller - nahezu
planmäßig.
Für die SPÖ war im Verteidigungsministerium ohnedies nicht viel zu
holen. Letztendlich hatte man auch das Wehrpflichtthema, mit dem als
Art Zwischenwahlkampf eine Mobilisierung der eigenen Leute versucht
wurde, grandios versenkt. Das Image von Darabos war endgültig
ramponiert, als aktiver Politiker in der ersten Reihe war er erledigt
und bereits mit einem Ablaufdatum versehen. So gesehen war Darabos
auch das schwächste Glied in der Kette der roten
Regierungsmitglieder. Daher schien es logisch, ihn dort noch vor dem
Wahlkampf zu entfernen - und ihn woanders besser einzusetzen.
Ein halbes Jahr vor der Wahl einen neuen Parteimanager einzusetzen,
der eine Linie und eine Kampagne für die Wahl im September entwerfen
soll, das erscheint in der Politik doch reichlich kurzfristig
geplant. Interne Kritiker am derzeitigen Zustand der SPÖ und ihrer
Zentrale in der Löwelstraße sagen: Besser jetzt als gar nicht.
Die große Linie der SPÖ für den Wahlkampf steht ohnedies fest:
Verteilungsgerechtigkeit - so wie die ÖVP einmal mehr den
Leistungsgedanken durchdeklinieren wird. Um diese ideologischen
Leitplanken zu befestigen, braucht es an und für sich keine
Visionäre, die sich über tiefschürfende Botschaften den Kopf
zerbrechen. Da reicht die richtige Werbeagentur, die sich die
passenden Slogans ausdenkt, die schöne Schriften, Farben und Fotos
aussucht und darauf schaut, dass im Wahlkampf ja niemand mit Inhalten
überfordert wird. Darüber wird Darabos wachen.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
450683
weitere Artikel:
- Stuttgarter Zeitung: Legaler Wucher / Kommentar zur Krankenversicherungspflicht Stuttgart (ots) - Die einst von der Großen Koalition eingeführte
Pflicht zur Krankenversicherung für alle ist im Prinzip gut und
richtig. Doch wie sich heute erweist, sind vor allem Kleinunternehmer
und Existenzgründer mit Beiträgen von mehr als 300 Euro im Monat -
200 Euro bei Geringverdienern - überfordert. Die Gruppe der säumigen
Zahler wird für die Krankenkassen zum Problem, die Rückstände gehen
in die Milliarden Euro. Es ist ein Webfehler des von Union und SPD
verabschiedeten Gesetzes gewesen, enorm hohe Säumniszuschläge von mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu China/Volkskongress Stuttgart (ots) - Premier Wen Jiabao hat bei seiner letzten Rede
in diesem Amt die Erfolge seiner zehn Regierungsjahre gelobt, und für
die Zukunft Reformen angemahnt. Das klingt nach Routine, ist es aber
nicht. Der katastrophale Raubbau an der Umwelt, der in den letzten
drei Jahrzehnten betrieben wurde, macht das Volk zunehmend wütend.
Ein wütendes Volk kann sich die Führung aber nicht leisten - und
verabschiedet sich daher vom Wachstum um jeden Preis. Die spannende
Frage wird sein, ob das reicht. Der designierte Präsident Xi Jinping mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Akt der Notwehr / Leitartikel zu Stuttgart 21 Stuttgart (ots) - Was am Dienstag in Berlin geschehen ist, war
nichts anderes als ein Akt der Notwehr eines in Bedrängnis geratenen
Aufsichtsrats. Letztlich hatten die Kontrolleure des größten
Staatskonzerns der Republik kaum eine andere Möglichkeit, als den
Scheck über weitere zwei Milliarden Euro zu unterschreiben. Sie sind
unter Druck geraten, weil sich Planer, Buchhalter und Entscheider der
Bahn haarsträubende Fehler geleistet haben. All die Missstände von
Stuttgart 21 zu reparieren wird den Steuerzahler teuer zu stehen
kommen. mehr...
- Rheinische Post: Stuttgart 21 - der Bahnhof der Politiker
= Von Klaus Peter Kühn Düsseldorf (ots) - Die Bahn ist keine Aktiengesellschaft wie jede
andere. Der Bund als alleiniger Eigentümer hat gestern für Stuttgart
21 die Weichen vor allem nach politischen Gesichtspunkten gestellt:
Nur einmal angenommen, die Bahn hätte den Abbruch des Projekts
verkündet - der erste grüne Ministerpräsident hätte triumphieren
können. Er verdankt sein Amt nicht zuletzt dem Widerstand gegen den
Tiefbahnhof. Das wäre im Wahljahr kein gutes Signal für die Regierung
Merkel gewesen. Die Kanzlerin ist eine entschiedene Befürworterin von mehr...
- Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Truppenabzug der Briten: Bielefeld (ots) - Die britischen Streitkräfte ziehen zwölf bis 24
Monate eher ab als bislang bekannt. Insofern ist die gestern in
London erfolgte Konkretisierung kein Blitz aus heiterem Himmel. Sie
ist aber ein Weckruf für Nachzügler. Die betroffenen Kommunen in
Ostwestfalen-Lippe sind allesamt weiter. Längst gibt es Szenarien,
wie es mit den guten Innenstadtlagen weitergehen könnte, aber auch,
was mit weniger attraktiven Immobilien zu tun ist. Das braucht Geld,
das die Kommunen nicht haben. Vor allem der schmerzhafte
Kaufkraftverlust mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|