(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Die beste Notlösung

Geschrieben am 08-03-2013

Berlin (ots) - Natürlich kann ein 70 Jahre alter Manager, der in
Berlin nicht nur positive Erinnerungen hinterlassen hat, nicht die
ideale Besetzung für den Chefposten der Flughafengesellschaft
Berlin-Brandenburg sein. Ein Aufbruch in eine rosarote Zukunft sieht
sicher anders aus als der ewige Hartmut Mehdorn, der als Chef der
Deutschen Bahn unter anderem die Berliner S-Bahn derartig unter
Gewinndruck setzte, dass sie zu viele Werkstätten schloss und die
Wartung vernachlässigte. Mit den Folgen schlagen sich Hunderttausende
Berliner immer noch täglich herum. Doch die Aussichten für die
Berliner Flughäfen sind nun mal nicht rosig. Das unendliche
Bauprojekt des BER ist zur Lachnummer für die gesamte Republik
geworden. Tegel wurde jahrelang auf Verschleiß gefahren und kratzt
Tag für Tag an der Kapazitätsgrenze. Die Flughafengesellschaft weiß
nicht, wie sie aus eigener Kraft die immensen Kredite bedienen und
die Mehrkosten für den Bau schultern soll, ohne wieder bei den
Parlamenten um Steuergelder zu betteln. Die Gesellschafter Bund,
Berlin und Brandenburg lassen keine Gelegenheit aus, in öffentlichem
Streit übereinander herzufallen und durch Indiskretionen heikle
Interna auszuplaudern. All das sind Perspektiven, die die wenigen
geeigneten Kandidaten für den Chefposten der Flughafengesellschaft
eher von einer Bewerbung abgehalten haben dürften. Hartmut Mehdorn
schreckt das nicht. Der Mann mag schwierige Fälle. Die Bahn war so
einer, als er dort 1999 Chef wurde. Air Berlin sowieso, wo er im
Pensionsalter anheuerte. In diese Reihe passt der BER. Für Mehdorn
ist es die letzte Gelegenheit in seiner Karriere, von allen geschätzt
zu werden. Wenn er den BER zum Fliegen bringt, ist ihm der Dank
seiner Stadt Berlin und ganz Deutschlands gewiss. Bei der Bahn war
das halbe Land gegen ihn, als er auf Anweisung der Politik den
Staatskonzern auf Börsenkurs trimmte und nebenbei ein Projekt wie
Stuttgart 21 auf den Weg brachte. Matthias Platzeck, dem neuen
Aufsichtsratschef des Flughafens, ist mit Mehdorns Zusage ein
unerwarteter Coup gelungen, der nach der Absage des als
Quasi-Geschäftsführers vorgesehenen Beraters Wilhelm Bender auch
dringend nötig war. Der Flughafen braucht einen Manager, der schnell
die Arbeit aufnehmen kann. Wenn er wie Mehdorn auch noch das Projekt
BER und alle Beteiligten gut kennt, umso besser. Es hätte Platzeck
und dem Flughafen wenig geholfen, jetzt einen Fachmann von irgendwo
abzuwerben. Der Ernst der Lage auf der Baustelle und in Tegel duldet
kein monatelanges Führungsvakuum, bis die Kündigungsfrist eines
Managers ausläuft. Mehdorn kann morgen anfangen. In der Wirtschaft
und in Luftfahrtkreisen gehen alle davon aus, dass ein
Maschinenbau-Ingenieur, der seine Karriere als Flugzeugbauer begann,
die Aufgabe bewältigen kann. Einen solchen Vertrauensvorschuss hat
der BER schon lange nicht mehr erfahren. Das ist angesichts der
Flughafen-Krise eine ganze Menge.

Von Joachim Fahrun



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

451530

weitere Artikel:
  • FZ: Die Notlösung Kommentar der Fuldaer Zeitung zur Berufung von Hartmut Mehdorn als neuer Berliner Flughafenchef Fulda (ots) - Die Notlösung In der Berufung von Hartmut Mehdorn zum neuen Berliner Flughafenchef spiegelt sich das ganze Dilemma der für die Pannenbaustelle Verantwortlichen wider. Mehdorn kommt, weil kein anderer da ist. Welcher Manager will seinen guten Namen aufs Spiel setzen für einen Karren, der so tief im Dreck steckt, dass er kaum noch herauszuziehen ist? Wer will freiwillig zum Spielball politischer Interessen werden und sich im Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern verheizen lassen? Und schließlich: Wer will schon mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zum neuen Berliner Flughafenchef Stuttgart (ots) - Nun soll also Hartmut Mehdorn den Trümmerhaufen beseitigen, den unfähige Politiker, Aufseher und Manager beim Berliner Flughafendesaster hinterlassen haben. Ob der Ex-Bahn-Chef der richtige Mann dafür ist, muss bezweifelt werden. Als Airport-Chef hat der 70-jährige jedenfalls keinerlei Erfahrung und das nötige diplomatische Fingerspitzengefühl für diese heikle Aufgabe fehlt dem ruppigen Berliner Dickschädel ebenfalls. Die Begeisterung über seine Berufung hält sich nicht nur deshalb spürbar in Grenzen. In seiner mehr...

  • Rheinische Post: Blitzableiter Mehdorn könnte es richten Düsseldorf (ots) - Kommentar von Sven Gösmann Hartmut Mehdorn, Ex-Chef von Bahn und Air Berlin, wird Chef des Berliner Problem-BER. Alle Witze über diese Personalie à la "Mit Verspätungen kennt er sich ja aus" wurden gestern schon gemacht. Ist die Entscheidung für Mehdorn nur spektakulär - oder spektakulär falsch? Mehdorn ist ein Dinosaurier der Deutschland AG: kein gelackter, börsenkompatibler Typ, sondern ein hemdsärmeliger Macher. Seine herausragende Qualifikation für die neue Aufgabe ist, dass er aus seiner Zeit als Airbus- mehr...

  • WAZ: Mehdorns Altlasten - Kommentar von Dietmar Seher Essen (ots) - In welcher Einheit wird die Verspätung eines ICE gemessen? In Mehdorn. Ein platter Scherz mit ernstem Hintergrund: Der langjährige Bahnchef hat mit seinen spritzigen Träumen vom großen Börsengang viel versaut im deutschen Schienennetz. Der planlose Sparkurs ging zu Lasten der Kundschaft. Jetzt also: Mehdorn, der Flughafensanierer. Unbestritten braucht der misslungene Groß-Airport vor den Toren der Hauptstadt eine kräftige Hand, um die internationale Blamage der späten Fertigstellung auszubügeln. Aber ausgerechnet er? mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Mehdorn = von Lothar Leuschen Düsseldorf (ots) - Um diesen Posten hat sich in den vergangenen Wochen niemand gerissen. Deshalb ist es in der politischen Logik nur konsequent, dass Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer die Verpflichtung Hartmut Mehdorns als Chef des Pannenflughafens von Berlin nun als das Nonplusultra feiert. Und ebenso gehört es zum geübten Politgebaren, dass zumindest Teile der Opposition diese Entscheidung für den langjährigen Vorstandschef der Bahn AG gleichsetzen mit dem Untergang des Abendlandes. Die Fraktionschefin der Grünen, Renate Künast, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht