Zum "Weltwassertag" am 22.03.2013: Wassersparen - eine Vision wird Wirklichkeit (BILD)
Geschrieben am 19-03-2013 |
Stuttgart (ots) -
Trinkwasser gehört zu den weltweit wichtigsten Ressourcen. Mit dem
wertvollen Nass behutsam umzugehen, gebietet die ökologische
Vernunft. Zum sparsamen Verbrauch trägt auch die
Luftfahrtindustrie bei.
Beim Kauf einer Waschmaschine oder eines Geschirrspülers auf
geringen Wasserverbrauch zu achten, ist mittlerweile
selbstverständlich. Das spart Kosten und schont die Umwelt, eine
ideale Kombination für den ökologiebewussten Konsumenten. So ist in
Deutschland, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
(BDEW) mitteilt, der durchschnittliche Wasserverbrauch in den letzten
20 Jahren gesunken: 1990 kamen noch 147 Liter, 2012 nur noch 122
Liter auf einen Einwohner.
Zwar gibt es in Deutschland noch genügend Wasser. Nach Angaben des
Umweltbundesamtes (UBA) wird jährlich mit rund 32 Milliarden
Kubikmetern nur etwa ein Fünftel des potenziellen Wasserangebots
genutzt. Doch die Verteilung ist regional unterschiedlich, in heißen
Sommern kann das wertvolle Nass stellenweise knapp werden. Zudem
birgt die Klimaveränderung Risiken, deren Auswirkungen auf Menge und
Verteilung der Niederschläge noch ungewiss sind. Zweifellos sinnvoll
ist es, mit sauberem Wasser sparsam umzugehen. Denn verschmutzte
Abwässer belasten die Umwelt, die Reinigung in Klärwerken und die
Aufbereitung zu Trinkwasser ist teuer. Nicht zuletzt aus
Kostengründen empfiehlt es sich, auch mit warmem Wasser zu geizen,
denn die Erwärmung erfordert Energie, deren Einsparung ganz oben auf
dem ökologischen Forderungskatalog steht.
Das wassersparende Motto gilt auch in der Industrie. Viele
Unternehmen haben sich mittlerweile ressourcenschonender Produktion
verschrieben. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts sank die Menge
des Frischwassers, das im verarbeitenden Gewerbe samt Bergbau
eingesetzt wurde, innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte um etwa ein
Drittel, und zwar von 9,885 Milliarden Kubikmetern im Jahre 1991 auf
6,434 Milliarden Kubikmeter im Jahre 2010. Aus dem in Deutschland
verfügbaren Wasserangebot schöpfen die Wärmekraftwerke mit 10,4
Prozent den Löwenanteil ab, etwa 3,8 Prozent entfallen auf Bergbau
und verarbeitendes Gewerbe, 2,7 Prozent geht in die öffentliche
Wasserversorgung, die Landwirtschaft begnügt sich mit deutlich
weniger als einem Prozent.
Zu den Branchen, die es mit dem Wassersparen in Werkshallen und
Bürogebäuden ernst meinen, gehört auch die Luftfahrtindustrie. So hat
sich der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS in dem Programm "Vision
2020" nicht nur das Ziel gesetzt, den Ausstoß an Kohlendioxid und
flüchtigen organischen Stoffen (VOC) sowie die Abfallmenge zu
halbieren. Auch der Ressourcenverbrauch soll bis 2020 drastisch
sinken, bei Energie um 30 Prozent und beim Wasserbedarf um 50
Prozent. Was für den europäischen Konzern insgesamt gilt, ist auch
für die einzelnen Unternehmen maßgeblich. "Blue 5" heißt die
Initiative bei Airbus, mit der die Zielvorgaben erreicht werden
sollen, sagt Unternehmenssprecherin Nina Ohlerich.
Einiges wurde am Standort Hamburg schon erreicht, wie der Umfang
der Wasserentnahme zwischen 2006 und 2012 belegt. In diesem Zeitraum
sank der Wert um rund 14 Prozent von gut 303.457 Kubikmeter auf
266.222 Kubikmeter, sagt Hassan El-Choly. Der Umweltingenieur
arbeitet bei Airbus in der Abteilung für Arbeitssicherheit und
Umweltschutz und kümmert sich beispielsweise darum, dass bei
planerischen Entwürfen die wasserrechtlichen Vorschriften beachtet
werden.
Über die Anstrengungen beim Wassersparen sagen die absoluten
Zahlen allerdings nur bedingt etwas aus, erklärt El-Choly. Denn bei
Ausweitung der Produktion steigt natürlich der Wasserbedarf. Genau
das ist in Hamburg in den letzten Jahren passiert. "Wir haben Hallen
vergrößert und neu gebaut sowie zusätzliches Personal eingestellt",
sagt Ohlerich. Deutschlandweit seien alleine im Jahr 2012 1.700 neue
Mitarbeiter eingestellt worden, die zum großen Teil in der Hansestadt
arbeiten.
Dass dennoch im Hamburger Werk vergleichsweise wenig Trinkwasser
benötigt wird, ist auch einem seit 2006 praktizierten Verfahren zu
verdanken. Dabei wird Wasser aus der Elbe entnommen, das über mehrere
Stufen von Feststoffen befreit wird (siehe Grafik). "Das Elbwasser
wird zunächst in Becken gepumpt, in denen sich die groben Feststoffe
absetzen", erklärt Uwe Schievink, verantwortlicher Betreiber der
Elbwasseraufbereitungsanlage. Über eine weitere Filterstation gelangt
das Wasser in eine Ultrafiltrationsanlage, in der auch die feinsten
Feststoffe festgehalten werden, und dann in Vorratsbehälter. Nach
einer Desinfektion, die eventuell vorhandene Mikroorganismen abtötet,
steht die Flüssigkeit als Betriebswasser zur Verfügung. Es dient für
technische Prozesse im Lackierhallenbetrieb, für sanitäre
Einrichtungen, für Grünanlagen oder als Löschwasser. Wenn neue
Werkshallen entstehen, werden diese an das Betriebswassernetz
angebunden, bestehende Hallen werden nach Möglichkeit umgerüstet.
2012 wurden bei Airbus etwa 82.500 Kubikmeter Elbwasser
aufbereitet, das entspricht rund 30 Prozent des Wasserbedarfs am
Standort Hamburg. Diese Strategie ist jedoch nicht nur
umweltfreundlich, sie spart auch Kosten. "Ein Kubikmeter
aufbereitetes Wasser kostet uns 45 Cent", sagt Schievink. Für einen
Kubikmeter Trinkwasser berechnet dagegen das Hamburger Wasserwerk
1,48 Euro. Mit dem 2012 aufbereiteten Elbwasser beträgt die
Kostenersparnis rund 85.000 Euro. In Hamburg wird stets nach weiteren
Möglichkeiten zur Wassereinsparung gesucht. Etwa indem weitere Hallen
oder Kühlaggregate ans Betriebswassernetz angeschlossen oder indem
wassersparende Techniken wie die Spül- und Stoppfunktion in sanitären
Anlagen verwendet werden.
Ähnlich geht man im Münchner Unternehmen MTU Aero Engines vor.
Hier wird beispielsweise anfallendes Spülwasser mittels
Ionenaustauscher oder Ultrafiltration gereinigt und im Kreislauf
gefahren. "Damit lässt sich sehr viel Wasser einsparen", sagt
Verfahrenstechniker Walter Kassel. Ein ausgeklügeltes Management
hilft dabei, Kühlschmierstoffe optimal einzustellen und deren
Standzeiten zu verlängern. Das verringere den Verbrauch von
Schmierstoffen und von Wasser, erklärt der MTU-Experte.
Die MTU Aero Engines bezieht Trinkwasser von den Münchner
Stadtwerken und fördert Grundwasser aus einer eigenen Brunnenanlage.
Das in der Produktion genutzte Trinkwasser wird gereinigt und dann in
die Kanalisation eingeleitet. Das Grundwasser dient als Kühlmedium
für die Produktionsanlagen. Nach dem Einsatz wird der größte Teil in
den Grundwasserbereich zurückgeleitet, ein kleinerer Teil gelangt in
das oberirdische Fließgewässer Schwabenbächl. Dadurch wird
sichergestellt, dass das naturnahe Bächlein ganzjährig Wasser führt.
Fauna und Flora profitieren also vom geschickten industriellen
Wassermanagement.
Pressekontakt:
Wolfgang Scheunemann, dokeo
Telefon: 0711-633 969 80
E-Mail: info@luftfahrt-industrie.de
www.luftfahrt-industrie.de
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