Neue OZ: Kommentar zu Berlin / East Side Gallery
Geschrieben am 27-03-2013 |
Osnabrück (ots) - Guten Morgen, Herr Bürgermeister
Ein Loch ist im Denkmal: Die weltberühmte Berliner East Side
Gallery wird demontiert - und keiner will es gewesen sein. Berlins
Regierungschef Klaus Wowereit taucht ab, wie immer, wenn es kritisch
wird. Ein profitorientierter Investor schafft Fakten: Im größten noch
existierenden Mauerrest Berlins lässt er eine Durchfahrt reißen, um
hinter dem Mahnmal auf dem früheren Todesstreifen Luxuswohnungen zu
bauen. Und ein grüner Bezirksbürgermeister räumt schamvoll einen
Fehler ein. Er billigte die Lücke, um jenseits des Walls eine Brücke
zu bauen.
Schlechter hätte es nicht laufen können für den Erhalt des von
Künstlern bemalten 1,3 Kilometer langen Mauerabschnitts, der
Touristen aus aller Welt anzieht. Zu Recht pocht der Investor auf
sein Recht. Seine Pläne lagen lange auf dem Tisch. Es hat sich nur
keiner dafür interessiert - erst nach Protesten Tausender
Demonstranten wachte Wowereit auf. Guten Morgen, Herr Bürgermeister!
Zu spät.
Wenn jetzt der Regierungschef beleidigt ist und über einen Affront
lamentiert, macht er sich lächerlich. Dass Wowereit Mega-Projekte
nicht in den Griff bekommt, ist am Beispiel des Berliner
Großflughafens sehr drastisch zu sehen. Bei der East Side Gallery
gelingt ihm nicht mal ein kleiner Kompromiss. Spät kommen auch die
Demonstranten. Und es ist schon beschämend, dass ihnen David
Hasselhoff, ein Star seichter US-Serien, aufhelfen muss.
Beate Tenfelde
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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