Allg. Zeitung Mainz: Zumutungen / Leitartikel zu Ostern
Geschrieben am 29-03-2013 |
Mainz (ots) - Ostern! Das klingt wie ein Aufatmen. Frei, Freunde,
Familie, Frühling. Auch wenn der Frühling in diesem Jahr ausfällt,
kann das unsere Freude an dieser willkommenen Auszeit von den
Zumutungen des Alltags kaum trüben. Ob das ungemütliche Wetter dazu
führt, dass mehr Menschen an den Ostertagen mal wieder einen
Gottesdienst besuchen, um hier eine Auszeit zu finden? In einer Welt,
die Selbstverwirklichung als singuläre Form des Glücks empfindet,
sind auch an hohen Feiertagen volle Kirchen nicht mehr die Regel,
sondern die Ausnahme. Glaube, Auferstehung und Erlösung sind
Vokabeln, die in den allermeisten Ohren mittlerweile wie Fremdwörter
klingen. Wer mit ihnen aufgewachsen ist, mag ihrer Wirkung bei einem
Kirchenbesuch nachspüren. In jedem Fall aber werden uns Einkehr,
Sammlung und Besinnung gut tun - egal, ob wir bei den Überforderungen
im Berufsleben, bei Konflikten in der Partnerschaft oder im Angesicht
von Schicksalsschlägen immer wieder an die Grenzen unserer
Ich-Bezogenheit stoßen.
Die Verkörperung des Unbedingten
Welche Faszination der Glaube ausstrahlen kann, hat zuletzt die
Papst-Wahl gezeigt. Mit einem Mal ist die Aufmerksamkeit für die
Zeichen, die Franziskus an seinem ersten Osterfest in alle Welt
aussenden wird, so groß wie die Aufmerksamkeit für die Behandlung
politischer oder wirtschaftlicher Schicksalsfragen. Mit seiner
Unbedingtheit, für die der Papst vom anderen Ende der Welt nicht nur
Gesten und Symbole findet, sondern die er ganz offenbar verkörpert,
wird der Argentinier allerdings noch für manche Verstörung sorgen.
Nicht nur in der byzantinischen, auf Pomp und Regelwerk fixierten
römischen Kurie - ein Konflikt, dem wir seltsamerweise entgegen
fiebern, wie der nächsten Folge einer spannungsgeladenen TV-Soap. Ein
Papst, der Gott nicht in der Bibliothek, sondern unter den schwachen
und benachteiligten Menschen sucht, ist von der satten,
bürgerlich-christlichen Kultur Europas noch weiter entfernt als die
vielen Tausend Flugmeilen nach Buenos Aires. Es wird nicht lange
dauern, bis das Faszinosum seiner Demut als Zumutung empfunden wird.
Von Bischöfen, die sich der Erwartung ausgesetzt sehen, dem Vorbild
dieses Hirten nachzueifern. Von Gläubigen, die erkennen müssen, dass
ihre Forderungen nach mehr Ökumene, nach Aufgabe des Zölibats und
auch nach einer Aufwertung der Frauen in der Kirche diesen Papst gar
nicht erreichen. Und von den Verteidigern der Besitzstände, also von
uns allen. Weil wir - wenn wir ehrlich sind - die Armut verachten,
ohne teilen zu wollen, weil wir uns eine gerechtere Welt wünschen,
ohne verzichten zu müssen.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de
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