Neue OZ: Kommentar zu Musik / China / Kraftwerk
Geschrieben am 29-03-2013 |
Osnabrück (ots) - Die wirre Logik der Zensoren
Verkehrte Welt im Repressionsapparat: Die Maschinen-Menschen von
Kraftwerk dürfen in China nicht auftreten. Der Sex-Pistols-Wüstling
Johnny Rotten dagegen ist erwünscht. Ausgerechnet der? Wenn man die
Ästhetik des Punkrockers und Dschungelcampers auf einen Nenner
bringen kann, dann doch wohl auf einen Individualismus, der zwanghaft
selbst die engsten Freunde verprellt. Interessant, dass China so was
neuerdings gut findet.
Aus der Ferne hätte man Peking da schon eher ein Faible für den
Kraftwerk-Stil zugetraut: Seit Jahrzehnten zelebrieren die Musiker
schließlich die Aufhebung der Künstlerpersönlichkeit in uniformierter
Robotik und produktiver Disziplin.
Das verblüffende Votum beweist einmal mehr: Wer sich erst auf die
scheinlogischen Rechtfertigungen von Zensur eingelassen hat, trifft
irgendwann Entscheidungen, die er selbst nicht mehr begreift.
In Wahrheit ist der Vorfall leider alles andere als lustig: Die
neue Führung in Peking stellt sich schon in den ersten
Dienstanweisungen mit Kunstverboten und unterdrückter
Meinungsfreiheit vor. Für die Kulturszene des Landes heißt das: Sie
arbeitet weiter in Angst.
Daniel Benedict
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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