Neue Westfälische (Bielefeld): Geheime Geschäfte in Steueroasen
Nationaler Egoismus
HANNES KOCH, BERLIN
Geschrieben am 04-04-2013 |
Bielefeld (ots) - Manche Drangsal kann man nicht abschaffen,
sondern höchstens eindämmen. Zu diesen Übeln gehört Korruption ebenso
wie Steuerflucht. Welche Ausmaße solche illegalen Praktiken weltweit
annehmen können, zeigt der aktuelle Fall mit angeblich 130.000
beteiligten Personen in 170 Staaten. Steuerhinterziehung und
Kapitalflucht ins Ausland schädigen die Allgemeinheit in den Ländern,
aus denen das Geld stammt. Dies wissend, finden es dennoch viele
Menschen normal, ihrer Stadt und ihrer Regierung einen fairen Teil
des zusätzlichen Einkommens vorzuenthalten. Dieses Phänomen ist nicht
nur, aber auch unter Bürgern verbreitet, die besonders gut versorgt
sind. Ob ein Gunter Sachs, dessen Namen jetzt im Zusammenhang mit
Steuerflucht genannt wird, zehn Millionen pro Jahr an das Finanzamt
zahlt oder nicht, macht für seinen Lebensstandard und den seiner
Familie keinen Unterschied. Freilich leisten auch die Regierungen
zivilisierter Staaten der Steuerflucht Vorschub. Luxemburg und
Österreich etwa liefern deutschen Finanzämtern kaum Informationen
über Auslandskonten. Auch die Bundesregierung hat es Zypern oder
Irland bisher durchgehen lassen, Firmen und Investoren mit
Niedrigsteuern abzuwerben. Und die USA sowie Großbritannien pflegen
sogar eigene Steueroasen, um ein paar Milliarden zusätzlichen Profits
in ihre Finanzzentren zu locken. Nationale Egoismen erschweren die
Bekämpfung von Steuerflucht. Denn die Nachteile der einen sind die
Vorteile der anderen: In den Zielländern ist das hinterzogene Kapital
willkommen. Für Privatpersonen, Firmen und Staaten ist Steuerflucht
ein Geschäftsmodell. Um dieses zurückzudrängen, könnten zwei Ansätze
helfen: politischer Druck auf die Steueroasen und ein fairer
Interessenausgleich nach dem Motto "Lasst uns die zusätzlichen
Steuereinnahmen teilen".
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
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