Börsen-Zeitung: Kurodas erster Streich, Kommentar zur Bank of Japan von Martin Fritz
Geschrieben am 04-04-2013 |
Frankfurt (ots) - Die Überraschung ist dem neuen Gouverneur der
Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, gelungen. Seine Kurswende in Japans
Geldpolitik fällt deutlich radikaler aus, als es der zuletzt
skeptisch gewordene Finanzmarkt erwartet hatte. Außerdem konnte er
alle Ratsmitglieder dazu bringen, seine Reformen einstimmig zu
unterstützen. Unter Kuroda rückt Quantitative Easing in Japan
erstmals ins Zentrum der Geldpolitik. Alle Wertpapierkäufe werden
jetzt - anders als unter seinem Vorgänger Masaaki Shirakawa - auf der
Bilanz der Notenbank gehalten. Statt auf den Leitzins fokussiert der
neue Zentralbankchef seine Maßnahmen auf die Verdoppelung der
Geldbasis. Er kauft Staatsanleihen mit längeren Restlaufzeiten als
drei Jahren, um die Zinsen am langen Ende zu senken, und verzichtet
auf den wenig wirksamen Erwerb von Schatzanweisungen.
Mit diesem ersten Streich signalisiert Kuroda eine Geldpolitik des
Alles oder Nichts. Solche Entschlossenheit haben viele
Marktteilnehmer bisher vermisst. Allein das Wissen, dass Kuroda sein
Inflationsziel von 2% unbedingt in zwei Jahren erreichen will und
dafür die Durchsetzungskraft zu haben scheint, dürfte die
Inflationserwartung in der Wirtschaft schüren. Die rotierende
Notenpresse wird den Yen schwächen und japanische Anleger dazu
verführen, ihr Geld im Ausland anzulegen. Wie schon Mitte des
vergangenen Jahrzehnts könnte es zu einer Abwertungsspirale beim Yen
kommen, die Japans Unternehmen eine Export-Offensive ermöglicht. Das
ist ohnehin das heimliche Ziel der neuen Geldpolitik. Die Beseitigung
der Deflation liefert nur den Deckmantel.
Doch Kuroda ist kein Hasardeur. Seine Geldpolitik bleibt
konventionell, weil er vor allem Staatsanleihen kauft. Seine
Kaufziele für Risiko-Papiere sind bislang eher bescheiden.
Ausländische Bonds will die neue Führungsriege nicht erwerben. Zu
Recht würde man ihr schamlose Währungsmanipulation unterstellen. Auch
negative Leitzinsen sind vom Tisch. Dennoch kann Kuroda bis Ende 2014
noch einige Schippen drauflegen, falls die Preise nicht anziehen
sollten.
Nun muss Premierminister Shinzo Abe beweisen, dass auch er
Reformen umsetzen kann. Ein erster Anfang ist gemacht: Japan
verhandelt mit Europa, China, Südkorea und den Pazifikanrainern über
mehr Freihandel. Der Strommarkt wird bis 2018 liberalisiert. Doch
ohne Einschnitte bei den Renten, eine Öffnung des Arbeitsmarktes und
einen Verschuldungsstopp kann Japans Renaissance nicht gelingen.
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Redaktion
Telefon: 069--2732-0
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