Neue Frontlines-Ausgabe: Antonia Rados besucht das "Haus der Hoffnung"
Geschrieben am 05-04-2013 |
Köln (ots) - Für die Doku-Reihe "Frontlines" berichtet Antonia
Rados zehn Jahre nach Beginn des Irak-Krieges über eine Klinik in
Amman, das "Haus der Hoffnung". Kriegsopfer, vor allem Frauen und
Kinder aus dem Irak, aber auch aus Syrien werden dort behandelt.
"Frontlines - Antonia Rados unterwegs: Haus der Hoffnung" läuft am
8. April um 21.05 Uhr bei n-tv. Bereits heute um 00.20 Uhr berichtet
Antonia Rados in einem "RTL Nachtjournal - Spezial" über "Iraks
vergessene Opfer" im Haus der Hoffnung.
Die meisten Patienten und Patientinnen im "Haus der Hoffnung"
erlitten durch Selbstmordattentäter oder Bomben schwere
Gesichtsverletzungen. Einige wurden durch amerikanische
"Präzisionsbomben" verletzt. In der Klinik erhalten sie die
komplizierten und langwierigen Behandlungen und Eingriffe, die im
Kriegsgebiet nicht möglich sind.
Unter den Opfern: ein dreijähriges irakisches Kind, Sari. Eine
Autobombe hat ihm Verbrennungen am ganzen Körper zugefügt. Auch Kifa,
eine 23-jährige Irakerin, ist nach Jordanien geflüchtet. Sie wurde
Opfer einer amerikanischen Präzisionsbombe. Auf einer alten
Schreibmaschine schreibt sie Liebesgedichte, um die Beweglichkeit
ihre Finger zu trainieren.
Im Ärzte-Team mit dabei: der deutsche Gesichtschirurg Dr.Andre
Eckardt. Er kommt wochenweise nach Amman, um in der Klinik zu
operieren, manchmal rund um die Uhr: "100 prozentige Heilung ist
nicht möglich bei diesen schweren Verletzungen", sagt der Arzt. So
vielfältig wie die Schicksale der Menschen im "Haus der Hoffnung"
sind, so vielfältig sind auch ihre Emotionen. Einige sind wütend auf
die Amerikaner, andere sind verzweifelt. Wieder andere finden zurück
ins Leben und feiern sogar Feste. Antonia Rados verfolgt in dieser
beeindruckenden Folge von "Frontlines" die Schicksale von Kindern,
Ingenieuren, Lehrern, alles nur zufällige Opfer von Kriegen im Nahen
Osten.
"Zwei Jahre lang fuhr ich immer wieder nach Amman. Die gefilmten
Szenen sind zum Teil hart, aber sie sind Teil des Krieges wie wir ihn
zunehmend sehen: Kriege ohne Fronten und ohne Rücksicht auf die
Zivilbevölkerung", sagt Antonia Rados, Chefkorrespondentin der
Mediengruppe RTL, über ihre Arbeit in Jordanien. "Frontlines -
Antonia Rados unterwegs: Haus der Hoffnung" läuft am 8. April um
21.05 Uhr bei n-tv.
Interview Antonia Rados zu "Haus der Hoffnung" in Jordanien
Frau Rados, Sie haben das "Haus der Hoffnung" in Jordanien
besucht. Was haben Sie dort erlebt?
Wir haben rund zwei Jahre im "Haus der Hoffnung" gedreht. Die
Klinik ist ein Ort, an dem nichts anderes getan wird, als
Kriegsverletzte zu behandeln. Seit 2006 wurden dort mehr als 2000
Menschen mit schwersten Verletzungen aufgenommen. Dort gibt es
Taxifahrer, Hausfrauen, Kinder, Ingenieure und Ärzte, also ganz
normale Leute, zufällige Opfer von amerikanischen Raketen oder
Autobomben-Attentätern. Sie alle sind nach Jordanien geflohen, um
sich behandeln zu lassen. Der Ansturm ist mittlerweile so groß, dass
die Klinik nicht alle Hilfesuchenden aufnehmen kann. Spezialisten aus
aller Welt versuchen dort als Freiwillige den Opfern zu helfen.
Gibt es eine Geschichte, die Sie besonders berührt hat?
Das sind vor allem die Schicksale der Kinder. Mädchen und Jungen,
die das Geschehene noch nicht verstehen können. Wie zum Beispiel der
dreijährige Sari. Eine Autobombe im Irak hat ihm Verbrennungen am
ganzen Körper zugefügt. Im "Haus der Hoffnung" wird er von
Spezialisten behandelt. Wie er brauchen viele der Menschen dort
zahlreiche Operationen, bis sie wieder schmerzfrei leben können. Der
Wiederherstellungsprozess ist mühselig und langwierig. Es sind harte
Bilder, die wir zeigen. Denn die meisten Menschen schauen weg. Sie
wollen die harte und vergessene Realität des Krieges, die so lange
nachwirkt, nicht sehen.
In Jordanien werden auch Zivilisten aus dem benachbarten Irak
behandelt. 10 Jahre liegt der Einmarsch der USA in den Irak nun
zurück. Sie haben von Anfang an über die Zustände dort berichtet. Was
hat sich aus Ihrer Sicht seither verändert?
Es ist eine zweideutige Bilanz. Im Norden und im Süden des Landes
ist es relativ ruhig und friedlich. Das Hauptproblem ist Bagdad. Dort
herrscht ein ständiger Kleinkrieg und Autobomben erschüttern immer
wieder den Alltag der Menschen. Der Krieg hat den Irak
destabilisiert. Gemessen an den Ansprüchen der Amerikaner war der
Krieg ein sinnloser Feldzug. Natürlich war der Sturz der Diktatur
eine gute Sache. Aber den Anspruch, dort eine Demokratie einzuführen,
den haben die Amerikaner nicht erfüllt. Der einzelne Iraker hat
keinen Machtzuwachs erfahren. Statt Demokratie herrschen in Teilen
des Landes Chaos und Unsicherheit. Auch nach dem Abzug der
amerikanischen Truppen ist der Irak noch immer ein Labor für
Attentäter und Terroristen.
Wie beeinflussen die andauernden Spannungen im Irak den Alltag der
Menschen?
Wie gesagt, es ist eine gemischte Bilanz. In einigen Teilen
herrscht Frieden. In Bagdad hingegen gibt es noch immer keine
hundertprozentige Stromversorgung. Und die Menschen leben dort in
ständiger Angst vor Terroranschlägen. Das Regime ist korrupt und es
fehlt an ausgebildeten Soldaten und Polizisten. Trotzdem sind viele
Iraker froh über den Sturz Saddam Husseins und hoffen, dass die
mächtigen Ölressourcen des Landes ihnen irgendwann zu Wohlstand und
Frieden verhelfen.
Wie beurteilen Sie die Chancen auf einen zeitnahen Frieden im
Irak?
Sehr viel hängt von den politischen Entwicklungen der
Nachbarländer ab. Deren Konflikte bestimmen die Realitäten im Nahen
Osten, wie der Bürgerkrieg in Syrien, der Konflikt um Atomwaffen im
Iran, oder der Großkonflikt zwischen Sunniten und Schiiten in der
Region. Es ist alles so komplex, dass der Irak keine Insel der
Seligen sein kann. In diesem Umfeld kann sich das Land nur schwer
stabilisieren.
Pressekontakt:
Nicole Hobusch
Presse & PR / Bildredaktion
Tel.: 0221/456-31330
E-Mail: nicole.hobusch@n-tv.de
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