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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Protest gegen Putin

Geschrieben am 08-04-2013

Bielefeld (ots) - So sexy war Deutschlands größte Industriemesse
noch nie. Die einstige Leistungsshow der heimischen Wirtschaft hat in
den vergangenen Jahren meist einen eher lahmen Eindruck hinterlassen.
Jetzt verhilft ihr der barbusige Protest der Frauenorganisation Femen
gegen die Menschenrechtspolitik des russischen Präsidenten Wladimir
Putin zu unerwarteter Publicity. Natürlich ist diese Art der Werbung
nicht nach dem Geschmack der Messegesellschaft. Aber sie ist
zulässig. In Russland bringen bereits die ganz normalen Versuche,
abweichende Meinungen bekannt zu machen, Kreml-Gegner in Gefängnisse
und Arbeitslager. Da muss man schon so spektakulär auftreten wie die
Punkband Pussy Riot, um noch über den Tag hinaus Aufmerksamkeit zu
erlangen. Dagegen sind der ehemalige Konzernchef und politische
Gegner Putins, Michail Chodorkowski, sein Partner Platon Lebedew und
andere Dissidenten jahrelang hinter Gittern, ohne dass noch viele
davon Notiz nehmen. Anna Politkowskaja ist nur die prominenteste
Journalistin und Menschenrechtlerin, die im Land des »lupenreinen
Demokraten« Putin (Ex-Kanzler Gerhard Schröder) in den vergangenen
Jahren ermordet wurde. Was sind da im Vergleich schon ein paar nackte
Brüste? Sicher, man konfrontiert seine Gäste normalerweise nicht mit
Peinlichkeiten. Aber Putin ist kein normaler Gast, sondern ein
Diktator. Zwar hat er zugegebenermaßen einen Großteil der Bevölkerung
hinter sich. Aber ob es die Mehrheit ist, weiß angesichts grober
Wahlfälschungen keiner. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat, wenn der
öffentliche Eindruck nicht täuscht, in kleiner Runde mit ihrem
Staatsgast Klartext gesprochen. Das ist sie nicht nur ihrer
DDR-Vergangenheit, sondern vor allem der Zukunft der
deutsch-russischen Freundschaft schuldig. Denn Druschba
(Freundschaft) hat nur Zukunft, wenn sie auf Prawda (Wahrheit) und
Glasnost (Offenheit) beruht. Die Durchsuchung der Büros westlicher
Parteistiftungen und Nichtregierungsorganisationen einschließlich
Amnesty Internationals sind Schläge ins Gesicht des Freundes. Die
Mitnahme von Akten und Computerfestplatten diente einzig dem Zweck,
Verbindungen zur Opposition offenzulegen. Dagegen sollte auch jeder
Unternehmer, der Wert auf freie Marktwirtschaft und Demokratie legt,
eintreten. In Hannover hat Putin äußerlich gelassen auf die nackte
Provokation reagiert. Aber was hätte er auch sagen sollen? Er hat
sich selbst wiederholt mit bloßem Oberkörper fotografieren lassen.
Wer auf die Art seine Männlichkeit politisch einsetzt, darf sich über
nackte Frauenhaut als Mittel der Opposition nicht beklagen. Ob
allerdings die Organisation Femen, die barbusigen Protest offenbar zu
ihrem Markenzeichen gemacht hat, damit immer gut fährt, darf
bezweifelt werden. Zumindest sollten die Vorwürfe dann einer
Überprüfung standhalten, was vor kurzem im Falle eines kleineren
Angriffs auf den Bielefelder Europaabgeordneten Elmar Brok offenbar
nicht der Fall gewesen ist.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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