(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Endlose Suche nach dem Endlager Jochim Stoltenberg zu den Aussichten einer atomaren Müllkippe in Deutschland

Geschrieben am 10-04-2013

Berlin (ots) - Wie heißt es doch so mahnend in Goethes Ballade
"Der "Zauberlehrling"? "Die ich rief die Geister, werd ich nun nicht
los..." Das passt zur Atomenergie, die vor 60 Jahren als Sorglosstrom
für alle Zukunft gepriesen wurde, deren Hunderte Jahre strahlender
Abfälle wir aber noch immer nicht Herr werden. Jetzt haben
Spitzenpolitiker aus Bund und Ländern erstmals parteiübergreifend ein
Konzept vereinbart, nach dem ein Endlager für hochradioaktiven
Atommüll gesucht werden soll. Doch kaum war das Ergebnis von
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) verkündet, ist es schon
wieder aus mit der Einigkeit. Parteiinteressen überwiegen einmal mehr
gegenüber dem überfälligen Staatsinteresse, eine einvernehmliche und
letztlich erfolgreiche Suche nach einer Endlagerstätte zu starten.

Wie brüchig der jetzt gefundene Kompromiss für ein
"Endlagersuchgesetz" ist, zeigt sich schon daran, dass sich die
Beteiligten zwar auf Daten in ferner Zukunft einigen konnten, nicht
aber darauf, wo die 26 Behälter mit deutschem Atommüll
zwischengelagert werden sollen, die bis 2015 aus ausländischen
Wiederaufbereitungsanlagen zurückkehren. Allein der
baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne)
und sein Parteifreund Robert Habeck, Umweltminister in
Schleswig-Holstein, deuteten mit den Standorten Philippsburg bei
Karlsruhe und Brunsbüttel im dortigen stillgelegten Atommeiler
Aufnahmebereitschaft an. Doch kaum ausgesprochen, schall ihnen die
sattsam bekannte Kritik, eine Mixtur aus Parteilichkeit,
Landesegoismus und Furcht vor der eigenen Bevölkerung entgegen. In
Philippsburg drohte der CDU-Bürgermeister mit zivilem Ungehorsam, in
Kiel koppelte der SPD-Chef Ralf Stegner eine mögliche
Zwischenlagerung an der Elbe an die weitere Förderung der Windenergie
im Norden - und das ohne Wenn und Aber. Es ist also doch wieder das
altbekannte Taktieren, das Verschieben der Verantwortung, das Drücken
vor einer klaren Entscheidung. Ebenso unwillig wie unfähig, ein
Problem zu lösen, das sich Deutschland mit der Kernenergie einst
gemeinsam eingebrockt hat. Daran hat nicht einmal der einvernehmlich
beschlossene Ausstieg aus der Produktion von Atomstrom etwas
geändert.

Nun soll es einen Neuanfang geben bei der Suche nach dem
Atomfriedhof. Doch der von den Spitzenpolitikern am Dienstag
beschlossene Fahrplan dorthin verfolgt vorrangig ein anderes Ziel:
Zeit gewinnen. Danach soll nach Kommissionssitzungen, geologischen
Prüfungen und Einbeziehung der Bevölkerung 2031 entschieden werden,
an welchem Standort Deutschlands atomare Müllkippe errichtet wird.
Also in 18 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt wird keiner aus der
Dienstags-Runde noch im Amt sein. Alles wurde also vertagt auf die
nächste Generation. Und wenn die sich dann irgendwann zu einem
Standort durchringen sollte, droht sich zu wiederholen, was
Deutschland seit 36 Jahren in Gorleben erlebt. Es sei denn, Einsicht
und Vernunft siegen über Parteilichkeit und Emotion. Der Müll muss ja
irgendwo hin. Und die Wüste Gobi ist bislang nur in der Fantasie eine
Lösung.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

457168

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Daimler-Hauptversammlung Stuttgart (ots) - An den Kapitalmärkten wird die Zukunft gehandelt. Und diese wird bei BMW und auch Audi offenbar rosiger gesehen als bei Daimler. Eine verbreitete Einschätzung lautet: Daimler ist gut, aber die anderen sind besser. In der Branche, auch in der Oberklasse, tobt ein brutaler Konkurrenzkampf. Es gilt, nicht nur in den angestammten Märkten Fahrzeuge in den Markt zu drücken, sondern auch eine starke Position in wachstumsstarken Ländern zu erobern - allen voran China. Hier liegt Daimler deutlich zurück. Zu spät hat man mehr...

  • Bedeutende Technologie und neue Trends stehen auf der China Information Technology Expo im Vordergrund - 100.000 Einkäufer werden vom 10. bis 12. April 2013 auf der CITE 2013 vertreten sein Shenzhen, China (ots/PRNewswire) - Die 1. China Information Technology Expo (CITE) öffnete am 10. April im Shenzhen Convention and Exhibition Center ihre Pforten. Die gemeinsame Großveranstaltung des Ministeriums für Industrie- und Informationstechnologie (MIIT) und der Stadtregierung von Shenzhen bietet eine kombinierte Ausstellungsfläche von über 100.000 Quadratmetern. Mehr als 1.200 Aussteller - davon 15 Prozent aus dem Ausland - werden mehr...

  • WAZ: Die Suche nach der zweiten Chance. Kommentar von Gerd Heidecke Essen (ots) - Noch werden in Bochum Autos gebaut, als wäre nichts passiert. Doch der Anfang vom Ende hat bereits begonnen. In Kürze startet die Abwicklung des Getriebewerks, dann folgt erst die Auflösung der dritten Schicht und am Ende stehen betriebsbedingte Kündigungen für alle. Auch die scheinbar sicheren Beschäftigten im Logistikzentrum kann der Jobverlust noch treffen. Hat der kämpferische Betriebsratsvorsitzende Einenkel die Belegschaft schlecht beraten, den Tarifvertragsentwurf abzulehnen, der im besten Fall über 2000 Stellen mehr...

  • WAZ: Abschied von der Bank-Beratung. Kommentar von Frank Meßing Essen (ots) - Verbraucherschutz ist nicht zum Nulltarif zu haben. Wer seine Unfallversicherung aktualisiert, bekommt gleich ein ganzes Heft mit Informationen ausgehändigt und muss mehrere Erklärungen unterschreiben, dass der Makler auch wirklich alles erklärt hat. In den Banken sieht es nicht anders aus. Telefonische Beratungsgespräche müssen mitgeschnitten werden, und Protokolle umfassen gern einmal 27 Seiten. Ob die Kunden verstehen, was sie da unterschreiben, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wer hat sich nicht schon selbst dabei mehr...

  • Weser-Kurier: Zum Jade-Weser-Port schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Der Start des Jade-Weser-Ports war eine Bruchlandung mit Ansage. Das geben mittlerweile selbst die Verantwortlichen des Terminalbetreibers Eurogate zu. Sie wissen, dass die Vorzeichen schlecht standen. Da waren die Bauschäden an der Spundwand, die Bahnanbindung wird auf Jahre eine Dauerbaustelle sein. Und nicht zuletzt spiegelt sich die schlechte Lage der Wirtschaft Europas in den schlechten Zahlen wider. Trotzdem war es richtig, den Tiefwasserhafen zu bauen. Denn die Zahl der Schiffe, die mehr als 10000 Container mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht