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Schwäbische Zeitung: Zusammenlegung von Orchestern ist einfach skandalös - Kommentar

Geschrieben am 28-04-2013

Ravensburg (ots) - Wer am Mäusefutter spart, bekommt die Elefanten
nicht satt. Das hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann noch
vergangene Woche bei einer Tagung zur Zukunft der Kultur gesagt. Das
kann man als Bekenntnis zu einer Kulturpolitik verstehen, die sich
nicht am billigen Populismus orientiert.

Die Einsicht in die Mäuse-Elefanten-Nummer ist offenbar nicht bis
zum SWR-Rundfunkrat vorgedrungen: Der SWR will 160 Millionen Euro
sparen. Da hat die Intendanz unter Führung von Peter Boudgoust dem
Rundfunkrat erfolgreich weisgemacht, dass der SWR keine zwei
Orchester brauche und man locker eines einsparen könne. Das
SWR-Orchester in Baden-Baden und Freiburg und das RSO Stuttgart
kosten zusammen 30 Millionen im Jahr. Das sind 30 Prozent des
Hörfunketats. Und was macht das Aufsichtsgremium, in dem laut Gesetz
"Interessenvertreter der Allgemeinheit" sitzen? Es nickt die Pläne
ab. Ein Skandal.

Und ein Akt der Barbarei. Das muss so drastisch gesagt werden,
wenn man am Samstag den sensationellen Auftritt miterlebt hat, mit
dem das SWR Sinfonieorchester das Bodenseefestival eröffnet hat. Die
Orchester aus Baden-Baden/Freiburg und Stuttgart haben eigene
Traditionen und gerade im letzten Jahrzehnt ihre jeweils
eigenständige Klangkultur ausgeprägt. Wer aus den Zweien eins macht,
zerstört beide.

Die Musikkultur hat viele Gesichter. Eine demokratische
Kulturpolitik muss den künstlerischen Pluralismus spiegeln. "Wir
wollen unseren Kindern möglichst viele schöne kulturelle Erlebnisse
vermitteln", hat Staatssekretär Jürgen Walter bei der oben erwähnten
Tagung gesagt. Herr Walter sitzt im Rundfunkrat.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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