Lausitzer Rundschau: Runde des Streits
Warum die Islamkonferenz nicht funktioniert
Geschrieben am 07-05-2013 |
Cottbus (ots) - Der Vorschlag von Innenminister Hans-Peter
Friedrich, die Islamkonferenz stärker zu regionalisieren, ist
sicherlich richtig. Denn in den Ländern und Kommunen weiß man ganz
genau um die Probleme der Integration, folglich müssen sie dort
angegangen und möglichst behoben werden. Und da kann es nur eine Form
der Begleitung sein, wenn im fernen Berlin die Politik und ein Teil
der islamischen Verbände regelmäßig versuchen, neue Konzepte für ein
besseres Miteinander zu erarbeiten. Umsetzen müssen sie andere.
Gleichwohl ist die Konferenz längst eine des Streits, eine des
gegenseitigen Misstrauens geworden. Trotz vieler inhaltlich
gelungener Anregungen, ob in Sachen islamischer Religionsunterricht
oder aber bei der Präventionsarbeit für Jugendliche. Dass es so weit
gekommen ist, haben beide Seiten durch viele Unbedachtheiten und
gegenseitige Vorwürfe zu verantworten. Friedrichs Idee einer
Regionalisierung dürfte deshalb auch noch einen anderen Beweggrund
haben - er will die Konferenz verlagern, weil er die ständige,
massive Kritik der Teilnehmer leid zu sein scheint. Ob sie nach der
Bundestagswahl weiter stattfinden wird, steht ohnehin in den Sternen.
Friedrich jedenfalls war nie ein großer Freund der Runde. Dabei hat
der Minister bei einem besonders strittigen Punkt vom Grundsatz her
recht. Eine Islamkonferenz, die sich nicht mit Sicherheitsfragen
beschäftigt, die den islamistischen Terrorismus und die Gefahren
durch die Radikalisierung von Muslimen in Deutschland komplett
ausblendet, wäre wertlos. Das hat nichts mit Stigmatisierung oder
Vorverurteilung der vielen am Dialog interessierten islamischen
Mitbürger zu tun. Die große Mehrheit dieser vier Millionen Menschen
fügt sich ja in die Gesellschaft ein und will von Zwangsehen oder
Propagandafeldzügen einiger radikaler Salafisten nichts wissen.
Dennoch darf eine solche Konferenz eben keine reine
Schön-Wetter-Veranstaltung sein. Sie muss sich auch daran
orientieren, was viele Bürger mit Angst und Sorge sehen. Über Art und
Umfang einer solchen Debatte muss diskutiert werden. Wenig hilfreich
ist es aber, wenn man so tut, als ob die Gefahren in Deutschland nach
Aufdeckung der NSU-Terrorserie allein von rechts drohen. Die
Sicherheitsbehörden haben in der Vergangenheit schon öfter das
Gegenteil ermittelt. Wer also wirklichen Dialog will, kann
Unliebsames, das sowohl die eine als auch die andere Seite bewegt,
nicht ausklammern. Nur so lässt sich der Gesellschaft etwas von der
Angst, manchmal sogar Hysterie mit Blick auf den Islam nehmen. Genau
darin liegt jedoch das große Scheitern der Konferenz - in den jetzt
sieben Jahren ihres Bestehens hat sie dazu leider einen viel zu
geringen Beitrag geleistet.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
462697
weitere Artikel:
- Schwäbische Zeitung: Den einen Islam gibt es nicht - Leitartikel Ravensburg (ots) - Islamkonferenz in Berlin - NSU-Prozess in
München: Für viele Muslime sitzt im Münchner Oberlandesgericht
imaginär auch der deutsche Staat auf der Anklagebank. Und viele
Muslime haben von der seit sieben Jahren arbeitenden Islamkonferenz
viel mehr erwartet als das, was - oft auch noch vage formuliert - an
guten Absichtserklärungen vorliegt. Misstrauen, enttäuschte
Erwartungen prägen also aus muslimischer Sicht das Verhältnis zur
Mehrheitsgesellschaft. Stimmt dieser Eindruck? Nein, er stimmt in
dieser Pauschalierung mehr...
- Schwäbische Zeitung: Hauptsache, man kommuniziert - Kommentar Ravensburg (ots) - Ist es nicht furchtbar altmodisch, im
Internet-Zeitalter noch einen Wahlkampf per Hausbesuch zu planen?
Nein, denn die Hauptsache ist, man redet miteinander, sagen
Wahlforscher. Die Wähler wollen, dass man ihnen zuhört, ob das nun im
Netz geschieht oder bei einem Gespräch an der Haustür.
Das Internet gewinnt bei der politischen Informationsbeschaffung
an Bedeutung, aber auch junge Leute steuern in erster Linie die
Webseiten der Tages- und Wochenzeitungen an, journalistische
Kompetenz wird gerade angesichts mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: Spielregeln müssen sein Karlsruhe (ots) - Frankreichs Regierung kann erst einmal aufatmen.
Die EU-Kommission räumt Paris mehr Zeit beim Abbau seines
Etatdefizits ein. Dies weckt böse Erinnerungen. Schon einmal wurde
der Stabilitätspakt aufgeweicht, damals hießen die Defizitsünder
Gerhard Schröder und Jacques Chirac. Die schwere ökonomische Krise
zur Jahrtausendwende hatte Deutschland und Frankreich so zugesetzt,
dass sich beide Staatschefs gezwungen sahen, es mit der
Neuverschuldung nicht mehr so ernst zu nehmen. Dieses fatale Signal
wirkt bis heute nach. mehr...
- Rheinische Post: SPD-Chef Gabriel lehnt Steuerpläne der Grünen ab: "Gefahr für die Mittelschichten" Düsseldorf (ots) - SPD-Parteichef Sigmar Gabriel gehen die
Steuerpläne der Grünen zu weit. "Die Vorschläge der Grünen - vor
allem die Kombination aus Steuertarif und Abschaffung des
Ehegattensplittings - bergen die Gefahr, dass damit auch die
Mittelschichten getroffen werden könnten. Da wird die SPD aufpassen,
denn das wollen wir nicht", sagte Gabriel der in Düsseldorf
erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe). Die Grünen
wollen den Spitzensteuersatz für Jahreseinkommen ab 80.000 Euro von
derzeit 42 Prozent auf 49 Prozent mehr...
- Rheinische Post: SPD-Chef Gabriel fordert Tempo 120 auf Autobahnen Düsseldorf (ots) - SPD-Chef Sigmar Gabriel fordert die Einführung
von Tempo 120 auf Autobahnen. "Der Rest der Welt macht es ja längst
so. Tempo 120 auf der Autobahn halte ich für sinnvoll, weil alle
Unfallstatistiken zeigen, dass damit die Zahl der schweren Unfälle
und der Todesfälle sinkt", sagte Gabriel der in Düsseldorf
erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe). Zum Plan aus dem
Wahlprogramm der Grünen, Tempo 80 auf Landstraßen einzuführen, sagte
Gabriel: "Die Frage, ob Tempo 80 auf der Landstraße sinnvoll ist,
überlasse mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|