Zinskommentar der Dr. Klein & Co. AG: Leitzinssenkung - das Allheilmittel?
Geschrieben am 16-05-2013 |
Lübeck (ots) - Anfang Mai entschloss sich die Europäische
Zentralbank (EZB), den Hauptrefinanzierungssatz für Geschäftsbanken
von 0,75% auf historisch niedrige 0,50% abzusenken. Ob sich diese
Maßnahme positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung der Euro-Zone
auswirkt ist höchst fragwürdig. Sicher ist: Auf die
Baufinanzierungszinsen in Deutschland hat dieses - generell eher
symbolische - Instrument der EZB keinen Einfluss.
Auswirkungen auf die Entwicklung der Baufinanzierungszinsen Die
Baufinanzierungszinsen sind in den letzten vier Wochen bis zur
Zinssenkung der EZB Anfang Mai zunächst gesunken, seitdem jedoch
wieder auf das Niveau von Anfang/Mitte April angestiegen. "Da die
Entwicklung der Baufinanzierungszinsen in Deutschland nach wie vor
eng mit der Schuldenkrise in Europa verbunden ist, gehen wir in den
nächsten Wochen weiter von schwankenden Zinsen aus", sagt Stephan
Gawarecki, Vorstandssprecher Dr. Klein & Co. AG.
"Immobilienfinanzierer sollten sich hierdurch nicht verunsichern
lassen. Historisch gesehen war es noch nie so günstig, eine Immobilie
zu finanzieren. Wichtig bei der Planung sind nach wie vor eine auf
die Situation des Kunden zugeschnittene Zinsbindung - meistens eine
möglichst lange - sowie Flexibilität in Form von
Sondertilgungsmöglichkeiten und optionalen Tilgungssatzwechseln
während der Darlehenslaufzeit."
Hintergrund und Auswirkungen der erneuten Zinssenkung
Die wirtschaftliche Situation hat sich in den letzten Monaten
nicht weiter verbessert. Die Idee der erneuten Zinssenkung ist, den
Geschäftsbanken noch mehr günstiges Geld zur Verfügung zu stellen,
damit diese neue Kredite an Unternehmen und private Haushalte
vergeben. Im Rahmen der aktuellen Schuldenkrise zeigt sich aber
gerade, dass dieser Prozess in schwächelnden Volkswirtschaften wie
Portugal, Spanien, Griechenland und Italien derzeit kaum
funktioniert. Gerade kleinere Unternehmen dieser Länder zahlen immer
noch eine hohe Risikoprämie auf Kredite, wenn sie überhaupt Kredite
erhalten. Hintergrund ist die Risikoscheu der lokalen Banken, die
sich gegen Kreditausfälle im Zuge der Rezession absichern wollen.
Der Nutzen der aktuellen Zinssenkung, zumal es immer eine
erhebliche Zeitverzögerung gibt, darf somit für die Unternehmen
bezweifelt werden. "Von dem ermäßigten Zinssatz profitieren aktuell
nur die Banken und die Schuldenländer, die sich im Moment wieder zu
günstigeren Zinssätzen am Kapitalmarkt refinanzieren können", sagt
Gawarecki. Es bleibt zu hoffen, dass der politische Reformwille damit
nicht gebremst wird. Denn obwohl es in den letzten Wochen ruhiger um
die Schuldenkrise geworden ist, ist diese noch lange nicht
ausgestanden.
Neue EZB-Ideen zur Ankurbelung der Kreditvergabe in Europa
Da die EZB erkannt hat, dass der Mechanismus, die Wirtschaft durch
günstigere Leitzinsen mit mehr Krediten zu versorgen, aktuell
gestört ist, werden derzeit neue Ideen wie die Erhebung eines
negativen Zinssatzes für Einlagen von Geschäftsbanken bei der EZB
oder den Aufkauf von Asset Backed Securities (ABS) durch die EZB
diskutiert. Letztere Idee wäre zwar durch das Mandat der EZB gedeckt.
Es würde jedoch zu einem erneuten Tabubruch der EZB - nach dem
Aufkauf von Staatsanleihen - kommen. Die Gefahr, dass die Risiken für
die EZB-Bilanz auf Grund fauler Unternehmenskredite steigen, wäre
nicht von der Hand zu weisen.
Hier finden Sie die vollständige Pressemitteilung:
www.bit.ly/10Z9yYE
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