Westfalen-Blatt: zum Thema Drohnen-Debakel:
Geschrieben am 21-05-2013 |
Bielefeld (ots) - Den letzten beißen die Hunde. Deshalb ist es
wenig hilfreich, auf all die Verteidigungsminister zu zeigen, die
sich im Zusammenhang mit der Aufklärungsdrohne »Euro Hawk« nicht mit
Ruhm bekleckert haben. Rudolf Scharping, Peter Struck, Franz-Josef
Jung, Karl-Theodor zu Guttenberg und jetzt auch Thomas de Maizière
haben sich offensichtlich von der Industrie und den angeblichen
Fachleuten im Ministerium überzeugen lassen, dass alle Probleme
lösbar seien. Das sind sie letztendlich doch nicht, zumindest nicht
zu vertretbaren Kosten. Einige hundert Millionen Euro an deutschen
Steuergeldern sind damit weg. Deshalb war es richtig, dass de
Maizière in der vergangenen Woche das Drohnenprojekt gestoppt hat.
Aber warum so spät? Den Zeitpunkt hat der Minister zu verantworten.
Warum hat de Maizière am 8. Mai dem Kabinett einen Bericht vorgelegt,
in dem die Aufklärungsdrohne als »strukturrelevantes
Hauptwaffensystem« aufgeführt ist? De Maizière weiß, dass vor ihm
Minister aus weit harmloseren Gründen ihren Hut nehmen mussten.
Spätestens seit 2011 war klar, dass »Euro Hawk« in Europa keine
Zulassung erhält. Und nicht wenige Fachleute behaupten, dass seit
Vertragsabschluss im Jahr 2007 damit zu rechnen war, dass dieses
unbemannte Aufklärungsgerät die notwendige Fluggenehmigung nie
erhalten wird. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Hersteller in
den USA aus Geheimhaltungsgründen nicht alle Dokumente vorlegen
wollen. Selbst der Bundesrechnungshof sollte sich mit geschwärzten
Unterlagen zufrieden geben. Ein Unding: Es muss möglich sein, dass
alle Staatsausgaben - auch Waffenprojekte - von unabhängiger Seite
geprüft werden. Dabei hat die »Euro Hawk«-Pleite auch ein Gutes: Die
Gesellschaft gewinnt Zeit für eine Diskussion darüber, ob und wie die
Bundeswehr Drohnen einsetzen will. Für den Schutz der Soldaten sollte
kein Preis zu hoch sein - darin sind sich Verteidigungspolitiker und
Soldatenverbände einig. Aber was heißt das? Krieg ist kein
Computerspiel, bei dem anonyme Figuren den Joystick bedienen, um
risikolos Gegner zu besiegen. Jede deutsche Drohne wird von einem
Bundeswehrpiloten gesteuert, bei Kampfeinsätzen kommen Menschen -
auch Unschuldige - zu Schaden. Während die »Euro Hawk« ohne Waffen
fliegen sollte, denkt das Verteidigungsministerium schon weiter. In
den USA läuft eine Kaufvoranfrage Deutschlands über Kampfdrohnen. De
Maizière rechnet noch für diesen Monat mit einem positiven Bescheid.
Aber auch diese bewaffnete Drohnen erhalten nach wohl keine
Zulassung. Es besteht keine Eile: Erst muss die Grundsatzdiskussion
geführt werden und bis zu einer Entscheidung kann die Bundeswehr die
gemietete israelische Drohne weiter nutzen. Auch wenn der
Verteidigungsminister sagt, vor der Bundestagswahl stehe keine
Entscheidung an, er hat die Weichen gestellt.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
464989
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Spielbanken/Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Für das Land ist zweierlei wichtig: Es muss wieder
eine Möglichkeit geben, den Spieltrieb zu kanalisieren - und es muss
ein seriöses Angebot sein. Vor allem an Seriösität ließ es der letzte
Betreiber vermissen. Die neue Gesellschaft mit etablierten und
solventen Partnern ist ein anderes Kaliber. Dass sie Günthersdorf
als neuen Standort wollte, belegt Geschäftssinn: Direkt an der
Autobahn 9, nah an Thüringen und Sachsen, dürfte das Geschäft
florieren. Ob Halle im Unterschied zu Magdeburg wieder ein Kasino
bekommt, mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu SPD Halle (ots) - Nur 30 Jahre ihrer Geschichte saß die SPD in der
Regierung. Dass ihr im Herbst der Sprung ins Kanzleramt glückt, ist
nicht ausgemacht. Wahrscheinlicher scheint derzeit ein Platz als
Juniorpartner der Union oder eine Rückkehr in die Opposition. Beide
Varianten wären für die SPD extrem schmerzhaft. So werden die
Genossen ihren Geburtstag freudig feiern. Doch insgeheim ahnen sie:
Mit ihnen zieht noch nicht die neue Zeit.
Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200 mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Verteidigung / Bundeswehr / Rüstungsindustrie Osnabrück (ots) - Viel Zeit bleibt nicht
Das Verteidigungsministerium gilt als Schleudersitz. Schon mehr
als ein Ressortchef musste zurücktreten. Bisher hat Thomas de
Maizière das Amt besonnen und geräuschlos geführt. Nun gerät er unter
Druck, und viel Zeit bleibt ihm nicht: Am 5. Juni muss er im
Verteidigungsausschuss schlüssig beantworten, warum sein Ressort beim
Projekt Euro Hawk erst so spät die Reißleine gezogen hat. Lückenlose
Aufklärung ist verlangt. Und es darf nicht den geringsten Verdacht
von Vertuschung geben.
mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Jagd / Natur Osnabrück (ots) - Keine unlösbare Herausforderung
Für Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer ist das Verbot
bleihaltiger Büchsenmunition in den Landesforsten nur ein Anfang.
Sein Ziel ist es, den Kreis weiter zu ziehen und dafür zu sorgen,
dass bleihaltige Munition aus den Waffenschränken der Jäger gänzlich
verschwindet.
Das ist auch gut so, denn die Nachteile bleihaltiger Munition für
die Gesundheit von Mensch und Wildtieren, speziell dem Seeadler, sind
gravierender als die Bedenken gegenüber alternativer Munition, mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu EU / Gipfel Osnabrück (ots) - Wankelmütig und inkonsequent
Zu viel Regulierung, zu große Bürokratie, zu hohe Kosten: Die
Kritik an den Strukturen der EU reißt nicht ab. Dennoch will der
EU-Gipfel beschließen, die Kommission nicht wie eigentlich geplant zu
verkleinern. Stattdessen wird es eine weitere Vergrößerung geben. Es
ist ein fatales Signal der Wankelmütigkeit und Inkonsequenz.
Schließlich muss überall in Europa gespart werden, vor allem in den
Krisenstaaten. Die Aufblähung der Kommission bedeutet aber
Mehrausgaben in Millionenhöhe. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|