Westfalenpost: Respekt vor einer Lebensleistung /
Kommentar zu 150 Jahren SPD von Stefan Hans Kläsener
Geschrieben am 22-05-2013 |
Hagen (ots) - Schaut man auf die vergangenen 150 Jahre deutscher
Geschichte, so stellt man mit Ernüchterung fest: Gerade einmal die
Hälfte davon waren von Demokratie geprägt. Immer mit dabei, und immer
auf Seiten der Demokratie: die SPD. Allein diese historische Leistung
nötigt Respekt ab. Und so können Demokraten, egal welcher Couleur,
heute gar nicht anders, als der SPD für diese Haltung Anerkennung, ja
Bewunderung zu zollen. Was aber ist der historische Beitrag der
Sozialdemokraten zur deutschen Demokratie? Zur Lebensleistung dieser
Partei zählt zweifellos ihre Absage an den Extremismus. Das war dem
Arbeiterverein Ferdinand Lassalles nicht an der Wiege gesungen. Im
Gegenteil: Stets standen erbitterte Gegner der Sozialdemokratie links
von ihr und machten ihr die Straße streitig. Das hält, in
abgemilderter Form, bis heute an. Es erschwert bis heute eine
Mehrheitsbildung links der Mitte und bescherte der SPD deutlich mehr
Oppositions- als Regierungsjahre. Umgekehrt waren Sozialdemokraten
aber an wichtigen Wegmarken der deutschen Demokratiegeschichte
maßgeblich beteiligt. Sie hoben die Weimarer Republik wie die
Bundesrepublik mit aus der Taufe, sie widerstanden eindrucksvoll den
Nazis, sie standen für die Aufweichung der verhärteten Fronten im
Kalten Krieg, sie brachten Sozialreformen auf den Weg, und es war ein
sozialdemokratischer Kanzler, der die Deutschen auch militärisch
wieder in die Weltgemeinschaft integrierte, wie immer man zu
Auslandseinsätzen der Bundeswehr stehen mag. In der Summe war die SPD
vor allem eines: Die Stimme des kleinen Mannes. Wenn diese zu leise
wurde, geriet die soziale Balance unseres Staates aus dem Lot. Daher:
ad multos annos, alte Tante.
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