DER STANDARD-Kommentar "Der Wert des Namens" von Eric Frey
Geschrieben am 02-06-2013 |
"Gusenbauers Tätigkeiten" - Ausgabe 3.6.2013
wien (ots) - So wirklich glücklich hat Alfred Gusenbauer als
Bundeskanzler nie gewirkt, und so wirklich glücklich war auch seine
Amtszeit nicht. Man kann ihm nicht verübeln, dass er nach seiner
unsanften Absetzung durch seine eigenen Parteifreunde 2008 sich mit
seinen 46 Jahren nach lukrativen Tätigkeiten außerhalb der Politik
umgesehen hat. Seine kurze Rückkehr in die AK Niederösterreich war
weder passend noch glaubwürdig. Dass der langjährige SP-Chef nun als
Investor tätig ist und im Aufsichtsrat mehrerer Bau- und
Immobilienkonzerne sowie des Glücksspielkonzerns Novomatic sitzt, mag
zwar viele Genossen irritieren, ist aber immer noch seine
Privatsache. Doch mit seinem Engagement für den kasachischen Diktator
Nursultan Nasarbajew hat Gusenbauer moralische Grenzen überschritten
und sich höchst angreifbar gemacht - unabhängig davon, ob an den
jüngsten Spitzelvorwürfen irgendetwas dran ist. Dass auch Tony Blair
für Kasachstan arbeitet, macht die Sache nicht besser. Viele
ehemalige Regierungschefs stehen vor dem Problem, dass ihre
politische Laufbahn in einem Alter zu Ende ist, in dem sie sich noch
nicht aufs Altenteil zurückziehen können. Auf private Vermögen können
sie selten zurückgreifen; nur wenige haben - wie Viktor Klima bei VW
- die Chance auf einen Topmanagementjob; und die Posten in
internationalen Organisationen sind beschränkt und heißbegehrt. Der
einfachste Weg ist es, seinen Ruf und seine Kontakte zu Geld zu
machen - über Reden, Beratertätigkeiten oder Aufsichtsratsmandate.
Das geht, solange ein gewisses Augenmaß behalten wird. Gerade
Sozialdemokraten können hier leicht ausrutschen, indem sie als zu
gierig und prinzipienlos erscheinen; Peer Steinbrück weiß davon ein
Lied zu singen. Bill Clinton erhält zwar noch viel höhere
Rednerhonorare, ist aber zumeist durch erfolgreiche Charity in den
Medien. Auch bei Blair wird die peinliche Kasachstan-Connection durch
seine Nahost-Vermittlung und das Wirken seiner Stiftungen ein wenig
aufgewogen. Bei Gerhard Schröders Gasprom-Job nimmt man ihm zumindest
ab, dass ihn mit Wladimir Putin eine echte Freundschaft verbindet.
Gusenbauer hat aber - außer ein paar Harvard-Vorlesungen - seit
seinem Rücktritt der Allgemeinheit wenig zurückgegeben; er hat sich
und seinen Namen verkauft. Doch wer einmal als Handlanger eines
Autokraten am Pranger steht, dessen Name ist bald nicht mehr viel
wert.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
467030
weitere Artikel:
- Frankfurter Rundschau: Die "Frankfurter Rundschau" kommentiert die Blockupy-Demonstrationen in Frankfurt Frankfurt (ots) - Das rigide Verhalten der Polizei ist, entgegen
den Absichten der Verantwortlichen, selbst zu einer Demonstration
geworden. Es demonstrierte anschaulich, dass es an entscheidender
Stelle der deutschen Politik noch immer Kräfte gibt, die glauben, sie
könnten die skandalösen Begleitumstände der so genannten Euro-Rettung
vergessen machen, indem sie sie verschweigen. Und notfalls mit Gewalt
gegen jene vorgehen, die dabei stören. In dieser Perspektive kann die
Prügelei der Polizisten im Frankfurter Bankenviertel als Dienst mehr...
- Berliner Zeitung: Kommentar zu den Protesten in der Türkei Berlin (ots) - Dass Erdogan friedliche Demonstranten brutal
niederknüppeln ließ, hat diesen Protest zu einer gewaltigen Welle
anschwellen lassen. Jetzt endlich entladen sich Frust und Wut über
Repression und Islamisierung in den vergangenen zehn Jahren. Die
Protestbewegung in der Türkei hat das Zeug, der Regierung Erdogan
gefährlich zu werden. Erstmals in seiner Amtszeit ist der türkische
Premier mit dem Zorn des Volkes konfrontiert.
Pressekontakt:
Berliner Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 (0)30 23 27-61 00
Fax: +49 (0)30 mehr...
- Westfalenpost: Klare Linie fehlt
Von Nina Grunsky Hagen (ots) - Eigentlich eine erfreuliche Erkenntnis: Obwohl doch
die Zahl der Familien mit Kindern seit Jahrzehnten kleiner wird,
mithin Eltern als Wählerklientel unwichtiger werden, messen die
Politiker der Familienpolitik nach wie vor eine große Bedeutung bei.
Zumindest eine so große, dass dieses Feld bei den Wahlen alle vier
Jahre wieder als spielentscheiden angesehen wird.
Angela Merkel zum Beispiel sind Familien Milliarden wert. Auf
diese Summe addieren sich ihre Wahlversprechen. So soll das
Kindergeld aufgestockt und mehr...
- Westfalenpost: Spiel mit dem Feuer
Von Gerd Höhler Hagen (ots) - Wirtschaftlich war die Zeit seit dem Amtsantritt des
islamisch-konservativen Premierministers Tayyip Erdogan für die
Türkei ein goldenes Jahrzehnt. Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich
verdreifacht, das Land stieg unter die 20 größten Wirtschaftsnationen
der Erde auf. Auch politisch ist die Ära Erdogan von einer Stabilität
gekennzeichnet, wie sie die chronisch krisengeplagte Türkei seit
Jahrzehnten nicht mehr kannte.
Doch wie trügerisch diese Stabilität ist, zeigen die Unruhen, die
sich, ausgehend vom Istanbuler Taksim-Platz, mehr...
- neues deutschland: Blockupy-Protest in Frankfurt am Main Berlin (ots) - In Istanbul haben am Sonnabend erneut Zehntausende
gegen die Regierung Erdogan protestiert. Darüber wurde in den
deutschen TV-Nachrichten mit dem Hinweis berichtet, die Menschen
kämpften dort für Demokratie und die türkische Polizei neige zu
Gewalt. Zur selben Stunde nahm die Polizei in Frankfurt am Main
Tausenden, die gegen das kapitalistische Krisenregime demonstrieren
wollten, eines der grundlegendsten demokratischen Rechte: laut und
öffentlich zu sagen, was ist. Es ist dies erst wirklich ein Recht,
wenn das, was mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|