Umfrage unter Allgemeinmedizinern und schmerztherapeutisch tätigen Ärzten zeigt Verbesserungspotenzial bei der Schmerzversorgung
Geschrieben am 06-06-2013 |
Berlin (ots) - Unterversorgung von Patienten mit Chronischen
Schmerzen wäre vermeidbar
Mit integrierten Versorgungsmodellen und klar festgelegten
Behandlungspfaden ließe sich die Versorgung von Patienten mit
Chronischen Schmerzen in Deutschland deutlich verbessern. Zu diesem
Ergebnis kommt eine Umfrage von Kantar Health im Auftrag der
Initiative "Wege aus dem Schmerz". Befragt wurden 300 Allgemeinärzte,
Praktiker und Internisten (APIs) sowie 125 schmerztherapeutisch
tätige Ärzte[1]. Die Partner der Initiative "Wege aus dem Schmerz"
stellten die Ergebnisse zusammen mit dem neuen "Schwarzbuch Schmerz"
der Deutschen Schmerzliga gestern in Berlin vor.
Geschätzte zwölf Millionen Menschen sind in Deutschland von
Chronischen Schmerzen betroffen. Für ihre Behandlung stehen derzeit
lediglich rund 1.027 schmerztherapeutisch tätige Ärzte zur Verfügung,
davon sind nur 381 ausschließlich schmerztherapeutisch tätig.[2] Nach
Ansicht der Ärzte sind vor allem Strukturdefizite für die
Versorgungslücken verantwortlich. So besteht großer Nachholbedarf bei
der Koordination von Behandlungen zwischen einzelnen Fachdisziplinen.
Zudem ist den Experten zufolge die Versorgungslandschaft mit Blick
auf Behandlungsmöglichkeiten durch Spezialisten und in Schmerzzentren
ungenügend entwickelt. Die große Mehrheit der befragten Ärzte macht
vor allem diese beiden Punkte dafür verantwortlich, dass derzeit rund
40 Prozent aller Patienten mit Chronischen Schmerzen gar nicht
behandelt werden[3]. Und eine Vielzahl der Patienten, die in Therapie
sind, erhalten keine adäquate Behandlung, beispielsweise durch einen
Schmerztherapeuten.[3]
Verbesserte Versorgung durch strukturierte Behandlungspfade und
mehr Therapiemöglichkeiten
Die strukturellen Defizite haben darüber hinaus auch negative
Auswirkungen auf die Behandlungsqualität. Bei der Therapie
Chronischer Schmerzen sollten vor allem die individuelle Ausprägung
der Krankheit und die interdisziplinäre Herangehensweise im
Vordergrund stehen, so das Meinungsbild. Nach dem aktuellen
medizinischen Stand ist eine multimodale Therapie die effektivste
Behandlungsoption für Patienten mit Chronischen Schmerzen. Sie
besteht aus den vier Säulen medizinische und medikamentöse Therapie
sowie Physio- und Psychotherapie. Beinahe jeder zweite Arzt gab an,
nicht den notwendigen Behandlungsspielraum zu haben, um seinen
Patienten die optimale Therapie zuteil werden zu lassen.
Neben den Therapiemöglichkeiten sehen die Ärzte vor allem in einer
veränderten Struktur Potenzial, um die Versorgung von Patienten mit
Chronischen Schmerzen zu verbessern. Deshalb plädieren mehr als drei
Viertel für die verstärkte Einführung interdisziplinärer
Versorgungsmodelle, bei denen beispielsweise Schmerzzentren,
niedergelassene Ärzte und Krankenkassen die Versorgung einer oder
mehrerer Patientengruppen mit einem bestimmten Krankheitsbild
untereinander koordinieren, um die Behandlung zu verbessern und
Kosten zu sparen. Ebenso viele Befragte versprechen sich eine
Verbesserung der Situation durch die Nutzung strukturierter
Behandlungspfade - klaren Vorgaben, wann ein Patient zu welchem
Facharzt überwiesen und wie er behandelt wird - und den Ausbau
sogenannter interdisziplinärer Fallkonferenzen. Dabei tauschen sich
Ärzte verschiedener Fachrichtungen über die jeweiligen
Krankheitsbilder ihrer Patienten aus.
[1] Befragt wurden Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen, die eine
Zusatzbezeichnung "Schmerztherapie" besitzen.
[2] KBV 2011. Entnommen aus: Berufsverband der Ärzte und
Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und
Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD): "Weißbuch
Schmerzmedizin", 2012.
[3] forsa-Umfrage unter 1.822 Schmerzpatienten (befragt wurden
Personen, die seit mindestens sechs Monaten unter andauernden oder
wiederkehrenden Schmerzen leiden) im Auftrag der Initiative "Wege aus
dem Schmerz" im April und Mai 2011.
Über die Umfrage
In der Zeit vom 20.07. - 22.08.2012 wurde von Kantar Health im
Auftrag der Initiative "Wege aus dem Schmerz" eine Online-Studie in
Deutschland unter zwei unterschiedlichen Ärzte-Zielgruppen
durchgeführt, um das Thema "Versorgung von Schmerzpatienten" zu
beleuchten. In der Zielgruppe der APIs (Allgemeinmediziner,
Praktiker, Internisten) wurden insgesamt n=300 repräsentative
Interviews (quotiert nach Alter, Geschlecht und Region) durchgeführt.
In dieser Fachrichtung wurden ausschließlich APIs ohne die
Spezialisierung "Schmerztherapie" befragt. In der Zielgruppe der
schmerztherapeutisch tätigen Ärzte wurden insgesamt n=125 Interviews
mit Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen durchgeführt, die eine
Zusatzbezeichnung "Schmerztherapie" besitzen. Hier wurden u.a. APIs,
Anästhesisten und Orthopäden befragt.
Über die Initiative "Wege aus dem Schmerz"
Das Ziel von "Wege aus dem Schmerz" ist es, ein stärkeres
Bewusstsein für Chronischen Schmerz als eigenständiges Krankheitsbild
in Deutschland zu etablieren. Dafür setzen sich die vier Partner
Deutsche Schmerzliga, Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie,
Deutsche Schmerzgesellschaft und Pfizer ein. Weitere Informationen
zur Initiative finden Sie unter: www.wegeausdemschmerz.de.
Pressekontakt:
Claudia di Nuzzo
fischerAppelt, relations
040 899 699-223
cdn@fischerappelt.de
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