Brandenburg kann im Bundesrat das von der Bundesregierung beschlossene Comeback von Nachtspeicherheizungen verhindern
Geschrieben am 06-06-2013 |
Berlin (ots) - Zur Anrufung des Vermittlungsausschusses fehlen nur
die Stimmen der rot-roten Regierung in Potsdam - Linken-Minister
Christoffers will die katastrophale EnEV-Novelle am morgigen Freitag
durchwinken
Die von der schwarz-gelben Koalition am 17. Mai im Bundestag
verabschiedete katastrophale Novelle der Energieeinsparverordnung
(EnEV) könnte noch an einem Veto des Bundesrats scheitern. Nach
Informationen der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) fehlen zur
Anrufung des Vermittlungsausschusses am morgigen Freitag drei
Stimmen, die die rot-rote Landesregierung Brandenburgs liefern
könnte. Doch hier sperrt sich nach den DUH-Informationen vor allem
der von der Partei Die Linke gestellte Wirtschaftsminister Ralf
Christoffers.
"Es wäre vermutlich eine politische Premiere, wenn ausgerechnet
Die Linke der schwarz-gelben Bundesregierung bei deren Versuch unter
die Arme greift, das mit der EnEV-Novelle geplante Roll-Back in
Sachen Energieeffizienz in Deutschland durchzusetzen", erklärte die
Leiterin Klimaschutz und Energiewende der DUH, Dr. Cornelia Ziehm.
Sie appellierte an den brandenburgischen Ministerpräsident Matthias
Platzeck (SPD), seinen Wirtschaftsminister zur Räson zu bringen. Mit
der EnEV-Novelle will die Bundesregierung unter anderem die erst 2009
von der Großen Koalition im Bund durchgesetzte schrittweise
Außerbetriebname elektrischer Nachtspeicherheizungen rückgängig
machen.
Damit würde einem technischen Fossil aus der Frühzeit der
Bundesrepublik zu einem Comeback verholfen. Die Nachtspeicherheizung
gilt seit Jahrzehnten als Inbegriff einer ineffizienten Raumheizung.
Nachtspeicherheizungen wirken als Klimakiller, weil sie vorzugsweise
mit Braunkohlestrom befeuert werden. Ältere Baureihen enthalten
darüber hinaus das schwer zu entsorgende Lungengift Asbest.
Gleichzeitig wird in der EnEV-Novelle auf jegliche Regelung zum
Austausch ineffizienter Heizkessel der Baujahre 1978 und früher
verzichtet.
Der derzeitige Bestand von etwa 1,6 Millionen
Nachtspeicherheizungen in Deutschland ist verantwortlich für eine
Stromverschwendung von 10 bis 15 Terawattstunden (TWh) - das
entspricht rund zwei bis drei Prozent des nationalen Strombedarfs.
Dass sie den aufgrund von Netzengpässen abgeregelten Strom aus
Erneuerbaren Energien (2011: 0,42 TWh) aufnehmen, ist im Vergleich zu
anderen Optionen (Wärmepumpen, stromgeführte KWK) ineffektiv und
längst nicht immer möglich. Im Gegenteil: Nachtspeicherheizungen
brauchen vor allem im Winter Strom, auch wenn bei Höchstlast kein
Wind weht. Sie werden dann zu einer Zusatzbelastung für das
Stromsystem, wie man in Frankreich mit einer großen Zahl von
Stromheizungen bei jedem strengen winterlichen Frost beobachten kann.
Die Rettung der Nachtspeicherheizung hatte während einer
Expertenanhörung im Bundestag insbesondere der Essener Stromkonzern
RWE gefordert, der seinen Strom vor allem aus nordrhein-westfälischer
Braunkohle gewinnt. Traditionell dienten Nachtspeicherheizungen dazu,
um die Stromverbrauchstäler in der Nacht zu füllen und damit den
Dauerbetrieb von Grundlastkraftwerken auf Basis von Braunkohle und
Atom abzusichern. In Brandenburg erzeugt Vattenfall seinen Strom -
ebenfalls fast ausschließlich aus Braunkohle.
In ihrem Energiekonzept aus dem Jahr 2010 bemängelt die
Bundregierung zwar ausdrücklich, dass "die überwiegende Mehrheit der
Heizungssysteme nicht dem Stand der Technik" entspreche. Gleichzeitig
verweigert sie sich jetzt aber jeder Maßnahme zum Austausch völlig
veralteter Heizungsanlagen. Das im Energiekonzept verkündete Ziel der
Bundesregierung, bis 2050 einen "nahezu klimaneutralen
Gebäudebestand" zu erreichen, würde nach Überzeugung der DUH in immer
weitere Ferne rücken, wenn die Novelle der EnEV nicht noch im letzten
Moment am Widerstand der Länderkammer scheitert.
Pressekontakt:
Dr. Cornelia Ziehm, Leiterin Klimaschutz und Energiewende
Tel.: 0302400867-0; Mobil: 0160 94182496; E-Mail: ziehm@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Presse
Tel.: 0302400867-0; Mobil: 0171 5660577; E-Mail: rosenkranz@duh.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
468052
weitere Artikel:
- Schiewerling/Wadephul: Neuorganisation der bundesunmittelbaren Unfallkassen kommt Berlin (ots) - Die christlich-liberale Koalition hat im Ausschuss
Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestages am gestrigen Mittwoch
die Neuordnung der Unfallkassen beschlossen. Hierzu erklären der
arbeits- und sozialpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Karl Schiewerling, und der zuständige Berichterstatter, Johann
Wadephul:
"Damit bringen wir die Reform der gesetzlichen Unfallversicherung
in Deutschland voran. Die Reduzierung und Neuorganisation der
Berufsgenossenschaften und Unfallkassen wird mit diesem Gesetz mehr...
- neues deutschland: Türkischer Journalist Yücel Özdemir: Deutliche Meinungsunterschiede in der Regierung der Türkei Berlin (ots) - Yücel Özdemir, der als Korrespondent der türkischen
Zeitung "Evrensel" den Münchner NSU-Prozess verfolgt, bleibt von den
anhaltenden Demonstrationen in seiner Heimat nicht unberührt. Im
Interview mit der Tageszeitung "neues deutschland" (Freitagausgabe)
fasst er die Meinung vieler Landsleute zusammen: "Viele glauben,
(Ministerpräsident) Erdogan könne in diesem Land nicht mehr allein
bestimmen, denn es gibt eine andere Mehrheit, die ihre Meinung auf
der Straße offen zum Ausdruck bringt. Wir wissen noch nicht, was
wird, mehr...
- EU ProSun zur Ankündigung Chinas, Strafzölle gegen europäischen Wein zu verhängen Brüssel (ots) - Milan Nitzschke, Präsident der Industrieinitiative
EU ProSun: "China benimmt sich wie die Cosa Nostra der
Weltwirtschaft. China erpresst, China bestraft."
Gestern hat die Europäische Kommission vorläufige Zölle gegen das
bewiesene Preisdumping chinesischer Solarhersteller beschlossen. Mit
der Einführung einer zweimonatigen Übergangsregelung hat Brüssel
dabei aber China die Hand für Verhandlungen weit entgegengestreckt.
Trotzdem kündigt die chinesische Regierung nur einen Tag später als
Vergeltungsmaßnahme Zölle mehr...
- neues deutschland: Überholtes Familienbild Berlin (ots) - Wieder einmal zeigt das Bundesverfassungsgericht
auf, wie modern und tolerant führende Kräfte in der Union sind -
nämlich gar nicht. Andernfalls hätte die Koalition längst alle
Schritte unternehmen können, um gleichgeschlechtliche
Lebenspartnerschaften der Ehe gleichzustellen. Die Freude der
Schwulen- und Lesbenverbände sowie der parlamentarischen Opposition
über das gestrige Urteil zum Ehegattensplitting ist deshalb
berechtigt. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass die
Ungleichbehandlung im Steuer- oder auch Adoptionsrecht mehr...
- Explosion der Mieten - Muss der Staat die Notbremse ziehen? / Christian Lindner und Christian Ude zu Gast bei "2+Leif" am 10. Juni 2013, 23 Uhr im SWR Fernsehen Mainz (ots) - Wohnraum wird immer mehr zum Luxusgut. Insbesondere
in den deutschen Ballungsgebieten schießen die Mietpreise in
Rekordhöhen. Bis zu 30 Prozent sind keine Seltenheit mehr! Deutsche
Haushalte geben im Durchschnitt bereits mehr als ein Drittel ihres
Einkommens für Wohnen und Energie aus. Jahrelang hat die Politik der
Entwicklung tatenlos zugeschaut. Doch die näherrückende
Bundestagswahl bringt Bewegung in die Debatte. Zuerst forderte die
SPD eine Mietpreisgrenze bei Neuvermietungen. Nach anfänglicher
Ablehnung hat aber mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|