Allg. Zeitung Mainz: zur Suche nach Atommüll-Lagern/ Atom-Mikado
Geschrieben am 13-06-2013 |
Mainz (ots) - Soll man sich jetzt freuen, dass bei einer der
drängendsten Fragen zum Thema Energiewende endlich Bewegung erkennbar
ist? Die Antwort hängt letztlich davon ab, wie viel Bereitschaft zur
Bewegung man Politikern auch exakt 100 Tage vor einer Bundestagswahl
und Landtagswahlen in Hessen und Bayern noch abverlangen darf.
Eigentlich jede Menge, aber wie immer ist es in der Realität dann
doch wieder nicht so einfach. Zwar betrifft die Problematik der
strahlenden Abfälle unterschiedslos die gesamte Gesellschaft; zudem
ist sie über Jahrzehnte nicht konsequent genug angegangen worden und
hat dem Land mit den Castor-Transporten und Gorleben ungeliebte und
teure Dauerbrenner beschert. Da sollte man doch meinen, dass das
Interesse groß ist, zumindest bei den Zwischenlagern eine Lösung zu
finden. Aber was tun die Ministerpräsidenten? Sie spielen Mikado,
getreu der Devise "Wer sich vor den Wahlen als erster bewegt, könnte
verlieren". Ein Gesetz soll es noch im Juli geben, aber die
entscheidende Standortfrage wird auf 2014 vertagt. Bis dahin verhakt
man sich im üblichen Geplänkel: Der CDU-Bundesumweltminister schont
die schwarz-gelb regierten Länder, Rot-Grün retourniert mit
vorhersehbaren Gegenpositionen. Das lässt nicht Gutes erwarten, auch
nicht für die Endlagersuche. Aber mit der hat man ja noch Zeit bis
2031. Und ein Schelm, wer daran denkt, dass die Zwischenlager 40
Jahre lang betrieben werden dürfen... Die Politik bewegt sich also,
aber nur im Schneckentempo. Deshalb will so rechte Freude angesichts
des jetzt gefundenen Kompromisses nicht aufkommen. Denn das gesamte
Thema ist viel zu ernst für taktische Spielchen.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Christina Eickhorn
Newspool
Telefon: 06131/485932
online@vrm.de
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