Börsen-Zeitung: Kuhhandel in Hochfrequenz, Kommentar zur Einigung aller EU-Staaten auf eine gemeinsame Linie über die Neufassung der EU-Marktrichtlinie (Mifid II), von Detlef Fechtner.
Geschrieben am 17-06-2013 |
Frankfurt (ots) - Auf einmal ging alles ganz schnell. Jahrelang
haben Europas Regierungen hart um die Neufassung der
EU-Marktrichtlinie gerungen. Immerhin geht es ja um sehr viel. Um den
Wettbewerb zwischen Börsen und Banken samt Plattformen und
Netzwerken. Um die Konkurrenz zwischen großen Finanzplätzen und um
die Zukunftsfähigkeit einzelner Geschäftsmodelle, wie etwa der
vertikalen Wertschöpfung. Und ganz generell darum, wie der Handel mit
Wertpapieren künftig funktioniert, etwa um die Aussichten des
Hochfrequenzhandels oder auch des Warenterminhandels.
Nun auf einmal melden die Iren "Durchbruch" - und scheinen selbst
ein wenig überrascht zu sein. Auf die Frage, warum eine Verständigung
gerade jetzt gelungen ist, gibt es zwei mögliche Antworten. Erstens
ist in Brüssel gerade so etwas wie Torschlusspanik zu beobachten. In
zwei Wochen geben die Iren den Ratsvorsitz an die Litauer weiter. Die
haben beschränkte Kapazitäten, Kompromisse zu schmieden - und gewiss
keine Vorliebe für Finanzmarktthemen. Schließlich ist der Finanzplatz
- die "City" - in Vilnius überschaubar. Danach kommen die Griechen
dran - und wenn die von zentralen Gegenparteien reden, haben sie
wahrscheinlich Türken oder Deutsche vor Augen, aber kaum
Clearinghäuser. Kurzum: Was im Juni im Rat nicht mehr gelöst wird,
könnte lange ungelöst bleiben.
Antwort zwei hat mit der eingeübten Strategie für europäische
Kompromisse zu tun: Kuhhandel. Die Deutschen kriegen Zugeständnisse
bei möglichen Ausnahmen vom Clearing-Zugang. Dafür halten die Briten
die Tür dafür geöffnet, dass das Handelsformat OTF den Aktienhandel
einschließen kann.
Ob Mifid II funktionieren wird, um den Handel an Kapitalmärkten
tatsächlich widerstandsfähiger und transparenter zu machen, können
derzeit nicht einmal Experten voraussagen. Erstens, weil noch
abgewartet werden muss, was das EU-Parlament korrigieren wird und was
am Ende im Amtsblatt steht.
Beim Hochfrequenzhandel zeichnen sich zumindest schon Ergebnisse
ab: Zum Beispiel, dass die Mindesthaltefristen von 500 Millisekunden
wohl nicht kommen werden. Auch bei der Beschränkung der Spekulation
mit Rohstoffen ist absehbar, wohin die Reise geht. In der Frage der
Infrastrukturen - insbesondere bei Clearing-Zugang und OTF - sind
Prognosen indes schwierig. Zumal bei diesen Themen die
einflussreichen organisierten Interessen der Finanzbranche versuchen
werden, diejenige Kuh, die aus ihrer Sicht nicht dort hingehört, doch
noch vom Eis zu kriegen.
(Börsen-Zeitung, 18.6.2013)
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