WAZ: Merkel und die starken Männer
- Kommentar von Miguel Sanches
Geschrieben am 21-06-2013 |
Essen (ots) - Man muss dankbar dafür sein. Es war ein ehrlicher
Moment. Der Eklat in St. Petersburg hat gezeigt, dass es mit den
Beziehungen zu Russland nicht zum Besten steht. Aber er hat eben auch
gezeigt, dass Kanzlerin Angela Merkel und Präsident Wladimir Putin
noch gesprächsfähig sind, immerhin. Was ist mit Merkel los? In
letzter Zeit geht sie keinem Streit aus dem Weg. Erdogan ist pikiert,
weil die Kanzlerin den Umgang mit Demonstranten in Istanbul
kritisiert hatte. US-Präsident Obama musste sich gerade Kritik am
Spähprogramm "Prism" anhören. Und gestern sorgte sie in Russland für
einen Eklat. Sie sagte den Besuch einer Ausstellung in St. Petersburg
zunächst ab. Das war konsequent, weil die Russen sie faktisch daran
hindern wollten, ein unbequemes "Grußwort" zum Streit über die
Beutekunst zu halten. Merkel ließ sich das nicht gefallen; ihre Härte
zahlte sich aus. Kein Einzelfall. Die Spannungen nehmen zu. Mal geht
es um politische Interessen wie in Syrien, mal um den Umgang mit den
Stiftungen und im Kern oft um Menschenrechte. Ein Wertekonflikt, was
sonst? Präsident Putin verbindet mit Modernisierung die Wirtschaft,
nicht die Gesellschaft. In seiner zweiten Amtszeit tritt er härter,
unduldsamer, intoleranter denn je auf. Und gleichzeitig zeigt sich,
dass Merkel bis heute kein persönliches Verhältnis aufbauen konnte.
Nichts im Vergleich mit den "Männerfreundschaften" von Kohl und
Jelzin, Schröder und Putin. Das hat sicher auch mit den Biografien zu
tun, hier die Pastorentochter, dort der frühere KGB-Offizier. Noch
größer ist der Gegensatz bei Joachim Gauck. Kein Zufall, dass der
Bundespräsident Russland bis heute nicht besucht hat. Aber: Staaten
sind größer als ihre Politiker. Erstens, Russland ist für die
Wirtschaft ein Riesenmarkt. Zweitens haben die Beziehungen auch einen
strategischen Charakter. In der Nato gelten die Deutschen als
"Russland-Versteher". Diese Mittlerrolle haben frühere Kanzler
gekonnt gespielt; sie verlieh ihnen Einfluss, viel Gehör. Merkel kann
unmöglich zufrieden sein mit ihrer Reise. Den Scherbenhaufen wird man
wieder aufsammeln müssen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
471094
weitere Artikel:
- Westfalenpost: Westfalenpost zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse Hagen (ots) - Das vor gut einem Jahr in Kraft getretene
Anerkennungsgesetz des Bundes für ausländische Berufsabschlüsse setzt
Maßstäbe. Es gibt Migranten einen Rechtsanspruch sowie eindeutige
Regeln vor und hilft den Unternehmen, die Qualifikation der Bewerber
besser einschätzen zu können. Der Mechatroniker aus Polen,
der bisher ohne Aufstiegschancen als Hilfsarbeiter beschäftigt wurde,
kann nach der Anerkennung seines Abschlusses jetzt nach dem Tarif
seines erlernten Berufs bezahlt werden. Alles könnte gut
sein. Aber der mehr...
- Westfalenpost: Westfalenpost zu Investitionen in die Verkehrswege Hagen (ots) - Sanierung hat Vorrang vor Neubau. Mit dieser
schlichten Formel will Bundesverkehrsminister Ramsauer auf
Versäumnisse der Vergangenheit reagieren. Doch ganz so einfach darf
man es sich nicht machen. In den vergangenen Jahrzehnten
haben Bund und Länder die Verkehrsinfrastruktur teilweise sträflich
vernachlässigt. Die Hauptverkehrsachsen aus den 60er und 70er Jahren
sind den heutigen Belastungen nicht mehr gewachsen. Allein auf der
Sauerlandlinie müssen in den nächsten Jahren 59 Brücken erneuert
werden. Sie sind mehr...
- Rheinische Post: Samaras' großer Fehler Düsseldorf (ots) - Griechenlands Ministerpräsident Samaras hat
einen folgenschweren Fehler begangen: Er ließ den staatlichen
Rundfunksender ERT schließen, ohne die Aktion in seiner
Dreier-Koalition abzustimmen. Das Ergebnis ist, dass der kleinste
Koalitionspartner, die Demokratische Linke, das Bündnis nun verlässt.
Samaras kann zwar gemeinsam mit den Sozialisten weiter regieren, doch
im Parlament hat er jetzt nur noch eine knappe Mehrheit von 153 der
300 Mandate. Stabil ist diese Mehrheit nicht. Damit ist nun auch die
Stabilität in mehr...
- Rheinische Post: Zweifel an der WM 2014 Düsseldorf (ots) - Franz Beckenbauer, der Weltmann, war erstaunt,
als er die Bilder von den Kundgebungen in Brasilien sah. "Kein Land
liebt den Fußball mehr", sagte der "Kaiser". Dass gerade dieses Land
ein großes Fest des Fußballs in Gefahr bringt, das war nicht nur für
ihn eine böse Überraschung. Noch geht es nur um den Confed Cup, auch
als "Mini-WM" bekannt. Doch angesichts der Unruhen, die auf Basis von
Internet-Netzwerken und mobiler Kommunikation rasch an Wucht zugelegt
haben, wachsen die Zweifel daran, ob es eine gute Idee war, mehr...
- Rheinische Post: Angela Merkels schwieriger Partner Düsseldorf (ots) - Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel den
russischen Präsidenten Wladimir Putin trifft, dann ist in der
Protokollabteilung des deutschen Bundeskanzleramtes vor allem eines
gefordert: hohe Flexibilität. Denn Wladimir Putin ist immer für eine
Überraschung gut. So war es nun auch in Sankt Petersburg. Die
Ausstellung mit Beutekunst-Exponaten war dem russischen Präsidenten
offenbar keine Beachtung wert. Das änderte sich erst, als die
Bundeskanzlerin intervenierte. Aber Angela Merkel ist die Volten des
russischen Präsidenten mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|