Weser-Kurier: In der Zwickmühle
Zum Verhältnis zwischen den USA und Ägypten
Geschrieben am 04-07-2013 |
Bremen (ots) - Wieder einmal steckt Barack Obama in einer
nahöstlichen Zwickmühle. Diesmal ist es das ägyptische Dilemma, das
ihn zum Statisten stempelt, zum hilflosen Zuschauer, der schon den
arabischen Frühling nur am Spielfeldrand verfolgte, der mit dem
autokratischen Husni Mubarak einen alten Verbündeten Amerikas ziehen
ließ und später, als Syrien im Strudel des Bürgerkrieges versank,
lange nur abwarten konnte. Die Geschehnisse am Nil stellen ihn vor
einen neuen Balanceakt. Da stürzt eine von den USA finanzierte und
bewaffnete Armee einen Präsidenten, der sein Amt der ersten
demokratischen Wahl in der Geschichte Ägyptens verdankt. Nicht nur
das: Mit Mohammed Mursi verband Obamas Riege die Hoffnung auf eine
historische Wende im Verhältnis zu den Islamisten der arabischen
Welt. Allein die Verantwortung des Regierens würde dogmatische
Prediger im Laufe der Zeit schon mäßigen, aus Ideologen mit
Glaubenssprüchen auf den Lippen Pragmatiker mit Augenmaß werden
lassen, war das Kalkül. Im Gazastreifen würde die Hamas, der
palästinensische Zwilling der ägyptischen Muslimbrüder, irgendwann
auf die Aussöhnung mit Israel einschwenken. In einem Syrien nach
Assad wären Islamisten an der Macht beteiligt, ohne dass im Westen
gleich schrille Krisenszenarien kursierten. Das alles verknüpfte sich
aus amerikanischer Sicht mit dem Experiment Mursi. Und obwohl es
millionenfache Proteste waren, die Ägyptens Militär in seinem Handeln
bestärkten, obwohl Mursi auf den Spuren des Autokraten Mubarak zu
wandeln begann, ein Putsch bleibt ein Putsch. Insgeheim mag Obama
froh sein über den erzwungenen Wandel. Die Generäle, aus Sicht des
Weißen Hauses sind sie bekannte Größen. Etliche haben ihr Handwerk an
amerikanischen Militärakademien erlernt, das Pentagon pflegt engste
Kontakte zu ihnen. Wenn Washington überhaupt noch Einfluss auf die
Geschicke Ägyptens nehmen kann, dann über die Armee. Allerdings,
schwerer als kurzfristige geopolitische Interessen wiegt das Prinzip,
soll der alte Zynismus des Kalten Krieges nicht ein fatales Comeback
feiern. Auf absehbare Zeit kann kein amerikanischer Präsident mehr
glaubhaft das zarte Pflänzchen arabischer Demokratie beschwören, wenn
das Oval Office in dem Moment applaudiert, da eine Armee das Ergebnis
eines einwandfrei demokratischen Votums faktisch für ungültig
erklärt. Das heißt, Obamas eigentlicher Test steht noch aus. Er muss
zeigen, dass er es ernst meint, wenn er die Generäle in Kairo
ermahnt, schnellstmöglich den Weg zu Neuwahlen zu ebnen.
Pressekontakt:
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Produzierender Chefredakteur
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Sperrfrist: 04.07.2013 22:45
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
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