Mitteldeutsche Zeitung: Neuer Schultyp
Nur vier Gemeinschaftsschulen gehen an den Start
Geschrieben am 08-07-2013 |
Halle (ots) - In Sachsen-Anhalt gehen mit Beginn des neuen
Schuljahres Ende August nur vier von 169 Sekundarschulen als
Gemeinschaftsschulen an den Start, in denen Schüler über die vierte
Klasse hinaus gemeinsam lernen. Das berichtet die in Halle
erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Montag-Ausgabe). Die Einführung
der Gemeinschaftsschule, die als Prestigeprojekt der SPD in der
Koalition gilt, war erst im November 2012 beschlossen worden.
Allerdings hatte es zuvor langwierige Diskussionen gegeben.
Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) sprach trotz der geringen Zahl
von einem "Erfolg" angesichts des kurzen Zeitraumes.
Scharfe Kritik an dem neuen Modell kommt vom Philologenverband:
"Längeres gemeinsames Lernen gereicht Kindern zum Nachteil", sagte
der Vorsitzende der Gymnasial-Lehrer-Gewerkschaft, Jürgen Mannke.
Würden Schüler in kleineren, auf sie zugeschnittenen Gruppen
unterrichtet, hätten sie eher Erfolgserlebnisse und "ein Ziel vor
Augen, dass sie erreichen können". Mannke bemängelte zudem, dass
Kinder in der Gemeinschaftsschule bis zum Ende der 8. Klasse auf
Sekundarschul-Niveau unterrichtet werden sollten. Erst danach solle
es je nach Abschluss differenzierte Angebote geben. Den Schülern, die
das Abitur anstrebten, fehle dann aber die gymnasiale Vorbildung der
Klassenstufen fünf bis acht.
Zurückhaltend äußerte sich auch die Bildungsgewerkschaft GEW. "Die
Gemeinschaftsschule ist eine Chance für eine Schule, ein
interessantes Profil zu entwickeln", sagte Landesvorsitzender Thomas
Lippmann. Allerdings seien die Unterschiede der Gemeinschaftsschule
zur integrierten Gesamtschule, an der es den Sekundarschul- und den
Abitur-Bildungsgang unter einem Dach gibt, bisher nicht recht
deutlich geworden. Für Mannke ist die integrierte Gesamtschule sogar
der Beleg dafür, dass es das neue Modell nicht braucht: "Es gibt seit
20 Jahren nur drei integrierte Gesamtschulen im Land. Die Eltern
haben da offenbar keinen Bedarf."
Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200
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