Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur Freihandelszone: Gewinner und Verlierer von Hanna Vauchelle
Geschrieben am 08-07-2013 |
Regensburg (ots) - EU und USA profitieren von der Handelszone. Für
Afrika und Lateinamerika ist es jedoch ein weiterer Schlag.
Auf die Plätze, fertig, los: Gestern fiel der Startschuss für die
Verhandlungen eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und den USA.
Freier Warenaustausch ohne Zollgrenzen sowie die Angleichung von
Industriestandards soll beider Wirtschaften nach vorne bringen. Trotz
des vertrauenerschütternden Späh-Skandals halten beide Seiten an dem
Vorhaben fest. Doch bei allen Vorteilen, die europäischen und
amerikanischen Unternehmen sowie Verbrauchern winken, muss allen
Beteiligten klar sein: Das Abkommen zwischen den beiden wichtigsten
Wirtschaftsräumen der Welt wird die schwächsten Marktteilnehmer in
Afrika und Lateinamerika weiter schwächen. Jetzt ist es also doch so
weit. Während Oppositionspolitiker in Berlin bis gestern noch darauf
drängten, die Handelsgespräche auf Eis zu legen, gibt sich die EU
pragmatisch. Schließlich soll das vielleicht wichtigste Projekt
dieses Jahrzehnts weiter vorangetrieben werden. Beide Seiten sind
darauf bedacht, die Schmierenkomödie der vergangenen Tage nicht zum
beherrschenden Thema zu machen. Deshalb werden die Spionagevorwürfe
diskret in Hinterzimmer-Gremien aufgearbeitet werden. Die Handelszone
soll eine Erfolgsgeschichte mit Happy End werden. Dass dies auch dem
letzten Zweifler klar wird, dafür sorgen Politik und Wirtschaft mit
ihrer Jubelstimmung. BIP-Zuwachs für die EU, neue Jobs in den
Krisenländern und sogar die deutschen Autobauer reiben sich die
Hände. Sie erwarten durch die Freihandelszone einen Wachstumsschub
von 1,5 Prozent. Bei so vielen Gewinnern fragt lieber niemand nach
den Verlierern. Die wird es aber geben. Denn wenn sich die beiden
Stärksten zusammentun, drohen die Schwachen auf der Strecke zu
bleiben. Dies droht vor allem afrikanischen und lateinamerikanischen
Produzenten. Ihre Importe in die EU und die USA dürften aufgrund des
Preiswettbewerbs weniger gefragt sein. Schließlich werden die beiden
großen Blöcke untereinander mehr Handel treiben. Einer Studie des
Münchner Ifo-Instituts zufolge werden vor allem westafrikanische
Staaten die Konsequenzen spüren. Bisher handeln sie traditionell viel
mit Frankreich und Belgien. Gibt es jedoch erst einmal die
Freihandelszone, dürften ihre Angebote von US-Firmen verdrängt
werden. Das ist umso bitterer, als dass sich die EU im Agrar- und
Lebensmittelbereich bereits jahrelang abgeschottet hat. Durch
verkrustete Subventionsstrukturen sind die Märkte von
Entwicklungsländern beschädigt worden, die mit ihren Produkten nicht
gegen die geförderten EU-Waren ankommen konnten. Und nun, wo endlich
dank der Agrarreform zahlreiche Quoten und Subventionen wegfallen,
droht eine weitere Abschottung durch die Super-Freihandelszone.
Europa und Amerika profitieren dabei auch vom Scheitern der
Welthandelsorganisation. Seitdem Streitereien zwischen Brasilien, den
USA und China über den Marktzugang von Industriegütern die Gespräche
blockieren, verhandeln die meisten Staaten lieber bilateral. So wie
China eben erst mit der Schweiz ein Abkommen abgeschlossen hat,
feilschen auch die EU und die USA mit dem ganzen Gewicht ihrer
Wirtschaftsstärke. Sie haben deshalb nun die Aufgabe, ihre
Handelszone so anzulegen, dass sie die Bedürfnisse der Schwächsten
nicht völlig außer Acht lässt. Doch so weit ist es noch nicht. Schon
jetzt darf angezweifelt werden, dass der ehrgeizige Zeitplan - bis
Ende 2014 soll die Handelszone stehen - überhaupt eingehalten werden
kann. Denn wie zerstritten die Europäer untereinander sind, haben sie
unlängst wieder gezeigt: Paris ließ die Gespräche beinahe platzen, da
es auf einer Ausnahme für seinen Kultursektor bestand. Und wie
unterschiedlich die Ansichten der EU und der USA im Agrarbereich
sind, ist ebenfalls bekannt. Noch ist nichts beschlossen.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
473906
weitere Artikel:
- Märkische Oderzeitung: + + + Medieninfo + + +
+ + + Brandenburger Kommunen klagen gegen Zensus + + +
+ + + Zahlreiche Städte in Brandenburg wollen finanzielle Einbußen nach Volkszählung nicht akzeptie Frankfurt/Oder (ots) - + + + Potsdam/Frankfurt (Oder). Wie
bundesweit bereits etliche Kommunen, gehen nun auch Brandenburger
Städte juristisch gegen die Ergebnisse der jüngsten Volkszählung vor.
Sie zweifeln die Berechnungsmethoden für den Zensus 2011 an, weil er
ihnen weniger Einwohner und damit geringere Einnahmen beschert,
berichtet die in Frankfurt (Oder) erscheinende "Märkische
Oderzeitung" in ihrer Dienstagsausgabe. Besonders heftig hatte es
Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) getroffen. Weil dort laut Zensus 28 200
Menschen leben mehr...
- Rheinische Post: Hasselfeldt für Wahlkampf mit "bayerischer Brille" Düsseldorf (ots) - Obwohl sich CDU und CSU auf ein gemeinsames
Wahlprogramm verständigt haben, will die bayerische Schwesterpartei
mit eigenen Themen Wahlkampf führen. "Es geht uns nicht um
Konkurrenz, sondern um besondere Akzente durch die bayerische
Brille", sagte CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt der in
Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstag-Ausgabe). Dass
die CSU eine eigene Stimme habe, sei eine "Selbstverständlichkeit",
erläuterte Hasselfeldt mit Blick auf eine CSU-Landesgruppenklausur in
Kloster Banz mehr...
- Rheinische Post: Rechnungshof-Bericht pünktlich zur Demo Düsseldorf (ots) - Der Termin konnte für die Landesregierung kaum
günstiger kommen: Zwei Tage, bevor in Düsseldorf eine Kundgebung der
Beamten gegen die geplanten Einsparungen bei den Tarifen im
öffentlichen Dienst startet, fordert der Landesrechnungshof Rot-Grün
zu einem härteren Sparkurs auf. Wenn man die Schuldenbremse einhalten
wolle, müssten in allen Bereichen Stellen tabulos abgebaut werden,
heißt es im aktuellen Bericht. Ein Drohszenario, gegen das die
Sparabsichten von NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD)
fast mehr...
- Rheinische Post: Zuschüsse der Krankenkassen für Selbsthilfegruppen auf Rekordniveau Düsseldorf (ots) - Die Ausgaben der Krankenkassen für
Selbsthilfegruppen liegen auf Rekordniveau. Sie sind seit 2008 um
mehr als neun Prozent auf erwartete 42 Millionen Euro in diesem Jahr
gestiegen. Dies geht aus einer internen Aufstellung des
GKV-Spitzenverbandes hervor, die der in Düsseldorf erscheinenden
"Rheinischen Post" (Dienstagausgabe) vorliegt. Der Vorstand des
Spitzenverbandes, Gernot Kiefer, mahnte, das Engagement der
Krankenkassen dürfe nicht dazu führen, "dass sich die öffentliche
Hand aus ihrer Verpflichtung gegenüber mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: Kurswechsel Karlsruhe (ots) - Kaum ein Thema hat die Berliner Koalition in den
vergangenen Jahren so entzweit wie der Streit um das Speichern von
Daten auf Vorrat. Nun allerdings treibt Horst Seehofer auch noch
einen Keil in die Union: Der CSU-Chef plädiert unter dem Eindruck der
amerikanischen Spähangriffe für einen rigideren Datenschutz - und
provoziert damit nicht nur CDU, sondern auch seinen eigenen
Innenminister. Der nämlich findet wie viele in der Union, dass der
Staat im Kampf gegen den Terror möglichst schnell und möglichst
ungehindert mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|