Lausitzer Rundschau: Doppelmoral
Debatte um geschlossenes Jugendheim "Haasenburg"
Geschrieben am 10-07-2013 |
Cottbus (ots) - Minderjährige sind besonders schutzbedürftig.
Besonders dann, wenn sie in geschlossenen Jugendhilfeeinrichtungen
wie der Brandenburger "Haasenburg" untergebracht sind. Deshalb müssen
die jetzt öffentlichen Vorwürfe gegen die Einrichtung zügig geklärt
werden. Wie viel sich davon als wahr herausstellen wird, ist noch
vollkommen offen. Jetzt die sofortige Schließung der Einrichtung zu
fordern, ist deshalb völlig überzogen. Und es offenbart eine
Doppelmoral: Geschlossene Heime ja, aber bitte nicht bei uns. Denn
seit Jahren gibt es bundesweit eine kleine Gruppe von extrem
auffälligen Kindern und Jugendlichen, die sich jeder Erziehung
entziehen. Sie verweigern die Schule, sind hoch aggressiv,
drogenabhängig und kriminell schon vor der Strafmündigkeit. Diese
Minderjährigen sind eine Gefahr für sich und andere und, wenn man sie
gewähren lässt, ohne Zukunftschance. Einige wurden vor Jahren auf
Segelschiffe im Mittelmeer geschickt, andere nach Sibirien. Geholfen
hat beides nicht. Derweil hat sich in aller Stille die Zahl
geschlossener Heimplätze erhöht und die Überzeugung vieler Fachleute,
dass manchmal ein klar definierter Zwang notwendig ist, um Erziehung
überhaupt möglich zu machen. Das setzt jedoch wirksame Kontrolle
voraus. Die Verantwortung dafür liegt bei der Politik. Ob
privatwirtschaftlich betriebene Heime die richtige Lösung sind, darf
angezweifelt werden. Wer aber gar keine geschlossenen Heime will,
muss eine klare Alternative bieten. Segelschiffreisen und
Sibirienaufenthalt sind, wie gesagt, schon gescheitert.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
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