Mittelbayerische Zeitung: Zuckerbrot und Peitsche
Geschrieben am 22-07-2013 |
Regensburg (ots) - Von Harald Raab
Israelis und Palästinenser könnten längst in zwei Staaten
nebeneinander leben. Beide Völker wollen Frieden und Sicherheit. Das
Problem sind ihre Machteliten. Eine Koalition aus Nationalisten,
Siedlern und Teilen der weitgehend undemokratischen Gruppe der aus
der Ex-Sowjetunion eingewanderten Juden setzt auf Durchsetzung ihrer
Interessen mit Gewalt. Dafür steht auch Benjamin Netanjahus
rechtsnationale Regierung. Der vermessene Traum für die Hardliner ist
ein Israel in biblischen Dimensionen. Sie ignorieren, dass ihr Staat
einzig dem Beschluss der Uno von 1947 seine Existenz verdankt und
nicht einem göttlichen Recht auf das Land der Urväter.
Spiegelbildlich die Situation bei den Palästinensern. Auch hier
ignorieren die Clanchefs in der Hamas, weitgehend auch in der Fatah,
dass der Teilungsbeschluss der Uno die Grün-dungsurkunde für ihren
Staat ist. Auch hier wollen Hardliner das ganze Land zwischen
Mittelmeer und Jordan. Ideologische Verhärtung erfährt der Konflikt
durch Aufladung mit religiösem Chauvinismus. Eines haben Jahrzehnte
der Kriege und Verhandlungen gezeigt: Die Nutznießer der
politisch-religiösen Machtkartelle mit ihrer
Alles-oder-Nichts-Politik beider Seiten sind nicht in der Lage, zu
einer Zwei-Staaten-Lösung zu kommen. Es bedarf der Hilfe von außen.
Das heißt, das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche muss zur Anwendung
kommen. So brutal es klingt, nur diese Sprache wird im Nahen Osten
verstanden. Es war nicht nur das Charisma von US-Außenministers John
Kerry, das jetzt die Kontrahenten wieder an einen Tisch bringt.
Hinter verschlossenen Türen wurde Tacheles geredet, wurde angedroht
und versprochen. Auch das wird deutlich: Präsident Barack Obama ist
entschlossen, das Katz-und-Maus-Spiel mit dem Trickser Netanjahu und
dem schwachen Palästi-nenserpräsidenten Machmud Abbas nicht
fortzusetzen. In einer koordinierten Aktion macht zudem die EU Druck.
Sie realisiert ihre alte Drohung, die illegalen jüdischen Siedlungen
von jeglicher Förderung auszuschließen. Israel ist für seine
Sicherheit, aber auch für seine Wirtschaft auf die USA sowie auf
Europa angewiesen. Das Land kann sich das Wohlwollen der
Öffentlichkeit in den USA und Europa nicht weiter verscherzen. Dort
will man nicht mehr hinnehmen, dass Israels Regierung ohne
Sanktionierung ständig internationales Recht missachten kann. Auch
wenn Netanjahu und seine Gesinnungsgenossen den ihnen in die Hände
spielenden Status quo mit immer mehr Besiedlung des Westjordanlandes
bevorzugen, können sie doch nicht ignorieren, dass sie gegen den Rest
der Welt stehen. Sie müssen sich auf neue Verhandlungen einlassen.
Nach Kräften werden sie dabei versuchen, den Prozess zu torpedieren.
Nicht viel anders bei den Palästi-nenserführern. Auch sie sind nicht
nur die Opfer. Eine der Bedingungen, auf die Israel ein Anrecht hat,
Ende des Terrors, wird nicht konsequent erfüllt. Wenn es zu Neuwahlen
kommt, ist nicht auszuschließen , dass die Hamas siegt und auch im
Westjordanland ein palästinensisches Terrorsystem entsteht. Wie
konnte es Kerry schaffen, Abbas ohne die Erfüllung seiner bisherigen
Vorbedingung Siedlungsstopp an den Verhandlungstisch zu bringen? Das
Abweichen von dieser Forderung kommt einem politischen Selbstmord
Abbas' gleich. Kerry erkaufte sich mit dem Versprechen auf eine Art
Marshall-Plan mit großzügiger Entwicklungshilfe für die Palästinenser
die Zustimmung. Das Kalkül dabei: So könnte sich eine
Zivilgesellschaft bilden, die Ideologen und Terroristen verdrängt.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
476149
weitere Artikel:
- Frankfurter Rundschau: Pressestimme zum Gedenken in Norwegen Frankfurt (ots) - Die Frankfurter Rundschau schreibt zum Jahrestag
der Morde von Oslo und Utøya:
In würdigem Gedenken hat Norwegen auch den zweiten Jahrestag der
Terrorbombe von Oslo und des Massakers von Utøya vorbildlich
begangen. Mit seinem Appell für das Festhalten an den Werten der
offenen Gesellschaft fand Ministerpräsident Stoltenberg wieder einmal
die richtigen Worte. Doch noch fehlt eine Dimension in der
Aufarbeitung: Die Frage, wie ein scheinbar völlig normaler junger
Norweger zu einem rechtsradikalen Massenmörder werden mehr...
- Berliner Zeitung: Kommentar zu der sogenannten Bürgerdividende von Umweltminister Altmaier Berlin (ots) - "Bürgerdividende" klingt nach einer staatlich
abgesicherten Geldanlage mit attraktiver Verzinsung von fünf Prozent.
Tatsächlich handelt es sich um eine komplizierte Hybridanleihe,
deren Rendite keineswegs garantiert ist. Solche riskanten
Finanzprodukte haben für erfahrene Anleger ihre Berechtigung. Ob sie
für den Kleinsparer geeignet sind, ist eine andere Frage. Keinesfalls
aber kann der Minister erst Werbung für die Idee machen und sich bei
der ersten Kritik dann mit dem lapidaren Hinweis herausreden, er sei
kein mehr...
- WAZ: Wenn Wohnen arm macht. Kommentar von Theo Schumacher Essen (ots) - Man hatte es geahnt: Wo Wohnungen rar sind, wo der
Mangel die Mietpreise anheizt und Familien mit schmalem Einkommen
mithalten müssen, wird das schnell zur Existenzfrage. Menschen werden
abgedrängt in die soziale Randlage. Was dabei alarmiert, ist das
Ausmaß. Hohe Mieten und drohende Armut hängen enger zusammen als
vermutet. Vorbei die Zeiten, da vor allem "reiche" Großstädte wie
München oder Düsseldorf in dem Ruf standen, ein zu teures Pflaster
für Geringverdiener zu sein. Inzwischen geht auch in vielen
Mittelstädten mehr...
- DER STANDARD-Kommentar: "Hochnervöse Volkspartei" von
Günther Oswald "Unternehmensbesteuerung ist nicht das Problem, sondern die
VP-Klientelpolitik"; Ausgabe vom 23.07.2013
Wien (ots) - Fast könnte man meinen, Finanzministerin Maria Fekter
und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner würden zwei
verschiedenen Parteien angehören. Während die Erste den Steuerausfall
und den Verlust von Arbeitsplätzen infolge von Betriebsabsiedlungen
beklagt, lobte der Zweite noch vor wenigen Monaten die konstant hohe
Zahl an Betriebsansiedlungen in Österreich und den "ausgesprochen
attraktiven"Wirtschaftsstandort. Dramatisch mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Die Staatskassen sind gut gefüllt
Leitartikel von Jochim Stoltenberg zu den Steuereinnahmen von Bund und Ländern im ersten Halbjahr Berlin (ots) - Warum nicht mal was Positives?! Die Steuereinnahmen
in Deutschland verbuchen schon wieder einen neuen Rekord. Nach dem
jüngsten Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums nahmen Bund und
Länder im gerade beendeten ersten Halbjahr 277 Milliarden Euro ein -
3,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2012. Von wegen armer
Staat. Aber das ist nicht die eigentlich frohe Botschaft. Die ist
darin zu finden, dass die klingenden Kassen im Bund und in den
Ländern von einer erfreulich starken Wirtschaftsentwicklung und in
Folge mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|