Schwäbische Zeitung: Neu ist dieser Ton aus Rom - Leitartikel
Geschrieben am 30-07-2013 |
Ravensburg (ots) - Der Papst hat gesprochen - und es gibt
tatsächlich Grund, sich verwundert die Augen zu reiben. Allerdings
nicht darüber, was Franziskus in einer improvisierten Pressekonferenz
auf dem Rückflug von Brasilien gesagt hat, sondern über manche
Reaktion auf das Gesagte. Es war nämlich im Kern nichts Neues. "Wenn
jemand homosexuell ist und den Herrn sucht, wer bin ich, über ihn zu
urteilen?" Diesen Satz hätten die Vorgänger des Papstes kaum anders
formuliert. Er steht im Einklang mit dem katholischen Katechismus, er
enthält keine neue Aussage über praktizierte Homosexualität, die von
der Kirche abgelehnt wird. Da haben interessierte Kreise
offensichtlich etwas herausgehört oder hineininterpretiert, was man
als Ausfluss von Wunschdenken bezeichnen kann.
Neu ist aber der Ton. Franziskus wirkt offen, direkt,
unverkrampft. Er ist dabei, sein Amt ein Stück weit von der Bürde der
Würde zu befreien. Das lässt ihn für viele - auch kirchenferne -
Menschen so sympathisch erscheinen. Er ist ein Seelsorger-Papst,
einer, der spontan auf die Leute zugehen kann, der spontan antwortet.
Diplomatische Formulierungen scheinen ihm fremd. Er sagt, was er
denkt, ohne vorher eine vatikanische Expertenkommission zu befragen.
Benedikt XVI. hat seine Worte bedächtiger, gesetzter, kunstvoller
gewählt - und wurde dennoch gern missverstanden. Kurioserweise geht
Franziskus mit seinem neuen Stil dieselbe Gefahr ein. Wenn die
Anfangseuphorie erst mal verflogen ist, dürfte manche Erwartung
enttäuscht werden. Theologisch ist dieser Papst mit seinem Vorgänger
weitgehend auf einer Linie.
Das bedeutet keineswegs, dass sich nichts ändern wird. Die
Geschiedenen-Pastoral, die Stärkung der Rolle der Frauen in der
Kirche, die Weihe sogenannter viri probati zu Priestern sind nach wie
vor offene Fragen. Benedikt hat sie offen gelassen, weil ihm gegen
Ende seines Pontifikats auch die Kräfte schwanden. Sein Nachfolger
scheint entschlossen, nach Lösungen zu suchen. Aber dem Zeitgeist
wird er die Kirche gewiss nicht anpassen.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
477497
weitere Artikel:
- Schwäbische Zeitung: Im Verein geht es leichter - Kommentar Ravensburg (ots) - Ach, wenn man es nicht so genau wüsste! Der
innere Schweinehund wächst analog zu den Kilos auf den Hüften. Die
träge Masse wird immer größer - bei den Einzelnen und in Deutschland
insgesamt.
Die Bewegungsstudie der Techniker Krankenkasse zeigt nur, was alle
sehen können: Dass in Deutschland mit etwas Verzögerung amerikanische
Verhältnisse einkehren. Fast Food und süße Getränke hinterlassen ihre
Spuren. Reisten vor 20 Jahren deutsche Schwergewichte, wenn sie es
sich leisten konnten, noch in die USA, um sich neu mehr...
- Das Erste, Mittwoch, 31. Juli 2013, 5.30 - 9.00 Uhr
Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7.05 Uhr, Philipp Rösler, FDP,
Bundeswirtschaftsminister, Thema: Stromnetzentgelte
8.05 Uhr, Harald Kujat, ehem. Generalinspekteur der Bundeswehr,
Thema: Euro Hawk-Untersuchungsausschuss
Pressekontakt:
WDR Presse und Information, Kristina Bausch, Tel. 0221-220-7121
Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: Tunnel für Europa Karlsruhe (ots) - Die Redner mussten es sich gestern selbst immer
wieder klarmachen: Mit dem Spatenstich ist der Bau des Rastatter
Tunnels tatsächlich nicht mehr zu stoppen. Geschlagene 40 Jahre lang
wurde über das Nadelöhr in der Rheintalbahn debattiert, immer mehr
Lösungen wurden geboren und verworfen, im Zentrum stand immer wieder
die aufwendige Unterquerung der Barockstadt. Dass es jetzt wirklich
losgeht, ist kein Jahr zu früh. Die europäischen Staaten hatten im
Jahr 1996 vereinbart, die Achse von Rotterdam nach Genua für den mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: Geschludert Karlsruhe (ots) - Peinlich für Norbert Lammert, den feinsinnigen
und geistreichen Vertreter der Christdemokratie. Nun gerät auch er
ins Kreuzfeuer von Plagiatsjägern. Peinlich aber auch für andere: den
Doktorvater des heutigen Bundestagspräsidenten zumal. Das, was ein
gewisser Robert Schmidt jetzt treibt und womit er sich wohl die
Nächte um die Ohren schlägt, das wäre die ureigene Aufgabe jener
Wissenschaftler gewesen, die Norbert Lammerts wissenschaftliche
Studie seinerzeit geprüft, korrigiert und benotet haben. Daher wirft
die mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum U3-Ausbau Bielefeld (ots) - Jedes ein- oder zweijährige Kind in OWL wird
wohl einen Betreuungsplatz bekommen, wenn seine Eltern das wollen.
Die Kommunen sind überzeugt, dass sie den von 1. August an geltenden
Rechtsanspruch erfüllen können. Ziel erreicht. Das sagt jedoch nichts
über die Qualität der Betreuung aus. Danach fragt im Übereifer des
per Quotenvorgabe vorangetriebenen Ausbaus aber niemand. Ein Fehler,
der uns in einigen Jahren einholen wird. Alleine die Tatsache, dass
die Vorgaben zur Betreuung - von Gruppengröße bis Baustandards - mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|