Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Urteil gegen den »Wikileaks«-Informanten Bradley Manning
Geschrieben am 31-07-2013 |
Bielefeld (ots) - Das Urteil gegen den »Wikileaks«-Informanten
Bradley Manning ist eine Schlappe für die US-Regierung und ein Sieg
für die Demokratie. Richterin Lind stellte sich tapfer dem Versuch in
den Weg, an dem jungen Mann ein Exempel zu statuieren, das
Geheimnisaufdecker im Bereich der nationalen Sicherheit abgeschreckt
hätte. Wer vertuschte Massaker, Gefangenenmisshandlung und Folter aus
Gewissensnot an die Presse weitergibt, braucht künftig nicht zu
fürchten, wegen »Zusammenarbeit mit dem Feind« vor den Kadi gezerrt
zu werden. Das Gericht setzte in Fort Meade einen Präzedenzfall, der
die Regierung davon abbringen dürfte, den seit dem Bürgerkrieg nicht
mehr bemühten Tatbestand zu behaupten. Schon gar nicht gegen
»Whistleblower«. Die Richterin stellte die Kinderlogik der
Staatsanwaltschaft vom Kopf auf die Füße. Demnach wird jemand nicht
allein deshalb zum Kollaborateur, weil er vertrauliche Informationen
zur Veröffentlichung weitergibt, die dann auch von Terroristen im
Internet gelesen werden können. Im konkreten Fall deutete in der
Kommunikation zwischen Manning und »Wikileaks« tatsächlich nichts
darauf hin, dass der damals 20-jährige Geheimdienstanalyst die
Absicht hatte, irgendeinem erklärten Feind der USA zu helfen. Es sei
denn, die Geheimnisaufdecker-Plattform wird als Feind identifiziert.
Die Regierung kann diesen Ausgang des Prozesses nicht anders denn als
Niederlage werten. Schließlich hatte sie nur deshalb auf dem
Verfahren bestanden, um den schmächtigen Gefreiten wegen
»Zusammenarbeit mit dem Feind« ein Leben lang hinter Gitter zu
schicken. Alles andere hatte der Angeklagte schon vorher
eingestanden. Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Das Urteil ist
weder ein Freispruch noch ist Bradley Manning ein Held. Er hat
ungeprüft und ohne jede weitere Kontrolle 700 000 Dokumente an
»Wikileaks« weitergegeben und damit nicht nur Fehlverhalten
aufgedeckt, sondern auch Menschenleben gefährdet. Dafür verdient er
eine Strafe, die angesichts des Schuldspruchs in 19 anderen
Anklagepunkten immer noch drakonisch ausfallen kann. Es bleibt zu
hoffen, dass Richterin Lind bei der Festlegung der Strafe dasselbe
Augenmaß beweist wie bei der Urteilsfindung. Auf dem fernen Moskauer
Flughafen wird einer den Ausgang des Verfahrens ganz besonders
aufmerksam verfolgen - liefert das Militärgericht dem
NSA-Geheimnisaufdecker Edward Snowden doch einen Vorgeschmack auf
das, was ihn erwartet, sollte er jemals wieder seinen Fuß auf
amerikanischen Boden setzen. Snowdens Fall ist anders gelagert, weil
er sehr viel gezielter Informationen an die Öffentlichkeit brachte
als Manning. Vergleichbar sind aber die überzogenen Vorwürfe der
Regierung. Erst an dem derzeit noch offenen Strafmaß wird der
»Whistleblower« ablesen können, ob er in der Heimat auf einen fairen
Prozess hoffen darf.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
477702
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Kanzlerreserve a.D. Düsseldorf (ots) - Kommentar von Michael Bröcker
Als Mitarbeiter des früheren Berliner Bürgermeisters Richard von
Weizsäcker hat sich Thomas de Maizière stets darüber geärgert, dass
sein Chef das Repräsentieren und Inszenieren schätzte, aber die
Details des Verwaltens mied. Nun präsentiert sich der
CDU-Verteidigungsminister bei dem millionenschweren Drohnen-Projekt
"Euro Hawk" als ungewollter Schüler Weizsäckers. Er wollte von nichts
wissen. Erst als alle Staatssekretäre im Ministerium und der
zuständige Rüstungsabteilungsleiter mehr...
- Rheinische Post: Umweltgefahr aus dem Straßenbau Düsseldorf (ots) - Kommentar von Detlev Hüwel
Wir sortieren die Abfälle, filtern Abgase, fahren mit bleifreiem
Sprit und entwickeln Elektroautos. Das alles tun wir zum Schutz der
Umwelt. Deshalb müssen Warnungen aufschrecken, dass beim Straßenbau
Materialien verwendet worden sind, die keineswegs umweltverträglich
sind, sondern im Gegenteil dem Menschen Schaden zufügen können, wenn
sie eingeatmet werden oder ins Grundwasser gelangen. Es beunruhigt
vor allem, dass solche Hiobsbotschaften inzwischen aus mehreren
NRW-Kommunen stammen. mehr...
- Märkische Oderzeitung: schreibt zur Aufhebung des Anti-Homosexuellen-Gesetzes in Russland Frankfurt/Oder (ots) - Wie schräg ist das denn? Für genau zwei
Wochen im kommenden Februar, in denen die Olympischen Winterspiele in
Sotschi stattfinden, soll in Russland ein Gesetz gegen Homosexuelle
keine Wirkung haben, das Präsident Putin gerade erst unterzeichnet
hat. Der umstrittene Ukas sieht vor, dass jegliche positive
Äußerungen über Homosexualität in Anwesenheit von Minderjährigen oder
im Internet unter Strafe gestellt werden. Zeitungen müssen sogar
damit rechnen, für verständnisvolle Berichte über
gleichgeschlechtlich Liebende mehr...
- Märkische Oderzeitung: schreibt zum Raucher-Urteil Frankfurt/Oder (ots) - Rauchen schadet der Gesundheit. Gar keine
Frage. Dass ein Gericht aber der Meinung ist, die Einwohner eines
Mehrfamilienhauses vor dem Zigarettenqualm ihres rauchenden Nachbarn
schützen zu müssen, überrascht und befremdet trotzdem ein wenig.
Zumal das Urteil wohl nur so ausfallen konnte, weil der Anwältin des
Rauchers Formfehler unterlaufen sind. Er muss also vorerst den
Rauswurf aus seiner Wohnung akzeptieren. Die Nachbarn wollen nicht
belästigt werden durch den kalten Rauch, der durch die Haustür
entweicht mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Der Verteidigungsminister und die Drohnen-Affäre =
von Werner Kolhoff Düsseldorf (ots) - Einen Gewinner der Bundestagswahl gibt es
schon: Thomas de Maizière. Wenn nicht der Wahlkampf vor der Tür
gestanden hätte, wäre es eng für ihn geworden. Dann hätte Angela
Merkel in der Euro Hawk-Affäre womöglich nicht so unbedingt zu ihrem
Verteidigungsminister gestanden.
Aber jetzt gilt: De Maizière stürzt nicht, weil er so kurz vor der
Wahl nicht stürzen darf. Ein Rücktritt würde unweigerlich den Blick
darauf lenken, wie viele Minister schon verschlissen worden sind in
dieser Periode. Er würde einen großen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|