Westdeutsche Zeitung: Peer Steinbrück vergreift sich im Wahlkampf im Ton =
Von Lothar Leuschen
Geschrieben am 05-08-2013 |
Düsseldorf (ots) - Der Mann ist unbeherrscht und unbeherrschbar.
Peer Steinbrück tut anscheinend alles dafür, dass es künftig keine
rot-grüne Bundesregierung geben wird. Dabei soll er sie als Kanzler
anführen. Doch der bisweilen arrogant wirkende Hanseat hat dazu
offenbar nicht das Format. Nach seiner unmöglichen Äußerung zum
Wahlergebnis in Italien traf es nun Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Den Italienern bescheinigte er seinerzeit, zwei Clowns gewählt zu
haben, nämlich den Komiker Grillo und den Medienzaren Berlusconi. Der
Kanzlerin aus Mecklenburg-Vorpommern attestierte er nun, keine
Leidenschaft für Europa zu haben, weil sie ja aus dem Osten stamme -
wofür sie aber nichts könne. Den scheinbar streichelnden Nachsatz
hätte Steinbrück sich auch sparen können. Denn kaum, dass die Worte
seinen Mund verlassen hatten, klirrte das Porzellan im Politladen.
Steinbrück, der Elefant, hat getrötet.
Nun ist Angela Merkel in der Europapolitik sicher kein Vergleich
zu Helmut Kohl. Gerade dessen Bekenntnis zu einem vereinten Europa,
in dem Deutschland gleichberechtigtes Mitgliedsland sein soll, hat
die Wiedervereinigung überhaupt erst möglich gemacht. Merkel hätte
also auch aus sehr persönlicher Sicht allen Grund dazu, die EU und
ihre Grundideen zu erhalten und zu fördern. Sie macht es auch, aber
sie tut es leise, berechnend, ohne die glühende Leidenschaft, mit der
Kohl seinerzeit die Hand des französischen Sozialisten Francois
Mitterand ergriff.
Merkel ist Pragmatikerin. Außerdem ist sie Physikerin,
Naturwissenschaftlerin, Vertreterin einer Spezies also, die weniger
von Spontaneität und Extrovertiertheit lebt als vielmehr vom
Beobachten und Erkennen. Deswegen denkt sie Probleme vom Ende her.
Mit ihren ostdeutschen Wurzeln hat das rein gar nichts zu tun.
Umso plumper ist der Versuch Steinbrücks, seine scheinbar
übermächtige Gegnerin mit persönlichen Angriffen in die Knie zwingen
zu wollen. Im Osten braucht dieser Kanzlerkandidat sich nicht mehr
blicken zu lassen. Und mit der Kanzlerschaft wird es auch nichts,
wenn Steinbrück sich nicht besinnt oder seine Berater ihn nicht bald
in den Griff kriegen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
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