Börsen-Zeitung: Erbitterter Kampf, Kommentar zum Kauf der Nokia-Handy-Sparte durch Microsoft, von Sebastian Schmid.
Geschrieben am 03-09-2013 |
Frankfurt (ots) - CEO Steve Ballmer mag bei Microsoft bereits mit
einem Bein aus der Tür sein. Das hält den Konzernchef indes nicht
davon ab, strategische Weichen zu stellen, die vergangene Fehler
ausbügeln sollen. Erst im Juli hat er einen umfangreichen Plan für
den Umbau des Softwarekonzerns zum Geräte- und Diensteanbieter
vorgelegt. Nun folgte mit dem Kauf des Mobiltelefongeschäfts von
Nokia für 5,4 Mrd. Euro der erste große Schritt zu dessen Umsetzung.
Seinem Nachfolger gibt Ballmer damit ein riesiges, defizitäres
Handygeschäft zur Restrukturierung an die Hand.
Es erscheint zwar fast böswillig, dass Ballmer dem Konzern noch
schnell die Strategie für die nächsten Jahre diktiert. Andererseits
blieb ihm kaum eine Wahl. So wie Nokia dringend auf der Suche nach
einem Abnehmer für das verlustreiche Mobiltelefongeschäft war, so
sucht Microsoft seit Jahren einen Weg, mit der Windows-Phone-Software
(WP) globale Relevanz zu erlangen. Dass die angeschlagenen Finnen
nicht mehr viel würden tun können, den WP-Marktanteil von zuletzt
3,7% wesentlich zu steigern, war zunehmend offensichtlich. In
Ermangelung anderer engagierter Partner musste Microsoft zugreifen -
oder aufgeben.
Mit der Integration von Hardware und Software unter einem Dach ist
es indes längst nicht getan. Ein Konzern mit 32000 Mitarbeitern
integriert sich nicht im Vorbeigehen. Und auch die bislang laue
Nachfrage zieht nicht sofort an, wenn Software und Smartphone wie bei
Apple aus einer Hand stammen. Eine Chance bietet Nokias starke
Position in Entwicklungsländern. Wenn die Handynutzer dort auf
Smartphones umsteigen, sollte Microsoft gegenüber weniger präsenten
Rivalen Vorteile haben.
Die Integration soll der zu Microsoft zurückkehrende Nokia-CEO
Stephen Elop als Chef der Sparte "Devices and Services" leiten. Da
der Kanadier 2010 von Microsoft zu Nokia gewechselt ist, kennt er
beide Konzerne bestens. Sollte Elop allerdings als Nachfolger von
Ballmer auserkoren werden, wäre das mehr als verwunderlich. Die
Entwicklung Nokias unter Elop ist kein Empfehlungsschreiben. Im
letzten Quartal vor seinem Amtsantritt erlöste Nokias
Mobiltelefongeschäft 7,2 Mrd. Dollar und warf 750 Mill. Dollar
operativen Gewinn ab. Im jüngsten Quartal entstand bei 2,7 Mrd.
Dollar Erlös ein Verlust von 473 Mill. Dollar. Es erscheint fast
ausgeschlossen, dass Elop Microsoft bei dieser Bilanz zu Erfolgen
führt. Es bleibt daher zu hoffen, dass im erbitterten Kampf um den
Smartphone-Markt auf die sinnvolle Entscheidung des Nokia-Kaufs nicht
gleich ein unnötiger Fehler in der Personalpolitik folgt.
(Börsen-Zeitung, 4.9.2013)
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