Badische Neueste Nachrichten: Zur rechten Zeit
Geschrieben am 04-09-2013 |
Karlsruhe (ots) - Die Versöhnungsgeste von Oradour-sur-Glane kommt
gerade zur rechten Zeit. Angesichts der Entfremdung im Zuge der
Euro-Krise erinnert sie daran, dass das deutsch-französische
Verhältnis immer wieder mit neuem Leben erfüllt werden muss. Ganz
gleich welche Anstrengungen in den vergangenen 50 Jahren gemacht
wurden, um die alte Feindschaft zu beenden: Eine Garantie für die
Zukunft sind sie nicht. Der Élysée-Vertrag war ein Meilenstein für
die deutsch-französische Aussöhnung. Die Initiative von Charles de
Gaulle und Konrad Adenauer wollte einen Schlussstrich unter die
kriegerische Geschichte der beiden Nationen ziehen. Ein Übriges tat
die Verpflichtung auf das gemeinsame europäische Ziel. Erst in der
Wirtschaftsgemeinschaft, dann in der EU. Dass die institutionelle
Verzahnung beider Länder über den Brüsseler Umweg nicht automatisch
zu größerer Nähe führt, zeigt die Europäische Währung. Gedacht als
ein weiterer Integrationsschritt, hat der Euro zwischen Paris und
Berlin in den letzten Jahren eher einen Keil getrieben. Zu
unterschiedlich sind die Auffassungen in der Fiskal- und
Wirtschaftspolitik, als dass sich leicht ein gemeinsamer Nenner
finden ließe. Die Geschichte ist eben keine Einbahnstraße, wie viele
deutsche Politiker zu glauben scheinen. Oft steht am Ende nämlich ein
Ergebnis, das die Handelnden gerade nicht wollten. Für das
deutsch-französische Verhältnis wäre das fatal. Die Repräsentanten
der beiden Nationen tragen deshalb eine besondere Verantwortung.
Männer machen durchaus Geschichte, wie ein deutscher Historiker
feststellte. Ihr Wille zur Versöhnung kann neue Spannungen
überwinden. Kohl und Mitterrand haben das in Verdun bewiesen, Gauck
und Hollande gestern in Oradour-sur-Glane.
Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de
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