Mit lokalen Partnern auf der Überholspur / Studie von Oliver Wyman zur Fahrzeugvernetzung in China (BILD)
Geschrieben am 05-09-2013 |
München (ots) -
- Vernetzte Fahrzeuge nehmen in China Fahrt auf
- Auch auf westliche OEMs wartet enormes Wachstumspotenzial
- Fragmentierung, regionale Unterschiede und starke nationale
Anbieterlandschaft erschweren den Markteintritt
- Lokale Partnernetzwerke versprechen Erfolg
Mit Hochdruck arbeiten Automobilhersteller weltweit am Thema
Fahrzeugvernetzung. Zugleich stehen die westlichen OEMs vor der
Herausforderung, sich Zugang zum Connected-Car-Markt in China zu
verschaffen. Als weltgrößter Automobil- und Telekommunikationsmarkt
bietet das Reich der Mitte auch bei vernetzten Fahrzeugen riesiges
Wachstumspotenzial. Entsprechend sind alle Autobauer gefordert, mit
guten Connected-Car-Lösungen zu trumpfen. Doch auch in diesem Segment
hat China seine eigenen Spielregeln. Auto- wie
Telekommunikationsindustrie sind stark fragmentierte Märkte mit
ausgeprägten regionalen Unterschieden. Hinzu kommen enorme
sprachliche und kulturelle Differenzen, die gerade westliche Spieler
überbrücken müssen. Zugleich haben die vielen einheimischen Player
große Macht. Für die westlichen Autobauer wird in China mehr denn je
der Schulterschluss mit den lokalen Unternehmen zum entscheidenden
Erfolgskriterium. Nur über den Aufbau und die Pflege von guten sowie
gewinnbringenden Partnerschaften wird es möglich sein, den Kunden
passgenaue vernetzte Navigations- und Infotainmentlösungen anbieten
zu können. Dies sind Ergebnisse der Oliver Wyman-Studie "Connected
Cars: Herausforderung China".
Rund um den Globus gehört Fahrzeugvernetzung zu den bestimmenden
Themen der Automobilindustrie. Die Prognosen sind vielversprechend.
Bis 2018, so schätzen Marktexperten, werden weltweit rund 282
Millionen Neuwagen mit vernetzten Diensten auf den Straßen rollen.
Auch in China nehmen Connected Cars immer mehr Raum ein. Noch liegt
der weltgrößte Automobilmarkt mit rund drei Millionen vernetzten
Neuwagen 2013 zwar auf Rang vier hinter der Triade USA, Japan und
Europa, wird aber bis 2018 klar Boden gutmachen. Experten zufolge
steigt die Zahl der vernetzten Neuwagen in China bis 2018 auf etwa 68
Millionen an und katapultiert das Land auf Platz zwei hinter den USA
mit knapp 82 Millionen. Mit einer Penetration im heimischen Markt von
dann gerade einmal 58 Prozent bei Neuwagenverkäufen bleibt zudem noch
immer Luft nach oben. Japan befindet sich dann mit 89 Prozent bereits
vor der Marktsättigung, und Nordamerika mit 87 Prozent sowie
Westeuropa mit 78 Prozent werden nicht mehr weit davon entfernt sein.
Gute Rahmenbedingungen
Fahrzeugtelematik ist in China ein recht junger Markt. Noch
dominieren in PKWs und leichten Nutzfahrzeugen wie Lieferwagen laut
aktueller Oliver Wyman-Studie Navigation und Positionsbestimmung. Auf
immer größeres Interesse aber stoßen Sicherheit und Fernwartung,
Flottenmanagement sowie Infotainment - entsprechend hoch ist das
Wachstumspotenzial in den kommenden Jahren. Dies gilt auch für
integrierte Smartphone-Lösungen. Diese liegen bislang in der Gunst
des chinesischen Autofahrers zwar noch weit hinter den eingebetteten
Telematiksystemen, doch die Smartphone-Nachfrage boomt. Im ersten
Quartal dieses Jahres wurden in der Volksrepublik 71 Millionen Geräte
verkauft. Gemessen am weltweiten Absatz von 210 Millionen Smartphones
ist dies ein Anteil von etwa 34 Prozent.
Insgesamt bietet der chinesische Markt für Fahrzeugvernetzung
hervorragende Rahmenbedingungen. So ist China nicht nur der größte
Automobilmarkt der Welt, sondern gibt auch bei der Telekommunikation
den Ton an. Die chinesische Regierung unterstützt im Rahmen des
Projekts "Internet of Things" nachhaltig und nicht zuletzt finanziell
die Entwicklung von vernetzten Fahrzeugen, zugleich wird konsequent
am Ausbau der nötigen Infrastruktur gearbeitet. Dies beinhaltet den
neuen Mobilfunkstandard LTE, aber auch 3G. Umfragen zufolge stoßen
vernetzte Fahrzeuge bei 85 Prozent der chinesischen Bevölkerung auf
sehr starkes Interesse. "Connected Cars nehmen in China richtig Fahrt
auf", sagt Matthias Bentenrieder, Partner bei Oliver Wyman. "Wollen
die westlichen OEMs mit ihren Fahrzeugen wettbewerbsfähig bleiben,
müssen sie jetzt einsteigen und ein gutes und ausgefeiltes Angebot
rund um die Fahrzeugvernetzung schaffen."
Komplexes Marktumfeld
Europäische, amerikanische und asiatische Autobauer stehen damit
vor einer doppelten Herausforderung. Zum einen sind sie noch dabei,
das komplexe Thema Connected Cars in Summe zu verstehen und ihre
Geschäftsmodelle anzupassen. Zum anderen müssen sie sich mit China
auseinandersetzen - und damit mit einem zwar sehr guten, aber auch
sehr speziellen Marktumfeld in puncto Fahrzeugvernetzung. Tatsächlich
erfordert der Markteintritt dort weitaus größere Anstrengungen als in
anderen Ländern. So sind in China Marktregulierung und
-fragmentierung deutlich stärker ausgeprägt. Auch die regionalen
Unterschiede sind enorm. Während die hoch entwickelten Metropolen an
der Ostküste wie auch die meisten Hauptstädte der Provinzen bei
Einkommen und Netzabdeckung nahezu westlichen Standard aufweisen,
kommt das Landesinnere über das Niveau von Entwicklungsländern noch
immer kaum hinaus. Zudem unterscheiden sich die einzelnen Regionen in
Sprache und Kultur.
Schließlich hebt sich die Anbieterlandschaft von derjenigen in den
etablierten Märkten deutlich ab. In allen Connected-Car-relevanten
Geschäftssegmenten existieren zahlreiche starke lokale Unternehmen.
An ihnen geht gerade im Mobile-, Online- und Internetumfeld kein Weg
vorbei. Globale, gut funktionierende Partnerschaften mit
internationalen Konzernen haben in der Volksrepublik keine Chance. So
ist dort statt Google die lokale Suchmaschine Baidu dominanter
Marktführer. Entsprechend sind viele Partnerschaften, mit denen Audi,
BMW, GM, Ford oder Toyota weltweit rund um das vernetzte Fahrzeug
agieren, in China gegenstandslos und müssen dort von Grund auf mit
lokalen Unternehmen neu aufgebaut werden.
Erste Vorstöße
Einige westliche Autobauer sind mit ersten Lösungen auf dem
chinesischen Markt präsent. Zu den Pionieren zählen GM und Toyota.
Beide Konzerne agieren mit ihren Telematiksystemen Onstar und G-Book
bereits seit 2009 in China. Dabei kooperiert GM mit der Shanghai
Automotive Industry Corporation (SAIC), dem größten Verbund von
chinesischen Auto-, Autozubehör- und Motorradherstellern. Toyota
arbeitet unter anderem mit Baidu zusammen.
Andere OEMs haben nachgezogen. BMW hat sein ConnectedDrive-System
im September 2012 in China auf den Markt gebracht und seine neuen
5er- und 7er-Serien damit ausgestattet. Dazu kooperiert der Münchner
Autokonzern mit dem lokalen Mobilfunkunternehmen China Unicom und bei
Navigations- und Infotainmentservices zudem mit Baidu. Auch wurde der
Standort Shanghai um das ConnectedDrive Lab zur Entwicklung von
chinaspezifischen Apps erweitert. AudiConnect steht in der
Volksrepublik vor der Markteinführung in den A8L-, A7- und
Q7-Modellen. Erste Vorstöße macht zudem Ford mit SYNC in vereinzelten
Fahrzeugen.
Die westlichen OEMs müssen sich dabei gegen einen starken
chinesischen Wettbewerb durchsetzen, der Fahrzeugvernetzung massiv
vorantreibt: So haben BYD, Dong Feng und Chang'an bereits 2011
Telematiksysteme eingeführt. Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung
neuer Lösungen spielen lokale Telekommunikationsunternehmen: FAW,
SAIC und Geely kooperieren beispielsweise mit China Unicom, Chang'an
mit China Mobile.
Gas geben
Angesichts der Dynamik, die der Fahrzeugvernetzung in China für
die nächsten Jahre prophezeit wird, reichen diese Aktivitäten indes
nicht aus. Die westlichen OEMs, deren Fahrzeuge in China hohes
Ansehen genießen, müssen jetzt durchstarten. Es gilt, ihre
China-Strategie dezidiert auf die unterschiedlichen sprachlichen und
kulturellen Gegebenheiten, Kundenpräferenzen, die uneinheitliche
Netzabdeckung, staatliche Restriktionen sowie andersartige
Diensteanbieter auszurichten. Dabei sind sie mehr als in jedem
anderen Land auf Kooperationen mit einheimischen Playern angewiesen.
"Oberstes Gebot ist der nachhaltige Aufbau eines starken lokalen
Partnernetzwerks", betont Juergen Reiner, Partner bei Oliver Wyman.
"Nur so können westliche Autobauer Lösungen anbieten, die dem
hochkomplexen chinesischen Markt für Fahrzeugvernetzung gerecht
werden und zugleich die Kundenwünsche punktgenau treffen."
ÜBER OLIVER WYMAN
Oliver Wyman ist eine international führende Managementberatung
mit weltweit 3.000 Mitarbeitern in mehr als 50 Büros in 25 Ländern.
Das Unternehmen verbindet ausgeprägte Branchenspezialisierung mit
hoher Methodenkompetenz bei Strategieentwicklung, Prozessdesign,
Risikomanagement und Organisationsberatung. Gemeinsam mit Kunden
entwirft und realisiert Oliver Wyman nachhaltige Wachstumsstrategien.
Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre Geschäftsmodelle, Prozesse,
IT, Risikostrukturen und Organisationen zu verbessern, Abläufe zu
beschleunigen und Marktchancen optimal zu nutzen. Oliver Wyman ist
eine hundertprozentige Tochter von Marsh & McLennan Companies (NYSE:
MMC). Weitere Informationen finden Sie unter www.oliverwyman.de.
Folgen Sie Oliver Wyman auf Twitter @OliverWyman.
Pressekontakt:
Maike Wiehmeier
+49 89 939 49 464
maike.wiehmeier@oliverwyman.com
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