Automobilindustrie: Gewinnsteigerung um 50 Prozent bis 2020
Geschrieben am 06-09-2013 |
Düsseldorf (ots) - Gewinne der größten Automobilhersteller erhöhen
sich auf insgesamt 79 Mrd. Euro - Weiterhin steigende Verkäufe in
Wachstumsmärkten und Trend zu Premium-Fahrzeugen sind größte Treiber
Der Gesamtgewinn der größten Automobilhersteller kann bis 2020 von
derzeit 54 Mrd. Euro um rund 50 Prozent auf jährlich 79 Mrd. Euro
wachsen. Maßgebliche Treiber für diese Entwicklung sind trotz der
aktuellen Probleme eine jährliche Steigerung der weltweiten
Autoverkäufe um 3,8 Prozent sowie der anhaltende Trend zu
Premium-Fahrzeugen. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen
McKinsey-Studie mit dem Titel "The road to 2020 and beyond: What's
driving the global automotive industry?", in der die weltweit 17
größten Automobilunternehmen analysiert wurden. Sie decken zusammen
vier Fünftel des globalen Automarkts ab.
"Unser Ausblick für die Automobilindustrie ist grundsätzlich
positiv", sagt Detlev Mohr, Leiter der europäischen Automobilberatung
von McKinsey und Co-Autor der Studie. Die Branche habe sich von der
schweren Krise in den Jahren 2008/2009 erholt. "2012 überstiegen die
Erträge mit 54 Mrd. Euro die des letzten Vorkrisenjahres 2007 mit 41
Mrd. Euro wieder deutlich." Die Ertragsquellen haben sich allerdings
verschoben: Während die Hersteller 2007 in den BRIC-Staaten und dem
Rest der Welt 30 Prozent ihres Gewinns erwirtschafteten, waren dies
2012 bereits 60 Prozent - angetrieben durch 65 Prozent mehr
Fahrzeugverkäufe.
Dieser Trend wird sich laut der McKinsey-Analyse fortsetzen: Der
Großteil der zusätzlichen Gewinne (19 Mrd. Euro) wird durch anhaltend
starke Verkäufe in den Wachstumsmärkten erzielt, davon bis zu 9 Mrd.
Euro durch Premiumautos in China. Mögliche Verkaufs- und
Zulassungsrestriktionen in China könnten die erwarteten zusätzlichen
Gewinne jedoch signifikant schmälern.
Steigende Verkäufe in Nordamerika werden 4 Mrd. Euro beitragen,
während von Europa und Japan mittelfristig keine zusätzlichen
Wachstumsimpulse ausgehen. Anstatt eines Volumenwachstums könnten in
den etablierten Märkten jedoch Trends wie digitale Angebote im Auto
und eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen Herstellern und
Zulieferern einen positiven Gewinneffekt von 2 Mrd. Euro haben.
Erfolgsbausteine für Hersteller
"Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren schon wichtige
Schritte unternommen, um sich auf den härteren Wettbewerb
einzustellen. Doch die Chancen werden für verschiedene Regionen und
Fahrzeugsegmente sehr unterschiedlich sein", erläutert Detlev Mohr.
Neun Bausteine sind für den langfristigen Erfolg nötig, so die
McKinsey-Analyse:
- Produktivität weiter verbessern: Verschärfte
Emissionsgrenzwerte und Sicherheitsanforderungen erhöhen die
Kosten, gleichzeitig konnten wegen des scharfen Wettbewerbs
Preiserhöhungen netto bisher nicht bei den Kunden durchgesetzt
werden. Hersteller müssen daher Kostenverbesserungen in Höhe von
3 bis 4 Prozent jährlich erreichen, um das Profitabilitätsniveau
zu halten und sowohl neue Features als auch die vorgeschriebenen
Technologien zu nutzen.
- Komplexität durch Plattformstrategien managen: Größere
Produktionsvolumina auf gleichen Fahrzeugplattformen bleiben ein
Schlüssel zur Profitabilität. Gleichzeitig steigt jedoch durch
die Markteinführung neuer Fahrzeugvarianten, die sich die
gleichen grundlegenden Komponenten teilen, die Komplexität.
Während sich dieser Trend im unteren und mittleren
Fahrzeugsegment langsam abschwächt, gibt es im Premiumbereich
noch profitable Nischen für neue Modellvarianten.
- Kosten für Umweltauflagen abfedern: Zukünftige CO2-Reduktionen
werden deutlich teurer sein als bisher, da die Hersteller die
kostengünstigen Einspartechnologien mittlerweile flächendeckend
eingeführt haben. Allianzen mit Wettbewerbern und Zulieferern
können helfen, Investitionskosten für neue Technologien wie
elektrische und Hybridantriebe zu begrenzen.
- Ersatzteilmarkt in China entwickeln: Die Wachstumsraten des
chinesischen Automarktes werden von 18 Prozent (2006) auf ein
immer noch hohes Niveau von 6 Prozent (2020) zurückgehen. Großes
Potenzial bietet der Ersatzteilmarkt: Er wächst um jährlich 20
Prozent und wird bis 2020 rund 100 Mrd. Euro erreichen. Der
Aufbau eines starken Servicenetzes kann außerdem helfen, die
Markenloyalität zu stärken.
- Chancen in aufstrebenden Regionen nutzen: Der Anteil der
etablierten Märkte an den weltweiten Verkäufen wird von derzeit
50 Prozent bis 2020 auf 40 Prozent sinken. Vielversprechend
sind eine Konzentration auf Premiumautos sowie die Entwicklung
kleinerer Fahrzeuge, vor allem für Schwellenländer. Bis 2020
dürfte dieses Segment auf 30 Millionen Fahrzeuge jährlich
anwachsen.
- Autos vernetzen: Bis 2020 wird jedes fünfte Fahrzeug im Bestand
über eine Internetverbindung verfügen. Besitzer verbringen
durchschnittlich 50 Minuten pro Tag im Fahrzeug - zusätzliche
Services wie Musikdienste oder touristische Informationen können
daher ein vielversprechendes Geschäftsfeld sein und zur
Markendifferenzierung beitragen. Hersteller müssen sich in
diesem Bereich auf kürzere Entwicklungszyklen und neue Anbieter
einstellen.
- Autohandel auf Digitalisierung ausrichten: Für 70 Prozent der
Neuwagenkäufer sind digitale Kanäle schon jetzt die wichtigste
Informationsquelle. Um das Markenimage und die Kundenbindung zu
stärken, sollten Hersteller und Händler gemeinsam integrierte
Vertriebsstrategien entwickeln, die digitale Angebote im
Internet und Autohaus mit dem praktischen "Erfahren" eines Autos
verbinden.
- Zulieferer auf Wachstumspfad mitnehmen: Die steigenden Verkäufe
in Wachstumsregionen erfordern zusätzliche
Produktionskapazitäten vor Ort - Hersteller sollten die
benötigten Wertschöpfungsketten gemeinsam mit Zulieferern
entwickeln. Darüber hinaus könnten der Trend zu alternativen
Antrieben sowie die Verbreitung von Infotainment im Auto eine
Chance für Zulieferer sein, mehr zur Wertschöpfung beizutragen.
Enge Partnerschaften sind ein Weg, um Entwicklungskosten zu
senken und neue Technologien schneller in den Markt zu bringen.
- Kapazitäten anpassen: Signifikante Überkapazitäten in Europa
drücken die Gewinne. Während in den USA die Krise genutzt wurde,
um Kapazitäten anzupassen, steht dieser Schritt in Europa noch
aus. In China müssen die Hersteller den Markt genau beobachten
und den Ausbau der Produktion entsprechend flexibel managen.
Hintergrund
Für die weltweite Studie "The road to 2020 and beyond: What's
driving the global automotive industry?" wurden die weltweit 17
größten Automobilhersteller analysiert, die für 80 Prozent der
Verkäufe und rund 85 Prozent des Umsatzes stehen. Zahlreiche
Experteninterviews mit Automobilmanagern stützen die Ergebnisse der
Analyse.
McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende
Unternehmens¬beratung für das Topmanagement. 28 der 30 DAX-Konzerne
zählen aktuell zu den Klienten. In Deutschland und Österreich ist
McKinsey mit Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am
Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien aktiv.
Pressekontakt:
Martin Hattrup-Silberberg, Telefon 0211 136-4516,
E-Mail: martin_hattrup-silberberg@mckinsey.com
www.mckinsey.de
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