Börsen-Zeitung: Datenklau 1.0, Kommentar zu Vodafone von Stefan Paravicini
Geschrieben am 12-09-2013 |
Frankfurt (ots) - Bei Vodafone werden die Daten von zwei Millionen
Personen und Unternehmen entwendet, und doch ist man als Zeitgenosse
wenig indigniert: Keine Schlapphüte von Geheimdiensten weit und
breit. Keine klandestine Operation zur Terrorabwehr steckt hinter
einem der bislang größten Fälle von Diebstahl privater Kundendaten in
Deutschland. Ein IT-Administrator von einem externen Dienstleister,
der für den britischen Telekomkonzern in Deutschland tätig ist, hat
die Tür zu den auf Servern in Deutschland gespeicherten Daten "von
innen aufgeschlossen", heißt es bei Vodafone.
Das ist schlimm genug und kann den Betroffenen - darunter auch
frühere und potenzielle Geschäftsverbindungen von Vodafone -
empfindliche finanzielle Schäden verursachen. Zwar betont der
Konzern, der derzeit gerade dabei ist, Kabel Deutschland zu
übernehmen, dass der bereits ausgeforschte mutmaßliche Täter nur an
sogenannte Stammdaten wie Namen, Adressen und Bankverbindungen
gelangt ist, mit denen noch kein Zugriff auf Konten und Kreditkarten
möglich ist. Doch wer immer mittlerweile über diese Informationen
verfügt, kann die fehlenden Daten mit gezielten Phishing-Attacken
ergänzen. Von einer Weitergabe an Dritte ist laut Vodafone zwar
nichts bekannt, sie wird von den ermittelnden Behörden aber auch
nicht ausgeschlossen.
Von der Chuzpe und der kriminellen Energie des mutmaßlichen Täters
einmal abgesehen wird der Datenklau bei Vodafone die meisten nicht
unmittelbar Betroffenen dennoch kaltlassen. Die Fähigkeit zum Staunen
ist in Verbindung mit Angelegenheiten des Datenschutzes in den
vergangenen Wochen jedenfalls vielen abhandengekommen.
Nicht nur weil beinahe jeden Tag aus den Dossiers des ehemaligen
US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden wohldosierte Details
darüber bekannt werden, wie Nachrichtendienste den Datenschutz mit
Füßen treten. Auch die alltäglichen Unternehmensnachrichten gerade
von IT- und Telekomkonzernen nähren den Verdacht, dass deren
Möglichkeiten zur Speicherung, Zusammenführung und Analyse von Daten
die Fantasie von Datenschützern und Gesetzgebern längst überschritten
haben.
Die Bedrohungslage für Daten von Privaten und von Unternehmen ist
unübersichtlich geworden. Die von Vodafone eingerichtete
Internetseite, auf der sich Kunden ausgerechnet per Eingabe ihrer
Bankverbindung über die eigene Betroffenheit kundig machen können,
geriet prompt in den Verdacht, selbst ein leichtes Ziel für
Cyber-Angreifer zu sein.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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