Lausitzer Rundschau: Stiefkind der Politik
Zur Notwendigkeit einer umfassenden Pflegereform
Geschrieben am 18-09-2013 |
Cottbus (ots) - Die Pflege ist zum Stiefkind der Politik geworden.
Auch wenn die noch amtierende Bundesregierung gern das Gegenteil
behauptet. Sicher, an propagandistischen Aktivitäten hat es ihr nicht
gefehlt. Der vormalige FDP-Gesundheitsminister Philipp Rösler rief
das Jahr 2011 gar zum "Jahr der Pflege" aus. Nur auf eine Reform, die
jahrelang hält, wartet die Nation immer noch vergebens. Dabei liegen
die Fakten längst auf dem Tisch: 2030 wird es in Deutschland etwa 3,3
Millionen Pflegebedürftige geben. Jährlich erkranken allein 200 000
Menschen an Demenz. Für sie hat Rösler-Nachfolger Daniel Bahr zwar
ein paar bescheidene Verbesserungen ins Gesetzblatt gebracht. Doch im
Kern zielt die gesetzliche Pflegeversicherung nach wie vor auf
körperliche Beeinträchtigungen anstatt auf geistige Erkrankungen.
Auch dafür gibt es längst kluge Modelle, welche die bisherigen
Pflegestufen durch Bedarfsgrade ersetzen, die sich am Umfang der
persönlichen Selbstständigkeit orientieren. Aber Bahr ließ dieses
schon in Zeiten der Großen Koalition entwickelte Konzept lieber noch
einmal von einer Expertenkommission aufwärmen, anstatt überfällige
Entscheidungen zu treffen. Der Grund ist simpel: Ein umfassender
Pflegebegriff verursacht deutlich höhere Kosten, die sich Bahr nicht
traute, selbst zu benennen. Vor diesem Hintergrund muss auch die
aktuelle Studie der privaten Pflegeanbieter gesehen werden. Macht sie
doch die Notwendigkeit eines Ausbaus der stationären Betreuung
deutlich. Dabei genießt das Pflegeheim keinen guten Ruf. Und den
etablierten Parteien, nicht nur der FDP, kommt das sogar entgegen. In
ihren Programmen steht viel über die schöne Zukunft von Alten-WGs
oder betreutem Wohnen geschrieben. Wohl wissend, dass sie damit auch
die Seelenlage der Bürger treffen - und Kosten sparen. Denn die
Versorgung daheim kommt den Staat natürlich billiger als eine
stationäre Pflege. Angesichts der demografischen Entwicklung ist es
jedoch problematisch, die Heimbetreuung zu vernachlässigen.
Bekanntlich herrscht zunehmend Fachkräftemangel, sollen Frauen
deshalb stärker am Berufsleben teilnehmen. Doch wie das zur politisch
gleichzeitig erwünschten Betreuung Pflegebedürftiger durch ihre
Angehörigen passt, will sich nicht erschließen. Kurzum, es macht
keinen Sinn, die verschiedenen Pflegeformen gegeneinander
auszuspielen. Die Stärkung der ambulanten Betreuung ist genauso
richtig und wichtig wie die der stationären Versorgung. Beides
zusammen wird noch mehr Geld kosten. Doch das ist der Preis, um den
eine Gesellschaft auch in Würde altern kann. Die nächste
Bundesregierung, egal welcher Couleur, muss hier endlich Klartext
sprechen - und vor allem handeln.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
486442
weitere Artikel:
- BERLINER MORGENPOST: Ein Erfolg, der Fragen aufwirft.
Leitartikel von Jochim Stoltenberg zur Festnahme des mutmaßlichen Täters von Bad Saarow und Storkow Berlin (ots) - Die Imker haben geerntet. Es war eine reiche Beute
nach harter Arbeit. Es wurde aber auch höchste Zeit. Monatelang hat
die Potsdamer Sonderkommission "Imker" an einem der bislang
skrupellosesten und brutalsten Verbrechen der letzen Jahre in
Bandenburg gearbeitet, bis sie nun endlich ganz offensichtlich fündig
geworden sind. Und dabei auf einen wohlbekannten Täter gestoßen sind.
Das Problem während der Fahndung: Der mutmaßliche Erpresser war zwar
in Berlin polizeibekannt, nicht aber im benachbarten Brandenburg.
Das mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu EU/Kroatien Halle (ots) - Kroatien muss jetzt endgültig zum Lehrbeispiel für
Brüssel werden. Es reicht nicht, bei den anstehenden
Erweiterungsrunden mit Serbien, Mazedonien, Albanien, dem Kosovo und
den übrigen Balkan-Bewerbern, ausschließlich auf wirtschaftliche,
politische und gesellschaftliche Harmonisierung der Bestimmungen zu
pochen. Es geht eben auch immer noch darum, wie die politische Klasse
mit ihrer Vergangenheit und deren Vertretern umgeht. Eine Regierung,
die mutmaßliche Kriegsverbrecher und beschuldigte Mörder beschützt,
ist vom mehr...
- Westfalenpost: Naiver Blick nach Syrien / Kommentar von Rudi Pistilli zur Lieferung von Chemikalien an das Assad-Regime Hagen (ots) - Frieden in der Welt predigen und weltweit als
drittgrößter Waffenlieferant Geld scheffeln - im Neuen Testament gibt
es dafür eine Bezeichnung: Pharisäer, was in polemischer Weise für
Heuchler steht. Als solche dürften sich die Verantwortlichen der
damaligen rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder und der
nachfolgenden Großen Koalition unter Angela Merkel aber sicher nicht
gefühlt haben. Immerhin ist das Geschäft, bedenkliche Chemikalien
nach Syrien zu verkaufen, zwischen 2002 und 2006 in gutem Glauben an
eine zivile mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Afghanistan Halle (ots) - Nun wurde bekannt, dass die Bundeswehr in diesem
Jahr bereits drei Luftangriffe über Afghanistan initiierte - jeweils
zur Unterstützung afghanischer Sicherheitskräfte. Die drei Fälle
sind, so weit bekannt, nicht so explosiv, aber aufschlussreich.
Aufschlussreich sind sie, weil die Bundeswehr bei den Bombardements
jeweils auf Hilfe der Amerikaner angewiesen war. Ohne die USA geht
am Hindukusch weiterhin nichts. Aufschlussreich sind die Attacken
überdies, weil sie zeigen, wie hilflos die Afghanen für sich genommen
sind. mehr...
- Westfalenpost: Lieber einen Priester mit Frau als eine Pfarrei ohne Priester / Kommentar von Joachim Karpa zum Zölibat Hagen (ots) - Kardinal Karl Lehmann hält das Ende des Zölibats
für möglich. Der Mainzer Bischof kann sich in Zukunft verheiratete
Priester vorstellen. Er hält Ehelosigkeit und sexuelle Enthaltsamkeit
für zunehmend problematisch. Eine Lebensform, für die nach seiner
Ansicht das Verständnis in der Gesellschaft fehlt. Stimmt. Fast 90
Prozent der Bundesbürger halten das Eheverbot für Priester der
katholischen Kirche für nicht zeitgemäß. Das mag kein Argument gegen
das Keuschheitsgelübde sein, aber es ist ein  Hinweis darauf, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|