Badische Neueste Nachrichten: Zeitwende
Geschrieben am 23-09-2013 |
Karlsruhe (ots) - Was für eine Wahl! Mit ihrer Stimme haben die
Wähler ein politisches Erdbeben ausgelöst. Dabei wollten sie
eigentlich das genaue Gegenteil. Indem sie Angela Merkel und die
Union stärkten und die Kanzlerin mit einem überwältigenden
Vertrauensbeweis ausstatteten, sprachen sie sich für Sicherheit und
Stabilität aus, für eine Fortsetzung ihrer ruhigen, verlässlichen
Politik. Doch gekommen ist es ganz anders: Nichts ist nach diesem
Sonntag mehr so wie es vorher war, das vertraute politische System in
diesem Land steht vor einem tief greifenden Umbruch, bei den
Liberalen und den Grünen, den großen Verlierern des Sonntags, rollen
die Köpfe, es kommt zum überfälligen personellen Wechsel und zur
notwendigen inhaltlichen Neuausrichtung. Die FDP, einst die Kraft der
Mitte mit Scharnierfunktion zwischen Union und SPD, ist aus der Zeit
gefallen, sie kann die Frage nicht beantworten, wozu man sie noch
braucht. Die Partei liegt in Trümmern, das traditionelle Mittel,
einfach den Vorsitzenden auszutauschen, wird nicht mehr reichen.
Christian Lindner muss einen modernen Liberalismus für das 21.
Jahrhundert entwickeln, der die Freiheits- und Bürgerrechte im
digitalen Zeitalter neu definiert. Zudem ist mit der "Alternative für
Deutschland" eine ernsthafte Konkurrenz im eigenen Lager entstanden.
Als einzige wirkliche Volkspartei in der Mitte der Gesellschaft ist
die Union übrig geblieben. Angela Merkel hat ihre Partei neu
ausgerichtet und sich in der Mitte so breitgemacht, dass für die SPD
kein Platz mehr ist. Und doch ist ihre Stärke gleichzeitig ihr
Problem: Mit dem Verschwinden der FDP hat sie ihren natürlichen
Koalitionspartner im bürgerlichen Lager verloren, nur mit SPD oder
Grünen bringt sie eine Mehrheit zustande. Das wird schwierig. Die SPD
hat zum zweiten Male nach 2009 auf Bundesebene keine Machtoption, für
Rot-Grün gibt es keine Mehrheit, der Traum von der kulturellen
Hegemonie hat sich als Schimäre erwiesen. Selbst bei Erstwählern und
Studenten liegt Angela Merkel mittlerweile vorne. Das Land tickt
anders als Kreuzberg-Friedrichshain, auch wenn dies die Grünen nicht
wahrhaben wollen. Das Wahl-Desaster bedeutet das Ende der
Gründungsgeneration der Grünen. Mit dem beschlossenen Atomausstieg
hat die Öko-Partei ihr ureigenstes Thema verloren, zur Umsetzung der
Energiewende hat sie nur wenig beizutragen, die Gesellschaft will
nicht mit Verboten und Vorschriften bevormundet werden. Rein
rechnerisch gäbe es eine linke Mehrheit im Parlament, doch die drei
linken Parteien sind zusammen nicht regierungsfähig. So steht Angela
Merkel trotz ihres historischen Wahltriumphes unter einem doppelten
Druck. Auf der einen Seite ist ihr mit der AfD eine Kraft erwachsen,
auf der anderen Seite wird die SPD bei Koalitionsverhandlungen
erhebliche Zugeständnisse verlangen. Nun ist es die Aufgabe der
Kanzlerin, aus ihrem Wahlsieg etwas zu machen. Leicht wird es nicht.
Und schnell wird es auch nicht gehen.
Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
487266
weitere Artikel:
- Badische Neueste Nachrichten: Auf dem Sprung Karlsruhe (ots) - Irgendwie kommt einem das Ganze seltsam bekannt
vor: In Hessen stehen sich die beiden Lager Schwarz-Gelb und Rot-Grün
unversöhnlich gegenüber, und für beide fehlt es nach der Landtagswahl
an der nötigen Mehrheit für eine Regierungsbildung. Nach der letzten
Wahl sah die Situation ganz ähnlich aus. Damals entschloss sich
SPD-Landeschefin Andrea Ypsilanti entgegen ihrer Versprechungen im
Wahlkampf doch zu einem Bündnis mit der Linken. Doch der
vermeintliche Befreiungsschlag entpuppte sich als Rohrkrepierer. Bei
der mehr...
- Rheinische Post: DGB-Vize Buntenbach erwartet von Union Politikwechsel Düsseldorf (ots) - Die stellvertretende Vorsitzende des DGB,
Annelie Buntenbach, erwartet von der Union einen Politikwechsel.
"Das Wahlergebnis verbinde ich mit der Erwartung, dass die Regierung
künftig das umsetzt, was die überwältigende Mehrheit der Bürgerinnen
und Bürger will, zum Beispiel die Einführung eines gesetzlichen
Mindestlohn und die Sicherung der Renten", sagte Buntenbach der in
Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe).
"Nachdem die Vertreter der marktradikalen FDP vom Wähler abgestraft
worden mehr...
- Rheinische Post: Grüne lehnen NRW-Jahrmarkt-Gesetz ab Düsseldorf (ots) - Das geplante Jahrmarkt-Gesetz von
NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) hat kaum noch Chancen.
Nach CDU und FDP ist jetzt auch der grüne Koalitionspartner gegen die
Initiative. "Ich sehe keine Notwendigkeit, die Vielfalt der Märkte in
NRW durch ein Gesetz einzudämmen", sagte der Fraktionschef der Grünen
im Landtag, Reiner Priggen, der in Düsseldorf erscheinenden
"Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). Duin bereitet gerade ein Gesetz
vor, mit dem er den Verkauf von Neuwaren auf sonntäglichen
Jahrmärkten eindämmen mehr...
- Rheinische Post: Handwerkspräsident fordert stabile neue Bundesregierung Düsseldorf (ots) - Das deutsche Handwerk hat die
Bundestagsparteien aufgefordert, zügig eine stabile neue
Bundesregierung zu bilden. "Wir setzen auf eine zügige
Regierungsbildung und eine stabile Regierung", sagte
Handwerkspräsident Otto Kentzler der in Düsseldorf erscheinenden
"Rheinischen Post" (Mittwochausgabe). "Auf die kommende
Bundesregierung warten große Herausforderungen", sagte Kentzler. "Mit
Tatkraft muss die Zukunftsfähigkeit Deutschlands abgesichert und
weiterentwickelt werden", so der Präsident des Zentralverbands des mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: Ex-Umweltminister Röttgen hält Energiewende für "Essential" künftiger Regierungsarbeit - Gutes Abschneiden der CDU in NRW ausschließlich Folge von Merkels Popularität Köln (ots) - Der frühere Bundesumweltminister und CDU-Vorsitzende
Nordrhein-Westfalens, Norbert Röttgen, rät seiner Partei nach dem
Wahlsieg, die Energiewende zum zentralen Projekt der künftigen
Regierungsarbeit zu machen. Für die CDU gebe es "vier Essentials",
sagte Röttgen dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag-Ausgabe):
"Deutschland muss außen- und europapolitisch konstruktiv und
verlässlich sein. Ab 2014 dürfen wir keine neuen Schulden mehr
machen. Wir müssen die Energiewende vernünftig und zielgerichtet
fortführen. Und wir mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|