Westdeutsche Zeitung: ... denn der Fußgänger hat keinen Airbag =
von Peter Kurz
Geschrieben am 02-10-2013 |
Düsseldorf (ots) - Ein Zyniker, der den bevorstehenden
bundesweiten BlitzMarathon kritisiert, könnte argumentieren: Vor 30
Jahren gab es jährlich weit mehr als 10 000 Todesopfer im
Straßenverkehr. Seither ist die Zahl kontinuierlich gesunken. 2012
waren es nur noch 3600. Warum muss man Tausende Polizisten in einen
Großeinsatz schicken?
Nur 3600? Es geht um 3600 Leben und eine weit größere Zahl von
Menschen, die einen Angehörigen oder Freund für immer verloren haben.
Es besteht keinerlei Anlass, sich mit der durch verbesserte
Fahrzeugtechnik und Verkehrskonzepte reduzierten Zahl
zufriedenzugeben. Angesichts dessen erscheint es doch als gar zu
kleine Münze, wenn die CDU-Opposition mit Blick auf den für den
Blitz-Marathon erforderlichen Polizeieinsatz sagt, der Innenminister
solle lieber mehr gegen Einbruchsdiebstahl tun. Wer die Sache als
PR-Gag eines NRW-Ministers bezeichnet, blendet aus, dass die
bundesweite Ausdehnung der in NRW bereits viermal durchgeführten
Aktion von allen Innenministern der Länder befürwortet wird.
Kritiker sagen, dass Raser während des Blitz-Marathons 24 Stunden
lang auf die Bremse treten, um dann wieder Gas zu geben. Doch wer so
argumentiert, missversteht die Absicht, die hinter der Aktion steht:
Sie soll das Thema ins Bewusstsein der Menschen bringen. Deshalb wird
das Vorhaben auch nicht etwa dadurch konterkariert, dass die
Kontrollstellen schon vor dem 10. Oktober auf den Internetseiten der
Polizei und in Medien veröffentlicht werden. Dies zeigt gerade, dass
den Autofahrern keine Falle gestellt werden soll, um sie
abzukassieren. Sondern dass es um die Sensibilisierung für dieses
wichtige Thema geht.
Mit alltäglichen Einzelkontrollen erwischt man einzelne Raser, mit
einer solchen Aktion hingegen bringt man das Thema in alle Köpfe. Der
Blitz-Marathon soll deutlich sichtbar sein - eine für manch einen
dringend notwendige Verkehrserziehung. Der Autofahrer mag sich wegen
immer besserer Sicherheitstechnik verleitet fühlen, Tempolimits nicht
so ernst zu nehmen. Doch der Radfahrer oder Fußgänger, den er mit
seinem "Ich-will-Spaß-Ich-geb-Gas Gehabe" gefährdet, hat nun mal
keinen Airbag.
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Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
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