DER STANDARD-KOMMENTAR "Was Frank will" von Michael Völker
Geschrieben am 03-10-2013 |
Ein politischer Schadensfall: Die Selbstdemontage des Teams
Stronach - Ausgabe vom 4.10.2013
Wien (ots) - Fast 170.000 Bürger haben Frank Stronach gewählt. Das
sind sehr viele Stimmen, wenn man bedenkt, was Stronach und sein Team
zu bieten haben. Stronach war das jedenfalls zu wenig. Ursprünglich
wollte er eigentlich diese Republik übernehmen und retten. Mit knapp
sechs Prozent geht das nicht. Zum Glück. Der Mann ist nicht ganz bei
sich.
Der selbsterwählte Heilsbringer muss jetzt den Eindruck haben,
dass er sein Geld verschleudert und seine Zeit vergeudet hat. Die
Österreicher wussten offenbar nicht zu schätzen, was Stronach zu
bieten hat. Das mochte auch daran liegen, dass man bis zum Schluss
tatsächlich nicht so recht wusste, was er denn zu bieten hat.
Erklären konnte er das jedenfalls nicht. Und so ganz genau wollte man
das vielleicht auch gar nicht wissen.
Diese Undankbarkeit der Österreicher, die sich nicht ausreichend
nach der Rettung durch den Milliardär verzehrten, müssen jetzt seine
Mitarbeiter und Mitstreiter büßen. Stronach, ein autoritärer
Patriarch, wütete, ehe er nach Kanada entwich: Mitarbeiter wurden
entlassen, Politiker ihrer Funktionen enthoben.
An sich ist der politische Kahlschlag, den Stronach in den eigenen
Reihen vornimmt, kein erheblicher Schaden. Es war nicht die Elite,
die bei Stronach angeheuert hatte. Das waren Hasardeure, die es in
die Politik geschwemmt hatte: wandlungswillige Haltungsverwalter, die
ihr Glück schon bei SPÖ, FPÖ, BZÖ und ÖVP gesucht hatten und es jetzt
bei Frank wissen wollten. Einige waren gestrandet, wären woanders
nicht untergekommen, und sicherlich waren auch welche dabei, die auf
Stronachs sagenhaften Reichtum geschielt und sich persönlichen Profit
erwartet hatten. Der Gram über den Verlust und den Abstieg dieses
Personals mag sich in den politischen Kabinetten in Grenzen halten.
Aber immerhin waren ein paar Leute darunter, die sich doch noch den
Luxus einer Meinung geleistet hatten und diese, mit aller Vorsicht
und Rücksicht, auch äußerten.
Diese Leute wurden jetzt ersetzt. Durch Leute, die Frank noch
toller finden, als das diejenigen taten, die ihn vorher toll fanden.
Ihnen voran wurde eine Dame namens Kathrin Nachbaur gestellt. Sie war
als Stronachs Assistentin sicherlich eine Spitzenkraft. Ihre
politische Durchschlagskraft darf aber hinterfragt werden. Ihre
herausragende Stärke, das formuliert sie auch selbst so: Sie weiß am
besten, was Frank will. Gratulation.
Das weitere Personal, das an den Schnittstellen werken soll, wurde
offenbar ebenfalls anhand des Verneigungswinkels ausgesucht -
vielleicht tatsächlich würdige Volksvertreter, wenn auch die
Opportunisten und Ja-Sager, die es in der Bevölkerung gibt, in der
Politik abgebildet werden sollen. Mit dieser Partei als
Koalitionspartner drohen zu wollen wäre jedenfalls ein schlechter
Witz, der dessen Erzähler der Lächerlichkeit preisgibt.
Frau Nachbaur, Stronachs Statthalterin in der Partei und im
Parlament, ist bar jeglicher Erfahrung in der Politik. Das mag auch
erfrischend sein, gewiss. Es wird ihr nur nicht gelingen, das
Drehmoment der Stronach'schen Denkanstöße in eine spürbare politische
Schubkraft umzusetzen. Das hat sicher seine erhellenden und heiteren
Aspekte. Aber letztlich wird die Politik so ihrer Ernsthaftigkeit
beraubt. Das haben sich auch die 170.000 Wähler, die mit ihrer Stimme
für Frank Stronach etwas bewirken wollten, und sei es nur als
Ausdruck der Unzufriedenheit, nicht verdient.
Rückfragehinweis:
Der Standard
Tel.: (01) 531 70 DW 445
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